Nicht nur auf Stellensuche : Schachtel-Ott predigt auch gegen Schwule

Aktualisiert

Nicht nur auf Stellensuche Schachtel-Ott predigt auch gegen Schwule

Simon Ott (25) ist in Zürich mit einer Kartonschachtel auf Stellensuche. Er hat sich auch schon als extremer Christ in der Öffentlichkeit präsentiert – etwa beim Rupperswiler Mordprozess.

von
som/tam
1 / 9
Mit solchen Plakaten war Simon Ott unterwegs.

Mit solchen Plakaten war Simon Ott unterwegs.

Leser-Reporter
Auch an der Street Parade war er damit vor Ort.

Auch an der Street Parade war er damit vor Ort.

Leser-Reporter
Am 25. Februar 2019 benutzte er Karton für Weltliches. Er ist derzeit in Zürich mit einer Schachtel auf Stellensuche.

Am 25. Februar 2019 benutzte er Karton für Weltliches. Er ist derzeit in Zürich mit einer Schachtel auf Stellensuche.

som

Mit Hilfe einer beschrifteten Kartonschachtel will der 25-jährige Simon Ott eine neue Stelle finden. Laut eigenen Angaben hat er schon mehrere Angebote erhalten und auch schon zwei Stellen angenommen. Die Idee dazu habe er von Gott erhalten, sagt er zu 20 Minuten. Zu diesem scheint er ein besonderes Verhältnis zu haben.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Ott in der Öffentlichkeit exponiert, berichten mehrere Leser. Der Mann war schon als christlicher Prediger unterwegs. Auf einem seiner Plakate schrieb er, dass Gott unter anderem allen Huren, Partytieren und Homosexuellen befehle, Busse zu tun.

An Street Parade mit Schwulenhasser-Plakat

«Ott ist ein ziemlich extremer Christ», sagt ein Leser-Reporter. Ein anderer Leser hat ihn mit seinem Schild vor zweieinhalb Jahren an der Street Parade beobachtet: «Ich finde es krass, dass jemand an einer Veranstaltung damit auftaucht, die für Toleranz steht und an der so viele Homosexuelle teilnehmen.»

Der 25-Jährige hat zudem in Aarau ein Plakat verschmiert und darauf gegen Homosexuelle gehetzt – unterzeichnet mit seinem Namen, was ein anderer Leser mit seiner Kamera festgehalten hat: «Das fand ich sehr verstörend.» Er habe Ott auch schon persönlich am Bahnhof gesehen. «Ich habe ihn leider erlebt, wie er einem lesbischen Pärchen etwa 150 Meter nachgelaufen ist und mit ‹Sie kommen in die Hölle und sie sollten sich schämen!› beschimpft hat.» Solche Leute möchte er nicht bei der Stellensuche unterstützen, so der Leser.

Fanatiker wird Abgeführt

Vor einem Jahr ist Ott auch beim Rupperswiler Mordprozess als religiöser Fanatiker aufgefallen, als er vor dem Prozessgelände mit einem Megafon die Todesstrafe für den beschuldigten Thomas N.* forderte. Polizisten führten ihn damals ab. Wie es bei der Kantonspolizei Aargau heisst, hat dieser Auftritt für den Mann keine strafrechtlichen Folgen.

Ott steht zu seinen Aktionen

Ott sagt zu 20 Minuten, dass er nach wie vor hinter sämtlichen Aktionen stehe. Als religiösen Fanatiker sieht er sich nicht: «Mir ist es bewusst, dass ich mich bei vielen nicht beliebt mache. Aber damit muss man als Christ leben, wenn man die Wahrheit sagt.»

So sei er zwischen 2015 und 2017 regelmässig mit seinem Plakat umhergezogen, auf dem steht, dass Gott Homosexuellen befehle, Busse zu tun: «Momentan habe ich keine Zeit dafür. Aber ich schliesse es nicht aus, es wieder zu tun.» Er sieht sich als Prediger, der die Leute bekehren will – darunter auch Homosexuelle: «Sex unter Gleichgeschlechtlichen ist nun mal widernatürlich und schadet dem Körper – Gott will das nicht.»

Mit Kartonschachtel auf Stellensuche

Simon Ott zieht in der Stadt Zürich mit einer Kartonschachtel umher. Darauf bewirbt er sich um eine Stelle.

*Name der Redaktion bekannt

Deine Meinung