Sorge um ZivilbevölkerungSatellitenbild zeigt Elend in Sri Lanka
Srilankische Regierungstruppen sind weiter in das Rebellengebiet vorgestossen. Die Kämpfe trieben mehrere zehntausend Bewohner in die Flucht. Ein Satellitenbild zeigt die dramatische Lage der Flüchtlinge.
Bis Dienstagabend hätten sich rund 78 000 Menschen in Sicherheit gebracht, sagte Brigadegeneral Udaya Nanayakkara. Die US-Regierung veröffentlichte Satellitenaufnahmen der Region, auf denen etwa 25 000 dichtgedrängt stehende Zelte gezählt wurden. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes sind noch 50 000 Menschen dort gestrandet. Die Amerikaner rechnen mit 100 000 Flüchtlingen.
Die Vereinten Nationen haben zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand aufgerufen, damit die in dem schmalen Küstenstreifen lebenden Menschen in Sicherheit gebracht werden können. In den vergangenen drei Monaten sind nach UNO-Schätzungen mehr als 4500 Bewohner getötet worden.
Warnung vor humanitärer Katastrophe
Bei den jüngsten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen sind am Montag und Dienstag 35 tamilische Kämpfer getötet worden, sagte ein Militärsprecher. Auch in den eigenen Reihen sei es zu Verlusten gekommen. Man sei daran, den berüchtigten Tigers-Chef Velupillai Prabhakaran einzukreisen. Er soll sich im Küstengebiet befinden, die Rebellen wollten ihn vermutlich mit einem Boot an einen sicheren Ort bringen.
Wegen der kritischen Lage befindet sich die Zivilbevölkerung in der Region nach Einschätzung internationaler Hilfsorganisationen in einer zunehmend bedrohlichen Lage. Das Rote Kreuz warnte vor einer katastrophalen Entwicklung im Fall einer Schlussoffensive der Regierungstruppen gegen die tamilischen Rebellen.
Rebellenvertreter ergeben sich
Zwei ranghohe Vertreter der Rebellen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) ergaben sich am Mittwoch den vorrückenden Regierungstruppen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Streitkräfte um einen früheren Pressesprecher und einen Übersetzer der Rebellen, die während des von Norwegen vermittelten und inzwischen überholten Friedensprozesses wichtige Rollen innehatten. Nanayakkara sagte, die beiden seien die bislang ranghöchsten Rebellen, die sich den Streitkräften ergeben hätten.
Menschliche Schutzschilde
Die LTTE kämpfen seit mehr als 25 Jahren für einen tamilischen Staat im Norden der Insel Ceylon. In den vergangenen Monaten wurden sie jedoch auf einen kleinen Landstrich zurückgedrängt und von Regierungssoldaten immer stärker eingekreist. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, die Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Laut Armeeangaben haben sich in den letzten Tagen drei tamilische Selbstmordattentäter unter flüchtenden Menschen in die Luft gesprengt und 17 von ihnen getötet. Die Tigers wiederum beschuldigen die Armee, in den letzten Tagen rund 1000 Zivilisten getötet zu haben. Überprüfen lassen sich die Angaben kaum, weil die srilankische Regierung keine ausländischen Korrespondenten ins Kriegsgebiet lässt.
(ast/pbl/AP)
Tamilen protestieren
Die Eskalation in Sri Lanka sorgt auch bei den Exiltamilen in Europa für Aufruhr. Bei einer Demonstration in Paris ist es am Montag zu Zusammenstössen mit der Polizei gekommen. Etwa 60 Personen wurden festgenommen. Am 12. April stürmten tamilische Demonstranten die Botschaft Sri Lankas in Oslo Norwegen hatte 2002 einen Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien vermittelt. Auch die grosse Tamilengemeinde in der Schweiz meldet sich mit Statements und Kundgebungen zu Wort, so etwa am Dienstagnachmittag in Zürich.