Prestigeprojekt klammheimlich beendetSBB will mit App das Silicon Valley angreifen und scheitert ohne Beachtung
Die Bahn in Staatshand hat ihre Mobilitätsplattform Smartway nach grossen Tönen kleinlaut eingestellt. Trotzdem bleibt die SBB den Entwicklern der App verbunden. Ex-Chef Andreas Meyer wollte gar in den Verwaltungsrat des Start-ups.

- von
- Fabian Pöschl
Darum gehts
Die SBB haben eine weltweit führende Mobilitätsplattform entwickeln wollen.
Nach dem Launch vor zwei Jahren stellte die Bahn die App aber schon im April ein.
Ex-SBB-Chef Meyer verzichtete erst nach Medienanfragen auf einen Sitz im Verwaltungsrat der App-Entwickler.
Ex-SBB-Chef Andreas Meyer spuckte vor zwei Jahren grosse Töne als er die App Smartway lancierte. «Weltweit führend» wollte die SBB mit der App sein, die mittels Künstlicher Intelligenz und Handy-Standortmessung neben dem Zug auch andere Transportmöglichkeiten wie E-Scooter, Mietvelos oder Mobility-Autos anzeigt.
Mit an Bord war das Luzerner Start-Up Axon Vibe, das von einem «Frontalangriff aufs Silicon Valley» sprach. Fünf Jahre sollten die beiden Firmen zusammenarbeiten, die SBB beteiligten sich gar mit fünf Prozent an den Luzernern.
Klammheimlich eingestellt
Doch nun stellte die Bahn ihr Prestigeprojekt klammheimlich ein, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Laut einem SBB-Sprecher kam bereits Ende April das Ende der App. «Die SBB konzentrieren sich in Zukunft vermehrt auf das Kerngeschäft Bahn», sagt der Sprecher. Zudem zwinge Corona die SBB zu Sparmassnahmen. Ausserdem hat sie bereits Alternativen in der SBB-App integriert (siehe Box).
SBB setzt auf Fairtiq
Die Smartway-App ist zwar gefloppt. Doch die SBB hat mittlerweile die Check-in-Technologie des Berner Start-ups Fairtiq in seine App integriert. Bei dieser startet und beendet man mit einem Wisch die Reise. Weitere vergleichbare Apps wie Smartway bieten die Plattformen Yumuv und Zürimobil. An Yumuv ist die SBB ebenfalls beteiligt.
Besonders pikant ist, dass Ex-SBB-Chef Meyer bei der Firma als Privatperson als Verwaltungsrat einsteigen wollte. Erst nach Medienanfragen verzichtete er offenbar darauf, um nicht den Anschein zu erwecken, dass er seine SBB-Funktion für künftige Tätigkeiten missbrauche. Meyer wollte sich auf Anfrage der «Sonntagszeitung» nicht dazu äussern.
Was die Bahn, die sich vollständig im Besitz des Bundes befindet, für den Flop bezahlt hat, verrät der Sprecher nicht. Laut Bericht arbeitete eine Handvoll Leute von Seiten der SBB am gemeinsamen Projekt. Bei dem Start-Up will die SBB Minderheitsaktionärin bleiben.
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