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Weiterbildung für HotelpersonalSchulungen sollen Missbrauch verhindern

Kinderschänder nutzen Hotelzimmer für ihre Zwecke. Eine Stiftung will Hotelpersonal helfen, solche Fälle zu erkennen.

cmr/dpa
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Manchmal reicht ein Verdacht, um Schlimmeres zu verhindern. Eine Schulung soll Hotelpersonal helfen, Kindesmissbrauch frühzeitig zu erkennen.

Manchmal reicht ein Verdacht, um Schlimmeres zu verhindern. Eine Schulung soll Hotelpersonal helfen, Kindesmissbrauch frühzeitig zu erkennen.

Hotelzimmer bieten nicht nur Reisenden einen willkommenen Aufenthaltsort. Auch Pornoproduzenten und Kinderschänder nutzen die vergleichsweise anonyme Atmosphäre von Hotels als Rückzugsmöglichkeit.

Mit einer Schulungsoffensive will das Dresdner Gastgewerbe nun offensiv gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern in Hotelzimmern vorgehen. Hotels dürften nicht länger für Kinderprostitution oder Kinderpornografie genutzt werden, sagte Lars Ellenberger, Hotelier und Mitgründer der Stiftung Kinderblick, am Montag in Dresden. Die Stiftung hat sich die Schulung des Personals zum Ziel gesetzt, um damit Missbrauchsfälle zu verhindern. Konkrete Hinweise auf Kindesmissbrauch lägen zwar nicht vor, das Problem sei aber in Hotels aller Kategorien präsent, heißt es.

Nach München und Stuttgart bietet Dresden nun als dritte Stadt allen Hoteliers eine kostenlose Fortbildung für Mitarbeiter an. Unterstützung erhält die Initiative von der Stadtverwaltung und vom Hotel- und Gaststättenverband. Bundesweit haben laut Ellenberger bereits 120 Häuser ihre Beschäftigten fortbilden lassen.

Mit Kameraausrüstung ins Hotelzimmer

«Wir wollen Mitarbeiter am Empfang und im Housekeeping schulen, dass sie mit einem bewussteren Blick an gewisse Dinge herangehen», erläuterte Ellenberger. Als Beispiel nannte er professionelle Kameraausrüstungen im Hotelzimmer. «Wenn Fernsehteams im Haus sind, dann wissen wir, die liegen da. Aber es gibt leider Gottes auch Personen, die haben solche Stative, um Pornofilme zu drehen.»

Auch sogenannte Lover-Boys – zumeist junge Männer, die minderjährige Mädchen dazu bringen, sich in sie zu verlieben, und von sich abhängig machen, um sie dann zur Prostitution zu zwingen – nutzten das Gastgewerbe. «Die gehen in Hotels, mieten sich ein Zimmer und lassen sich die verliebten Mädchen zuführen, bis dann irgendwann nicht mehr die Lover-Boys kommen zum Sex, sondern zahlende Gäste», sagte Ellenberger.

Missbrauch gibt es überall

Die Vorbehalte bei dem Thema seien in der Branche groß, sagte Sebastian Klink, Manager eines großen Hotels im Zentrum Dresdens. Immerhin seien Hoteliers stets um Diskretion und um das Gästewohl bemüht. «Man hat Angst, über das Thema zu sprechen und weiß nicht, wo man anfangen soll.» Häufig laute die Reaktion dann: «Das gibt es nicht bei uns.» Doch weiß Klink aus Erfahrungsberichten, dass es überall zu Straftaten kommt. «Überall in unserer Nachbarschaft, in allen Hotels.»

Wichtige Hinweise lauten etwa: Wenn die Kinder schon rein äußerlich nicht zum angeblichen Vater passten, gebe es beispielsweise die Möglichkeit, sich deren Ausweispapiere zeigen zu lassen und selbstbewusst nachzufragen. Einen abschreckenden Effekt hat die Maßnahme keinen: Unbescholtene Gäste schätzten, dass man um das Wohl der Kinder bemüht sei.

12 500 missbrauchte Kinder allein 2013

Auch wenn die meisten Missbrauchsfälle im familiären Umfeld passierten, sei das Projekt richtig und wichtig, sagte Sebastian Zapff vom Kinderschutzbund Dresden. Laut Krimiinalstatistik wurden 2013 in Deutschland knapp 12 500 Kinder unter 14 Jahren Opfer von sexuellem Missbrauch. Die Dunkelziffer ist hoch. Allein in Dresden gebe es 190 Beherbergungsbetriebe mit 22 000 Betten, führte Bettina Bunge vom Stadtmarketing Dresden aus. «Ziel muss es sein, dass sich jeder Hoteldirektor, jede Direktorin mit dem Thema beschäftigt.»

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