«Warmer-Pulli-Tag»: Schüler sollen fürs Klima schlottern

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«Warmer-Pulli-Tag»Schüler sollen fürs Klima schlottern

Eine deutsche Primarschule will mit dem «Warmer-Pulli-Tag»
Energie sparen. Auch Schweizer Politiker rufen dazu auf, weniger zu heizen.

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Diesen Elternbrief einer Primarschule aus Düsseldorf stellte eine verärgerte Mutter auf Facebook. Darin wird ein «Warmer-Pulli-Tag» angekündigt, an dem die Heizung ausgeschaltet wird.

Diesen Elternbrief einer Primarschule aus Düsseldorf stellte eine verärgerte Mutter auf Facebook. Darin wird ein «Warmer-Pulli-Tag» angekündigt, an dem die Heizung ausgeschaltet wird.

Das Konzept stammt aus den Niederlanden. Am «Warme Truien Dag» senken Tausende Personen die Raumtemperaturen, um auf den eigenen Energieverbrauch aufmerksam zu machen.

Das Konzept stammt aus den Niederlanden. Am «Warme Truien Dag» senken Tausende Personen die Raumtemperaturen, um auf den eigenen Energieverbrauch aufmerksam zu machen.

facebook/warmetruiendag
Jährlich machen über 200'000 Personen bei der Aktion mit. An einem Tag können so rund 6,3 Tonnen CO2 eingespart werden.

Jährlich machen über 200'000 Personen bei der Aktion mit. An einem Tag können so rund 6,3 Tonnen CO2 eingespart werden.

facebook/warmetruiendag

Schal, Mütze und lange Unterhose: Schüler einer Primarschule in Düsseldorf müssen sich am kommenden Freitag warm anziehen. Dann findet der «Warmer-Pulli-Tag» statt, an dem die Heizungen im Gebäude ausgeschaltet bleiben.

Damit will die Schulleitung «den Kindern mehr Energiebewusstsein und die Wichtigkeit einer nachhaltigen sowie umweltbewussten Lebensweise vermitteln», schreiben sie im Elternbrief, den eine Mutter auf Facebook gestellt hat.

Kinder sollen so lernen, dass man sich auch bei 18 Grad wohlfühlen kann, sagt die Schulleiterin Linda Hennemann. Die Idee dafür stammt aus Holland, wo jedes Jahr Tausende Personen am nationalen «Warme Truiendag» teilnehmen (siehe Box).

Möglichst alle sollten weniger heizen

Schweizer Politiker begrüssen den «Warmer-Pulli-Tag». «Auch wenn er nur symbolischer Natur ist – wenn die Aktion dazu dient, dass über den Klimawandel informiert wird, begrüsse ich das natürlich», sagt Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen. «Nicht nur Schweizer Schulen, sondern möglichst alle aus der Bevölkerung könnten sich ein Beispiel daran nehmen, ihre Raumtemperatur um 1 Grad senken und keine neuen Ölheizungen mehr einbauen.»

Auch Pascal Vuichard, Vizepräsident der Grünliberalen Partei Schweiz, ist vom Konzept überzeugt. So könnten Optionen aufgezeigt werden, wie man als Einzelperson mit einer kleinen Tat einen Beitrag gegen den Klimawandel leisten könne. «Und Schulen spielen eine wichtige Rolle, bei jungen Menschen dafür ein Bewusstsein zu schaffen.» Gerade über eine regelmässige Durchführung eines «Pulli-Tages» sollte ernsthaft diskutiert werden, so Vuichard.

Zweifel an Wirksamkeit

Ob so ein Pulli-Tag wirklich zielführend wäre, bezweifelt der Präsident der Jungfreisinnigen, Andri Silberschmidt. Jedoch spreche nichts dagegen, eine solche Aktion während einer Projektwoche durchzuführen, denn niemand zweifle an der Wichtigkeit, angemessen auf den Klimawandel zu reagieren. «Die Schüler sollen aber möglichst neutral und objektiv über das Thema informiert werden.»

Neutral und objektiv sei die Informationsübermittlung der Schulen jedoch genau nicht, ist der SVP-Jungpolitiker Benjamin Fischer überzeugt. «Die Lehrpersonen sollten aufhören, politischen Einfluss zu nehmen, so wie es in den Tagen rund um die Klimademos immer wieder geschah.»

Vom «Warmer-Pulli-Tag» hält Fischer nur wenig: «Es ist eine symbolische Alibiübung und hat keinerlei Einfluss auf das Klima.»

Sechs Prozent weniger CO2

Dem widerspricht Giuseppina Togni, Energieexpertin bei Safe, der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz. «Drei Viertel des Energieverbrauchs eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts sind auf Heizkosten zurückzuführen.» Hier bestehe also ein grosses Sparpotenzial. Wenn man beispielsweise in die Ferien reist, lohne es sich, bei schlecht isolierten Gebäuden die Heizungen abzustellen.

Ein nationaler «Warme-Pulli-Tag» sei zwar gut, um über den eigenen Energieverbrauch nachzudenken. Wenn nicht nur Schulhäuser, sondern grundsätzlich alle ihre Heizungen um je ein Grad senken würden, hätte das einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, sagt Togni. «Schon mit einem Grad weniger Raumtemperatur verbraucht man sechs Prozent weniger Heizenergie – und produziert somit auch sechs Prozent weniger CO2.»

Aktionstag in den Niederlanden

Aktionstag in den Niederlanden

Die Idee des «Warmen-Pulli-Tages» stammt ursprünglich aus den Niederlanden, wo schon seit 2007 über 200'000 Personen am jährlichen «Warme Truiendag» teilnehmen, wobei die Temperatur in hunderten Schulen und in öffentlichen und privaten Gebäuden um ein Grad gesenkt wird.

An einem Tag können so rund 6.3 Tonnen CO2 eingespart werden. Dieses Jahr findet er unter dem Motto «Wärme dich selber, nicht die Welt» am 15. Februar 2019 statt.

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