17 Jahre Stuntfrau«Schlimmstes Erlebnis war mit Kontaktlinsen»
Die Baslerin Petra Sprecher arbeitet als Stuntfrau in Hollywood. Angefangen hat sie mit sieben Jahren als Akrobatin beim Jugend-Circus Basilisk.
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Petra Sprecher, wie bleibt man in so einem anspruchsvollen Job physisch und mental fit?
Neben dem technischen Stunt-Training brauche ich täglich eine Aktivität in der Natur. Das beruhigt die Nerven. Zum Glück wohne ich nicht weit vom Griffith Park entfernt, in dem ich viele verschiedene schöne Wanderwege kenne. Ich meditiere auch täglich und mache viel Yoga.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie kurz davor sind, einen potenziell gefährlichen Stunt zu machen?
Ich konzentriere mich völlig auf den Stunt, blende also alle negativen Gedanken aus. Visualisierung ist das Wichtigste. Tief durchatmen. Ruhig werden. Mich auf meine Körpermitte konzentrieren, alle Gänge hochschalten und Action.
Was war Ihr Lieblings-Stunt und für welche Produktion?
Da gibt es mehr als einen. Als ich an «The Time Machine» arbeitete, war ich superglücklich. Es war ein dreiwöchiger Job, mit vielen Überstunden tagein, tagaus. Ich kam in einen guten Arbeitsrhythmus, das fühlte sich gut an. Ich durfte auch eine Rolle spielen – ich war eine Eloi-Frau. So hatte ich mehr Freiheit beim Kreieren, da ich niemand anderen kopieren musste. Einen anderen Superjob habe ich gerade kürzlich absolviert. Es war der neue Film mit Brad Pitt, von dem ich gar nichts erzählen darf. Der Job war top. Er hat mir gut gefallen, weil ich mit der Schauspielerin, die ich doubelte, sehr gut auskam. Die Stunts waren alle mit Stahlkabeln, was ja meine Spezialität ist.
Die in Basel geborene Petra Sprecher ist eine erfolgreiche Stuntfrau in Hollywood.
Petra Sprecher in der Marvel-basierten ABC-Serie Agents of S.H.I.E.L.D. (Video: zvg)
Gibt es Stunts, die Sie nicht machen würden?
Stunts mit Feuer. Aber bloss, weil ich solche bis jetzt einfach noch nicht trainiert habe.
Was mögen Sie an Ihrem Job und was nicht?
Ich arbeite wirklich gerne am Set von A bis Z. Alles ist so aufregend, obwohl alles sehr seltsam abläuft. Manchmal heisst es: Hopp, hopp, deine Szene ist in 15 Minuten dran! Dann wird gross gehetzt, gerannt, und dann hat man neun Stunden später immer noch nichts gemacht. Plötzlich muss man doch voll bereit sein und innert Sekunden das Totale liefern. Was ich nicht mag, ist, dass ich oft nur für einen Tag angestellt bin. Nach 17 Jahren im Geschäft habe ich nur einmal einen fünfwöchigen Job gehabt, dann noch ein paar dreiwöchige und ansonsten waren es ein- bis dreitägige Jobs.
Was war Ihr schlimmstes Stunt-Erlebnis?
Das war bei der TV-Serie «Charmed». Die Kontaktlinsen für mich wurden hinter meinem Rücken in der letzten Minute umgetauscht in solche, die absolut nicht meiner Augengrösse entsprachen. Der Regisseur hat am Abend zuvor einfach gedacht, dass ich anstatt orangen Augen lieber gelbe haben sollte. Nach dem Drehtag sass ich am Boden in einer Ecke meiner Garderobe, weil ich die Augen nicht mehr öffnen konnte. Ich wurde dann in die Notaufnahme gefahren. Meine Hornhaut war total zerkratzt.
Was machen Sie neben Stunts noch?
Ich war für ein paar Jahre Zirkus- und Yogalehrerin, aber das mache ich schon sehr lange nicht mehr. Das Showbusiness verlangt absolute Aufmerksamkeit, ob man jeden Tag gebucht wird oder nicht.
Sendungshinweis: Petra Sprecher ist am Sonntag, 15. April, in der Sendung «Aeschbacher» zu Gast, 22.10 Uhr auf SRF 1.

Petra Sprecher ist seit 17 Jahren im Stunt-Business tätig. Angefangen hat sie im Alter von sieben Jahren beim Jugend Circus Basilisk. Später trat sie beim Cirque du Soleil auf. Während einer Nordamerika-Tournée las sie per Zufall in einem Heft einen Bericht über schwarze Stuntfrauen. «Peng! Das ist es! Das will ich auch machen», sagt sie.
Inzwischen wirkte sie als Stunt-Double in Filmen wie «Minority Report», «Pirates of the Caribbean» und «Independence Day: Resurgence» mit. Sie tritt aber auch immer wieder als Schauspielerin in Erscheinung, wie zum Beispiel als Furiosa in der ABC-Serie «Agents of S.H.I.E.L.D.»