«Das Holz kann warten!»Schreiben Sie mit uns einen Kioskroman
Simpel? Möglich. Doch genau darum machen wir es nun auch. Mit Tipps von Autoren und der Hilfe unserer Leser entsteht auf 20 Minuten Online ein mehrteiliger Liebesroman - Teil 7 unserer Sommerserie.
- von
- fvo/ske
Das Schreiben von Groschenromanen ist Massenproduktion. Gewisse Autoren hauen jede Woche einen Roman raus. Das Format ist so starr, dass verschiedene Autoren unter demselben Pseudonym schreiben. Und so konventionell, dass es wunderbar zur Satire taugt. Ist es wirklich so einfach, einen Groschenroman zu schreiben?
So ein Roman sei für die Autoren nicht anspruchslos, meint Brigitte Frizzoni, Dozentin für populäre Literaturen und Medien am Institut für populäre Kulturen der Universität Zürich. «Alle sagen, die Romane seien nicht gut geschrieben. Aber man unterschätzt die Kunstfertigkeit, über die man verfügen muss, um solche Romane zu produzieren.» Da ist zum einen das hohe Schreibtempo, das eingehalten werden muss. Ausserdem muss man den Leser emotional berühren und ihn dazu bringen, sich zu entspannen und mitzufühlen.
Von Dominik Locher, der vor 10 Jahren ans Pult hockte und in zwei Monaten einen Heimatroman verfasste, haben wir gelernt: Man soll seine Charaktere ernst nehmen. Sonst merkt es das Publikum, und die erwünschte Romantik geht flöten, um einer Satire Platz zu machen.
Simpel, aber spannend
Der Regisseur, der ab Sommer 2012 seine Weiterbildung in Los Angeles in Angriff nehmen wird, hat noch weitere Regeln parat: Die Geschichten sind simpel, und darin liegt ihre Wirkung. Spannend soll der Roman aber trotzdem sein.
Die Hauptfigur braucht ein klares Ziel, das schnell klar werden und für den Leser verständlich sein soll. Da die Romanwelt wenig Graubereiche hat, ist alles klar getrennt in Gut und Böse. Der Bösewicht oder widrige Umstände dienen dazu, die Hauptfigur zu Fall zu bringen, damit diese wachsen kann. Fehler dürfe die Hauptfigur schon machen, sagt Locher. Allerdings nur verzeihbare. Denn: Sie muss immer sympathisch bleiben.
Frizzoni erwähnt zudem formelle Aspekte: Kurze Sätze, blumige Beschreibungen, ein Plot, der kaum variiert, und immer, aber auch wirklich immer: ein Happy End!
Belehren sollen andere
«In den Kioskromanen geht es nur um Unterhaltung», so Locher. Durch die Heftli wird niemand belehrt. Die Unterhaltung findet vorzugsweise im Dialog statt. Wobei auch gerne lokal gefärbte Begriffe verwendet werden dürfen. Denn die Sprache eröffnet die Welt, in welcher der Roman spielen soll. Mit alten Begriffen und Redewendungen werden die simplen Gedankengänge verdeutlicht und die gewünschte Atmosphäre gepflegt. Man könnte auch «Klischees hätscheln» sagen, wie es die NZZ in einer «Anleitung in 10 Lektionen» nannte.
Aus ebendieser Anleitung erfahren wir auch, dass sich die Ideen für die Geschichte bestens in Zeitungsmeldungen finden lassen. Es ist bei Weitem nicht der einzige Regel-Katalog für das Schreiben von Trivialliteratur. Wenngleich die meisten davon nicht als How-To-Büchlein zu verstehen sind, sondern eher als Persiflage auf das literarische Genre, das unter Schriftstellern wenig Respekt geniesst. Die Autorin Milena Moser verfasste Anfang der Neunziger Jahre in einer einzigen Nacht eine solche Anleitung zum Schreiben eines Schundromans, die in ihrer Publikation «Sans Blague – Magazin für Schund und Sünde» veröffentlicht wurde.
Wie soll die Romanze heissen?
Mit diesen Tipps in der Tasche und Ihrer Hilfe, versuchen wir es nun auch. Morgen startet auf 20 Minuten Online unser mehrteiliger Romantikroman «Schatz, das Holz kann warten!», bei dem Sie den Titel ausgewählt haben und auch weiterhin eine wichtige Rolle einnehmen. Den Ort der grossen Liebe haben Sie bereits bestimmt: Das Intern@t für höhere Töchter im Tessiner Tal.
Auf Wunsch der User erhielten die Protagonisten ihre Namen, und via Poll wurde auch darüber abgestimmt, dass sie sich zum ersten Mal begegnen, als Lindsay an der Holzhütte am See vorbeikommt, wo Adrian bei praller Sonne mit nacktem Oberkörper wie ein wild gewordener Stier Holz hackt.
Am Ende jeder Folge können Sie nun weiterhin bestimmen, wie die Geschichte von Linsday und Adrian weitergehen soll. Und jetzt entscheiden Sie per Klick im Poll oben rechts noch, wie der Bösewicht heissen soll.
Sommerserie: Kioskroman
Kioskromane gelten als Trivialliteratur: Die Sprache ist einfach, der Plot immer gleich, das Happy End garantiert. Trotzdem sind Groschenromane seit vielen Jahren erfolgreich. In einer Sommerserie untersuchen wir dieser Form der Literatur, finden ihren Ursprung, treffen ihre Autoren und lernen ihre Regeln. Es folgt ein mehrteiliger Romantikroman, bei dem Sie entscheiden, wie die Geschichte weitergeht. Entschieden haben Sie bereits jetzt, wo sich die Protagonisten zum ersten Mal treffen sollen: Mit 46 Prozent hat es die Blockhütte am See geschafft, vor der der Held Holz hackt. Auch der Handlungsort ist bestimmt: 58 Prozent waren für das Intern@t für höhere Töchter im Tessiner Tal. Die Hauptprotagonisten werden - wie 46 Prozent der Leser es wollten, Lindsay und Adrian heissen. Als Titel haben Sie sich «Schatz, das Holz kann warten!» gewünscht. Stimmen Sie jetzt darüber ab, wie der Bösewicht heissen soll.
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