BereicherungSBB-Projektleiter schanzte sich über 600 Aufträge zu
Korruptionsaffäre bei der Bahn: Ein SBB-Angestellter hat sich jahrelang bei Auftragsvergaben bereichert. Er kassierte Leistungen im Wert von über zwei Millionen Franken.
- von
- sas

Der angeklagte SBB-Mitarbeiter schanzte Aufträge im Anlagebau zwei kleinen Firmen zu, die seinen Bekannten gehörten.
Der Bund hat die nächste Korruptionsaffäre – zwar nicht in den Reihen der Verwaltung, doch bei der staatseigenen Bahn. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat sich ein Bahn-Projektleiter während Jahren selbst Aufträge zugeschanzt.
Gemäss Anklage konnte der Projektleiter zwischen 2003 und 2014 604 Aufträge für Elektroanlagen selber vergeben – laut Bundesanwaltschaft «unrechtmässig». Das Gesamtvolumen betrug rund vier Millionen Franken. Der Fall kommt im nächsten Sommer vor Gericht.
Das Vorgehen war nicht allzu ausgeklügelt, aber es funktionierte lange einwandfrei. Der Mittfünfziger schanzte Aufträge im Anlagebau zwei kleinen Firmen zu, die Bekannten gehörten. Dann zeichnete er die angeforderten Pläne – wenn überhaupt – selber und erhielt dafür indirekt einen zünftigen Zustupf. Der Projektleiter kassierte laut Anklage insgesamt 1,8 Millionen Franken.
Bargeld, Fotovoltaikanlage, Mercedes-Rabatt
Die SBB räumt indirekt ein, dass die Sicherheitsmechanismen versagt haben. «Die internen Kontrollprozesse wurden seither angepasst, Mitarbeitende geschult und laufend sensibilisiert», sagt Sprecher Christian Ginsig.
Lange nicht bemerkt hat die SBB zudem, dass der Projektleiter einem grösseren Unternehmen aus dem Bereich Elektroanlagen Aufträge für 12 Millionen Franken zugesprochen hatte. Dafür kassierte er laut Anklage Leistungen im Wert von 400'000 Franken. Die Rede ist von 50'000 Franken Bargeld, einer Fotovoltaikanlage sowie von Flottenrabatten für zwei Mercedes-Benz.
Übernommen von «Tages-Anzeiger», bearbeitet von 20 Minuten.