Saudi-ArabienSchläge für kaufsüchtige Frauen sind o.k.
Ein Richter in Saudi-Arabien erregt den Zorn von Frauenrechtlerinnen. Er hatte erklärt, ein Mann dürfe seine Frau schlagen, wenn diese beim Einkaufen zu viel Geld ausgibt.
Richter Hamad Al-Razine machte seine Äusserungen gemäss der englischsprachigen Zeitung «Arab News» an einem Seminar über häusliche Gewalt: «Wenn ein Mann seiner Frau 1200 Rial (rund 400 Franken) gibt, und sie verwendet 900 Rial für den Kauf einer Abaya (die schwarze Kopfbedeckung, die Frauen in Saudi-Arabien tragen müssen), und wenn ihr Mann deswegen ins Gesicht schlägt, dann hat sie diese Strafe verdient.»
Die Frauen im Publikum hätten lautstark protestiert und seien schockiert gewesen, dass die Bemerkung von einem Richter stammte, so die Zeitung weiter. Al-Razine habe damit begründet, warum Fälle von häuslicher Gewalt in Saudi-Arabien in letzter Zeit zugenommen haben. «Unanständiges Benehmen» von Frauen und «beleidigende Worte» gegenüber ihren Männern seien weitere Gründe für häusliche Gewalt.
Keine vollwertigen Menschen
Das Thema war im ultrakonservativen Königreich lange tabu, seit einigen Jahren jedoch wird verstärkt darüber diskutiert. Die Frauenrechtlerin Wajeha Al-Huwaider zeigte sich in einem Interview mit CNN nicht überrascht über die Aussagen des Richters: «So sehen die Männer in Saudi-Arabien die Frauen. Sie werden dazu erzogen, eine Frau als nicht vollwertigen Menschen zu betrachten». In dieser Kultur werde ihnen beigebracht, dass es in Ordnung ist, die Hand gegen eine Frau zu erheben.
Kürzlich sorgte ein anderer Richter in Saudi-Arabien für Aufsehen, als er einem neunjährigen Mädchen zweimal die Scheidung von seinem 50 Jahre älteren Ehemann verweigerte, obwohl die Mutter des Mädchens diese beantragt hatte. Erst nach Protesten von Menschenrechtsgruppen wurde die Ehe annulliert.
(pbl)