Schnupfsprüche: Darum fallen beim Griff zum Schnupftabak oft rassistische Sprüche

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Schnupftabak-RassismusJe tiefer das Selbstbewusstsein, umso schlimmer die Sprüche

Ein Schnupfspruch sorgt beim FC Würenlingen für Unmut bei einzelnen Trainern und Spielern. Schnupfsprüche sind oftmals sexistisch und rassistisch. Laut einer Soziologin ist es wichtig, dass solche Vorkommnisse öffentlich werden.

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Schnupfsprüche sind oftmals sexistisch und rassistisch. Gesprochen werden sie oftmals an geselligen Stammtischrunden. 

Schnupfsprüche sind oftmals sexistisch und rassistisch. Gesprochen werden sie oftmals an geselligen Stammtischrunden. 

20min/Michael Scherrer
Laut der Soziologin Amina Trevisan dienen rassistische, ethnisierende und sexistische Sprüche sowie Witze oft dazu, eigene Meinungen hinter der Fassade des Nicht-Ernst-Gemeinten zu verstecken. «Durch die rassistische Abwertung und Herabsetzung von Menschen wird das eigene Selbstwertgefühl aufgewertet, was letztlich das mangelnde Selbstbewusstsein kaschiert», sagt die Soziologin Amina Trevisan.

Laut der Soziologin Amina Trevisan dienen rassistische, ethnisierende und sexistische Sprüche sowie Witze oft dazu, eigene Meinungen hinter der Fassade des Nicht-Ernst-Gemeinten zu verstecken. «Durch die rassistische Abwertung und Herabsetzung von Menschen wird das eigene Selbstwertgefühl aufgewertet, was letztlich das mangelnde Selbstbewusstsein kaschiert», sagt die Soziologin Amina Trevisan.

20min/Michael Scherrer
Schnupftabak wird jedoch nicht nur an Stammtischen unter Freunden konsumiert, sondern auch im sportlichen Wettkampf. Dieser Unterschied ist dem Schweizerischen Schnupf Verband (SVS) wichtig. «Von sexistischen und rassistischen Sprüchen, die an Stammtischen fallen, distanzieren wir uns klar», sagt Claudia Lustenberger, Präsidentin des SVS.

Schnupftabak wird jedoch nicht nur an Stammtischen unter Freunden konsumiert, sondern auch im sportlichen Wettkampf. Dieser Unterschied ist dem Schweizerischen Schnupf Verband (SVS) wichtig. «Von sexistischen und rassistischen Sprüchen, die an Stammtischen fallen, distanzieren wir uns klar», sagt Claudia Lustenberger, Präsidentin des SVS.

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • Schnupfsprüche sind oftmals sexistisch und rassistisch.

  • Ein rassistischer Schnupfspruch sorgte bei einem Fussballverein für Abgänge von einem Spieler und einem Trainer. 

  • Zwischen dem Konsum von Schnupftabak in einer Stammtischrunde und dem Wettkampfschnupfen müsse unterschieden werden, sagt der Schweizerische Schnupf Verband (SVS).

  • Sprüche und Witze auf Kosten von Minderheiten seien nicht nur Ausdruck der Überlegenheit der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft, sagt eine Soziologin.

«Kommt ein N*** zu dir her, nimmst du meist das Sturmgewehr. Kommt ein J*** mit nem Messer, dann nimm die Flinte, die ist besser.» Rassistische und sexistische Schnupfsprüche finden in der heutigen Zeit noch immer Platz in geselligen Runden.

Auch beim FC Würenlingen wurde während eines feuchtfröhlichen Beisammenseins zum Schnupftabak gegriffen. Zuerst für Gelächter in der Runde zuständig ist ein rassistischer Spruch rund ein halbes Jahr später verantwortlich dafür, dass ein Spieler und ein Trainer den Verein verlassen haben.

«Ausdruck von Überlegenheit»

Dass sexistische und rassistische Schnupfsprüche weit verbreitet sind, zeigt beispielsweise auch ein Hinweis zu Einsendungen auf der Internetseite Schnupfspruch.ch, wo Schnupfsprüche gesammelt werden: «Es ist selbstverständlich, dass keine fremdenfeindlichen Sprüche veröffentlicht werden», heisst es dort.

Doch warum sind Schnupfsprüche oftmals sexistisch und rassistisch und warum finden das – mehrheitlich – Männer lustig? Laut der Soziologin Amina Trevisan dienen rassistische, ethnisierende und sexistische Sprüche sowie Witze oft dazu, eigene Meinungen hinter der Fassade des Nicht-Ernst-Gemeinten zu verstecken. «Sprüche und Witze auf Kosten von Minderheiten sind nicht nur Ausdruck der Überlegenheit der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft, sondern stärken auch die eigene Gruppenzugehörigkeit. Durch rassistische oder sexistische Äusserungen wird die eigene Macht hervorgehoben. Ebenfalls wird durch die rassistische Abwertung und Herabsetzung von Menschen das eigene Selbstwertgefühl aufgewertet, was letztlich das mangelnde Selbstbewusstsein kaschiert», sagt Trevisan.

«Unrecht öffentlich machen»

Dabei macht es laut der Soziologin auch keinen Unterschied, ob Sprüche unter der Gürtellinie in einer privaten Runde oder in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. «Die Auswirkung von rassistischen und diskriminierenden Äusserungen sind für Betroffene gleich schmerzhaft – auch wenn abgewertete Menschen nicht anwesend sind.»

Daher braucht es laut Trevisan Zivilcourage, Unrecht sowohl im öffentlichen wie auch im privaten Raum öffentlich zu machen. «Daher ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit von diesem rassistischen Vorfall bei einem privaten Anlass des Fussballvereins erfahren hat.» Dennoch sagt die Soziologin, dass die Entschuldigung des Präsidenten Anerkennung erfahren sollte.

Trennung zwischen Stammtisch- und Wettkampf-Schnupfen

Schnupftabak wird jedoch nicht nur an Stammtischen unter Freunden konsumiert, sondern auch im sportlichen Wettkampf. Dieser Unterschied ist dem Schweizerischen Schnupf Verband (SVS) wichtig – vor allem, weil beim Wettkampfschnupfen keine Schnupfsprüche dem Schnupfen vorausgehen.

Wie Claudia Lustenberger, Präsidentin des SVS, sagt, werde bei ihnen grundsätzlich nur mit «Gut Schnupf» auf das Schnupfen hingewiesen. «Von sexistischen und rassistischen Sprüchen, die an Stammtischen fallen, distanzieren wir uns klar.» Zwar wisse man im Verein, dass es solche Sprüche gebe, weshalb diese aber oftmals unter der Gürtellinie seien, wisse man jedoch nicht. Aber sie stellt klar: «Sie sind schlicht nicht mehr zeitgemäss.»

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