London: Schülerinnen fanden via Twitter zum IS

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LondonSchülerinnen fanden via Twitter zum IS

Drei Schülerinnen aus London haben sich radikalisiert und angeblich bereits Syrien erreicht. Dabei spielen soziale Medien wie Twitter eine wichtige Rolle.

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Die Checkliste eines der drei Londoner Schulmädchen, die sich auf den Weg nach Syrien gemacht haben sollen.

Die Checkliste eines der drei Londoner Schulmädchen, die sich auf den Weg nach Syrien gemacht haben sollen.

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Mit dem Weekender in den Dschihad: Die drei Londoner Schülerinnen Shamima Begum (15), Kadiza Sultana (16) und Amira Abase (15) sollen nach Syrien gereist sein, um sich dem IS anzuschliessen.

Mit dem Weekender in den Dschihad: Die drei Londoner Schülerinnen Shamima Begum (15), Kadiza Sultana (16) und Amira Abase (15) sollen nach Syrien gereist sein, um sich dem IS anzuschliessen.

Keystone/London Metropolitan Police / Handout
Kadiza Sultana (16)

Kadiza Sultana (16)

Keystone/London Metropolitan Police / Handout

Drei Londoner Schülerinnen wollen sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschliessen. Inzwischen sollen sie Syrien erreicht haben. Wie kamen die drei Topschülerinnen überhaupt auf die Idee, ins IS-Kalifat zu reisen?

Neue Details zeigen, dass die Mädchen sich vor allem über Twitter radikalisiert haben. Dort standen sie in Kontakt mit anderen Dschihadisten des IS. Eine der Verschollenen, Shamima Begum (15), folgte über 70 Extremisten auf Twitter – von denen einige für den IS kämpfen sollen, so «Daily Mail».

Kontakt mit Londoner IS-Kämpferin

Zur Gehirnwäsche beigetragen hat auch eine Schottin, die den Behörden nicht unbekannt ist. Die 20-jährige Aksa Mahmood reiste bereits 2013 nach Syrien, um eine Dschihadisten-Braut zu werden. Sie soll die weibliche Scharia-Polizei des IS leiten, die sogenannte al-Khanssaa-Brigade in Rakka.

Eine der Londoner Schülerinnen, Shamima Begum, stand in Kontakt mit Mahmood. Begum bat die 20-Jährige auf Twitter um einen privaten Chat – vier Tage später reisten die drei Mädchen nach Istanbul.

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Mahmoods Familie hat sich derweil öffentlich geäussert: Sie verspüre eine «grosse Wut» auf ihre Tochter, hiess es im britischen «Independent». Das Anwerben von Kindern via Twitter gleiche der Kindesmisshandlung, sagte der Anwalt von Mahmoods Familie gegenüber «Daily Mail». Die Angehörigen Mahmoods seien fassungslos, dass die Behörden die Nachrichten ihrer Tochter nicht überwachten oder Eltern von minderjährigen IS-Sympathisanten nicht warnten.

Soziale Medien in der Kritik

Da viele junge Dschihadisten über soziale Medien rekrutiert werden, steht auch der Social-Media-Konzern Twitter in der Kritik: Das Netzwerk erlaube, dass Teenager eine «Gehirnwäsche in ihren Schlafzimmern» durchliefen, so «Daily Mail».

Gemäss dem «Guardian» fordern immer mehr Leute, dass Twitter und ähnliche Social-Media-Plattformen Websites und Accounts von Extremisten schneller und lückenloser sperren.

«Es gibt keinen Weg zurück für die Mädchen»

Um die drei Mädchen aufzuspüren, reiste die Terroreinheit der Londoner Metropolitan Police in die Türkei. Sie arbeitet mit den türkischen Behörden zusammen, um die Mädchen zu finden, sagte ein Polizeisprecher dem «Independent». Die Suche könnte sich schwierig gestalten: Gemäss türkischen Geheimdiensten sollen die drei Schülerinnen bereits im IS-Gebiet in Syrien sein.

«Ich glaube, es gibt keinen Weg zurück für die Mädchen», sagte Mussurut Zia vom Muslimischen Frauen-Netzwerk in Grossbritannien gegenüber «BBC Breakfast». «Ich glaube nicht, dass die Mädchen wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Ihnen wird nicht die Wahrheit gesagt.»

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Frankreich entzieht mutmasslichen Dschihadisten Ausweispapiere

Zur Verhinderung der Ausreise als islamistische Kämpfer hat Frankreich erstmals sechs Dschihadisten Pässe und Ausweise entzogen.

Die Papiere seien für sechs Monate beschlagnahmt und europäische Grenzstellen entsprechend informiert worden, meldete der französische Sender RTL.

Geheimdienste hätten eine Ausreise der sechs Franzosen erwartet, hiess es. 40 weitere Personen würden überprüft. Dies seien die ersten Fälle von Ausweisentzug auf Basis der seit einigen Monaten geltenden neuen Terrorgesetze in Frankreich.

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