Umstrittene ReiseSchröder kritisiert Holocaust-Leugnung im Iran
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist in Teheran mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zusammengetroffen. Das Gesprach fand hinter verschlossenen Türen im Präsidialamt statt. Zuvor hatte Schröder den Iran aufgefordert, Verantwortung in der Region zu übernehmen.
Schröder, der sich zu einem privaten Besuch im Iran aufhält, hatte zuvor Gespräche mit Parlamentspräsident Ali Laridschani und Aussenminister Manuchehr Mottaki geführt. Am Samstag war zudem ein Treffen mit Ex-Präsident Mohammed Chatami geplant, der bei der Präsidentenwahl im Juni gegen Ahmadinedschad antreten will.
Schröder hatte bei seinen Treffen am Samstag mehrfach betont, der Iran solle nach 30 Jahren das Angebot der neuen US-Regierung von Barack Obama zur Aufnahme eines Dialogs annehmen, um eine neue Ära in seinen Beziehungen zum Westen zu ermöglichen.
Laut Schröder könnte der Iran seine positive Rolle in Afghanistan spielen etwa bei der Unterstützung der Regierung in Kabul und im Kampf gegen den Drogenhandel wie auch im Irak und im Nahen Osten. Ahmadinedschad hatte mögliche Gespräche mit den USA begrüsst, aber gleichzeitig einen Kontakt auf Augenhöhe und mit Respekt gefordert.
Kritik an Holocaust-Leugnung
Vor dem Treffen mit Ahmadinedschad, hatte Schröder den iranischen Präsidenten für dessen Bemerkungen gegen die Existenz Israels und die Leugnung des Holocaust kritisiert. «Der Holocaust ist eine historische Tatsache, und es macht keinen Sinn, dieses einmalige Verbrechen zu leugnen», sagte Schröder am Samstag vor der iranischen Industrie- und Handelskammer in Teheran.
Ahmadinedschad hatte vor zwei Jahren die Entfernung Israels aus dem Nahen Osten und dessen Verlegung nach Europa oder Amerika gefordert. Ausserdem hatte er die historischen Dimensionen des Holocaust geleugnet und sie als «Märchen» bezeichnet.
Falls der Iran als Regionalmacht international ernst genommen werden wolle, so Schröder, sollte das Land auch Verantwortung übernehmen und internationale Regeln respektieren. Bemerkungen über den Holocaust würden nur von der zentralen Frage im Nahen Osten und der Suche nach einer gemeinsamen Lösung für den Konflikt zwischen Israel und Palästina ablenken, sagte Schröder weiter.
Teheran: Zweierlei Massstab
Die iranische Seite reagierte prompt auf die Kritik: «Um gemeinsame Lösungen zu finden, sollte man auch das jüngste Massaker an den Menschen in Gaza nicht vergessen und Israel dafür auf internationaler Ebene verurteilen», sagte Mohammad Nahawandian, Leiter der iranischen Industrie- und Handelskammer. Man könne ja nicht «die Entwicklungen im Nahen Osten mit zweierlei Mass messen».
Während seiner Amtszeit hatte Schröder den Iran nie besucht. Nun ist er auf Einladung eines iranischen Neurochirurgen unterwegs, der in Schröders Heimatstadt Hannover lebt und den der Altkanzler seit vielen Jahren kennt.
(sda)
Webseiten von Anhängern Chatamis blockiert
Die iranischen Behörden haben nach Angaben von Reformern zwei Webseiten zur Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Mohammed Chatami blockiert. Dies zeige, dass bis zur Wahl am 12. Juni der Druck auf die liberalen Kräfte verstärkt werden dürfte, erklärte der prominente Reformer Madschid Ansari am Samstag in Teheran. Chatami hatte während seiner achtjährigen Präsidentschaft von 1997 bis 2005 den Dialog mit dem Westen in den Mittelpunkt seiner Politik gerückt. Bei der diesjährigen Präsidentenwahl will er gegen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad antreten, der als ausgesprochener Hardliner gilt. (ap)