Erdbebenkatastrophe: Schon fast 47’000 Tote gezählt – viele Schulen in Syrien zerstört

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ErdbebenkatastropheSchon fast 47’000 Tote gezählt – viele Schulen in Syrien zerstört

Noch immer kämpfen sich Helfer in den Erdbebengebieten durch die Trümmerberge. Doch in der Türkei gehen die Sucharbeiten in vielen Regionen allmählich zu Ende. 

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Eine zerstörte Schule in der Türkei. 

Eine zerstörte Schule in der Türkei. 

IMAGO/NurPhoto
In Syrien haben immer noch nicht alle Menschen Nothilfe erhalten. 

In Syrien haben immer noch nicht alle Menschen Nothilfe erhalten. 

IMAGO/Xinhua
Unterdessen teilte der türkische Stadtplanungsminister Murat Kurum am Sonntag mit, dass rund 118’000 Häuser im türkischen Teil der Erdbebenregion als einsturzgefährdet oder schwer beschädigt einzustufen seien.

Unterdessen teilte der türkische Stadtplanungsminister Murat Kurum am Sonntag mit, dass rund 118’000 Häuser im türkischen Teil der Erdbebenregion als einsturzgefährdet oder schwer beschädigt einzustufen seien.

IMAGO/ZUMA Wire

Darum gehts

  • Knapp zwei Wochen nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe ist die Zahl der Opfer in Syrien und der Türkei auf knapp 47’000 Menschen gestiegen. 

  • In Syrien haben immer noch nicht alle Menschen Nothilfe erhalten. 

  • Rund 600 Schulen wurden im Land zerstört. 

  • In der Türkei wurde derweil an den meisten Orten die Sucharbeiten eingestellt. 

Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Erdbeben getötet worden sind, ist auf 41’020 gestiegen. Das teilte die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Sonntagabend laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. Aus Syrien sind bisher rund 5900 tote Menschen in Zusammenhang mit den verheerenden Beben gemeldet worden. Die Zahl wird jedoch nur unregelmässig aktualisiert. Insgesamt sind damit in beiden Ländern nun schon fast 47’000 Tote gezählt worden. 

Das ganze Ausmass der Erdbebenkatastrophe in der syrisch-türkischen Grenzregion wird erst nach und nach deutlich. Allein in Syrien seien 8,8 Millionen Menschen von den Folgen betroffen, twitterte am Sonntag die stellvertretende UN-Syrienbeauftragte Najat Rochdi – rund zwei Wochen nach den Beben. «Die Mehrheit von ihnen benötigt voraussichtlich irgendeine Form von humanitärer Unterstützung». 

600 Schulen allein in Syrien zerstört

Die Katastrophe hat die Region in vielerlei Hinsicht schwer getroffen. Welche Folgen sich etwa für Schüler und den Unterricht ergeben werden, ist kaum absehbar. 600 Schulen seien allein in Syrien zerstört worden, sagte Yasmine Sherif, Direktorin des UN-Fonds Education Cannot Wait (ECW), dem TV-Sender Al-Dschasira. Aus dem Fonds sollen sieben Millionen US-Dollar an Notfallzuschüssen kommen, um Kindern in Syrien auch weiterhin den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. 

Unterdessen teilte der türkische Stadtplanungsminister Murat Kurum am Sonntag mit, dass rund 118’000 Häuser im türkischen Teil der Erdbebenregion als einsturzgefährdet oder schwer beschädigt einzustufen seien. Nach Kurums Angaben wurden etwa 927’000 Häuser untersucht.

Einige Rettungseinsätze vor Ort, wo auch Aufräumarbeiten begonnen haben, neigten sich über das Wochenende dem Ende entgegen. So beendete etwa ein Such- und Rettungsteam aus Katar seinen zweiwöchigen Einsatz in der Südtürkei, wie die katarische Nachrichtenagentur QNA berichtete. Der türkische Katastrophenschutz Afad gab am Sonntag bekannt, dass die Sucharbeiten in neun der elf betroffenen Provinzen beendet seien. Nur in Kahramanmaras und Hatay werde weiter nach Verschütteten gesucht, sagte der Afad-Vorsitzende Yunus Sezer vor Journalisten in Ankara. 

1,2 Millionen Menschen haben betroffene Regionen verlassen

Es werde geschätzt, dass mehr als 1,2 Millionen Menschen die betroffene Region in der Türkei verlassen haben. Über eine Million Betroffene sind derzeit vorübergehend in Unterkünften untergebracht, wie Sezer sagte.

US-Aussenminister Antony Blinken machte sich am Sonntag zusammen mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu ein Bild von der Zerstörung in der schwer vom Erdbeben betroffenen Provinz Hatay. Blinken erklärte, dass die US-Regierung die Erdbebenhilfe für die Türkei und Syrien um weitere 100 Millionen US-Dollar aufstocke. Damit hätten die USA nun insgesamt 185 Millionen Dollar zugesagt. Die Hilfe solle den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien zugutekommen. Von dem Geld sollen Hilfsgüter wie Medikamente, Decken, Zelte und warme Kleidung gekauft werden. Ausserdem solle damit die Versorgung mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, aber auch Bildung für Kinder gewährleistet werden. 

In Syrien war die Lage für viele Menschen schon vor den Beben verheerend. Bombardements und Kämpfe im jahrelangen Bürgerkrieg, eine schwere Wirtschaftskrise und eine oft kaum vorhandene öffentliche Versorgung haben das Land zu einem Brennpunkt für humanitäre Helfer werden lassen. Laut UN benötigten schon vor den Erdbeben mehr als 15 Millionen Menschen irgendeine Form von Hilfe.

Immer noch nicht alle Menschen Nothilfe erhalten

Und etwa zwei Wochen nach den Beben haben im Nordwesten Syriens noch immer nicht alle Menschen Nothilfe erhalten. «Wir stehen noch am Anfang und haben das Schlimmste noch nicht gesehen», sagte der für Syrien zuständige UN-Nothilfekoordinator, Muhannad Hadi, der dpa. Bislang seien beispielsweise etwa 60’000 Menschen mit Wasser und rund 13’000 Erdbebenopfer mit Zelten versorgt worden. Nach UN-Angaben sind derzeit aber rund 40’000 Haushalte ohne Obdach. 

Bisher fuhren seit der Katastrophe mehr als 140 Lastwagen mit UN-Hilfsgütern aus der Türkei in den von Rebellen kontrollierten Nordwesten Syriens. Dort wurden mehr als 9000 Gebäude komplett oder teilweise zerstört. Am dringendsten benötigen die Betroffenen laut UN jetzt unter anderem Unterkünfte wie Zelte.

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(DPA/sys)

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