High-Speed-GamingSchnell, schneller, als Speedrunner zum Rekord
Speedrunner zocken Games entgegen der Vorgaben und scheren sich nicht um die Ideen der Entwickler. Ihr Ziel ist es, einen Titel so schnell wie möglich zu beenden.
- von
- Ill-FiL

Viele Gamer versuchen, ihr Lieblingsspiel so schnell wie möglich durchzuspielen.
Jeder Gamer hat sein Lieblingsspiel. Während die einen Stunden, Tage und Wochen mit «Super Mario» verbringen, durchforsten andere monatelang die raue Wildnis von «Skyrim» oder unternehmen ausgedehnte Ausflüge in der Umgebung von Los Santos in «GTA V». Hauptsache, das Game bietet genügend Abwechslung und Unterhaltung, sodass man sich möglichst lange damit befassen kann.
Was aber, wenn ein Gamer ein Spiel so viel und lange gezockt hat, dass es nichts mehr zu entdecken gibt? «Einfache Antwort», werden Sie jetzt vielleicht denken, «dann kauft man sich halt einfach ein neues.»
Diese Haltung mag für die Mehrzahl der Spieler gelten, doch es gibt auch eine Gamer-Zunft, für die auch dann noch lange nicht Schluss ist, wenn sie schon längst jeden hintersten Winkel ihres favorisierten Titels in- und auswendig kennen.
Neuer Kick für alte Spiele
Die Lösung? Die Gamer kreieren sich kurzerhand neue Herausforderungen, die von den Entwicklern des Titels ursprünglich nicht vorgesehen waren. Zum Beispiel sogenannte Speedruns. Als Speedrun wird der Versuch bezeichnet, ein Game so schnell wie möglich von A bis Z zu durchspielen. So haben die gelangweilten Spieler nicht nur eine neue Motivation, sich weiter mit ihrem Lieblingsgame zu beschäftigen. Vielmehr erhält der Titel auch neue Erfüllungs-Kriterien. Und das sogar bei Spielen, die eigentlich weder ein Punkte- noch ein Mehrspieler-System bieten, an denen man sich messen könnte. Ein Beispiel hierfür ist «The Legend of Zelda: Ocarina of Time».
Warum Speedruns mittlerweile eine grosse Fangemeinde verzeichnen, ist durchaus erklärbar: Die Disziplin ermöglicht die Jagd nach messbaren Rekorden, und zwar unabhängig vom gewählten Spiel. Und so liegt etwa der derzeitige Speedrun-Weltrekord im Action-Rollenspiel «Diablo» bei sagenhaften 3:09 Minuten (Bildschirm-Ladezeiten nicht mitgerechnet).
Zu dieser zugegeben wirklich beeindruckenden Leistung muss aber erwähnt warden, dass sich der Weltrekordler verschiedene Tricks und Glitches, also Fehler im Spiel, zunutze gemacht hat (siehe Ein PDF mit einer Auflistung gibts hier).
Keine offizielle Disziplin
Um die Speedrunning-Szene so etwas wie salonfähig zu machen, gibt es mittlerweile Online-Portale, die nicht nur die «offiziellen» Weltrekord-Läufe auflisten, sondern auch Angaben darüber machen, ob bei dem entsprechenden Run auf zusätzliche Hilfsmittel zurückgegriffen wurde oder nicht. Dabei gilt wie auch beim richtigen Sport: je «sauberer» der Sprint, desto höher das Ansehen der Community. Wichtige Speedrunning-Websites sind speeddemosarchive.com oder speedrun.com. Aber auch auf Reddit tauschen sich die Speedrunner aus. Und auf der Game-Streaming-Plattform Twitch gibt es mittlerweile zahlreiche Speedrun-Kanäle.
Da Speedrunning keine offizielle Game-Disziplin ist, ist es teils schwierig, einen Weltrekord auch als solchen zu verifizieren. Fest steht indes, dass das Hobby der Speedrunner einerseits ziemlich nerdy anmutet. Wer andererseits aber Geld für ständig neue Spiele sparen, sich einen Namen in der Szene machen und einen triftigen Grund haben möchte, um mal wieder sein Lieblingsgame von Anno Schnee aus dem Keller hervorzukramen, der oder die sollte sich den Einstieg in die Speedrunner-Szene überlegen.
Was halten Sie von Speedrunning? Ist das eine faszinierende «Sportart» oder nur eine Beschäftigung für gelangweilte Gamefreaks? – Diskutieren Sie mit!