
Im Herbst geht die Corvette E-Ray eAWD in den USA an den Start.
RevolutionSchock für die Fans – die Corvette fährt mit Elektro-Power
Die Corvette ist ein Klassiker mit langer Tradition und festen Werten. Diese werden aktuell ordentlich durcheinander gewirbelt.
- von
- Dave Schneider
Bei Corvette folgt der einen Revolution gleich die nächste. Zunächst wurde bei der aktuellen, inzwischen achten Generation des legendären Sportwagens das traditionelle Antriebslayout geändert, vom Front- zum Mittelmotor – das allein hat bei hartgesottenen Fans Entsetzen ausgelöst. Und nun das: Chevrolet bringt die C8 auch mit einem Hybridantrieb! Damit nicht genug: Das neue Modell namens E-Ray hat erst noch Allradantrieb. Das kommt in gewissen Kreisen einem Frevel gleich.
Doch auch der US-Sportwagen muss sich dem Wandel der Zeit anpassen. «Die begeisterte Reaktion auf das Konzept Corvette im Jahr 1953 war der Startschuss für sieben Jahrzehnte voller Leidenschaft, Leistung und amerikanischem Einfallsreichtum», sagt GM-Präsident Mark Reuss pathetisch. «Die E-Ray als die erste elektrifizierte, allradgetriebene Corvette geht nun einen Schritt weiter und erweitert das Versprechen, was eine Corvette leisten kann.»
So schnell wie nie
Der Blick auf die technischen Daten sollte viele Fans hingegen beruhigen – oder ihren Puls aus ganz anderen Gründen beschleunigen. Denn die Kombination aus einem 369 kW/502 PS starken 6,2-Liter-V8 mit Achtgang-Automatik mit einem 120 kW/163 PS leistenden E-Motor an der Frontachse verspricht ein Fahrerlebnis, das die Corvette so bisher nicht geboten hat. Die Systemleistung des eAWD genannten Allradantriebs beträgt 488 kW/664 PS, und dank des Elektro-Boosts soll der Paradesprint auf 100 km/h in rund 2,5 Sekunden möglich sein – damit übertrumpft das Modell alle seine Vorgänger.
Dabei belässt es der US-Hersteller aber nicht. Als neues Topmodell, das derzeit den Codenamen Zora trägt, soll eine Hybridvariante mit 5,5-Liter-Biturbobenziner nachgereicht werden, die gemäss US-Fachmedien über 1000 PS leisten und ein Drehmoment von über 1350 Nm generieren soll. Und fest steht auch, dass diese elektrifizierten Modelle erst Vorbote einer rein elektrisch angetriebenen Corvette sind – einen Zeitplan dazu verrät der Hersteller aber nicht.
Obwohl noch keine Testfahrt möglich war, ist davon auszugehen, dass die E-Ray dank des Allradantriebs noch einfacher zu kontrollieren sein wird als die heckgetriebene C8. Das bestätigt zumindest auch Chefentwickler Tadge Juechter: «Eine Corvette muss ein aufregendes Fahrerlebnis auf Landstrassen und auf der Rennstrecke bieten, und die E-Ray bietet genau das», ist der Ingenieur begeistert. «Die Elektrifizierung verbessert das Gefühl der Kontrolle unter allen Bedingungen und verleiht dem Sportwagen ein unerwartetes Mass an Gelassenheit.»
Eine weitere Neuerung bringt die E-Ray mit sich: Sie wird die erste Vette sein, die sich rein elektrisch fortbewegen kann, und zwar im neuen Fahrmodus «Stealth» – zumindest «für kürzere Distanzen» und nur bis maximal 70 km/h. Mehr erlaubt die 1,9 kWh grosse Batterie nicht, die per Rekuperation geladen wird. In den USA wird die Corvette E-Ray eAWD ab der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein und dort umgerechnet etwa 96'000 Franken kosten (Cabriolet: 103'000 Franken). Wann und zu welchen Preisen die Hybrid-Corvette zu uns kommt, ist nicht bekannt.