Rapperswil SG: Schulweg-Parcours soll Elterntaxi verdrängen

Aktualisiert

Rapperswil SGSchulweg-Parcours soll Elterntaxi verdrängen

Kampagne gegen Elterntaxis: Damit Kinder zukünftig lieber zu Fuss in die Schule kommen, plant Rapperswil einen Erlebnisweg.

von
nab
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In Rapperswil SG sollen die Kinder etwas zu entdecken haben auf ihrem Schulweg. Die Stadt startet ein Pilotprojekt.

In Rapperswil SG sollen die Kinder etwas zu entdecken haben auf ihrem Schulweg. Die Stadt startet ein Pilotprojekt.

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Der Kindergarten Bollwies 1 nimmt daran teil. Geplant ist ein Weg, der erlebnisreicher ist, als der bisherige.

Der Kindergarten Bollwies 1 nimmt daran teil. Geplant ist ein Weg, der erlebnisreicher ist, als der bisherige.

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Dass Eltern ihre Kinder in die Schule fahren und wieder abholen wird in den wenigsten Schulen gern gesehen – in manchen ist es sogar verboten. Die Stadt Rapperswil hat nun in den Kindergärten Hummelberg und Bollenwies 1 ein Pilotprojekt aufgegleist, um den Nachwuchs wieder zu Fuss auf den Schulweg zu bringen, schreibt die «Südostschweiz». Geplant ist eine Umgestaltung des Schulweges, der ereignisreicher gemacht werden soll als bisher.

Nicole Küng, Kindergärtnerin im Hummelberg-Kindergarten, sagt: «Momentan sind wir als kleine ‹Monsterforscher› auf Entdeckungsreise und laufen jeweils am Nachmittag den Schulweg ab.» Dafür hätten alle Kinder eine Bauchtasche mit verschiedenen Gegenständen bekommen: Holzstäbchen, Kreide und Lupe. Dinge, die ihnen ins Auge stechen, sollen damit gekennzeichnet werden.

Verschiedene Ideen für Schulweg

Küng erklärt: «Interessante Dinge nehmen die Kinder genauer unter die Lupe.» Gefalle ihnen etwas besonders gut, würden sie mit der Kreide eine Markierung anbringen. Und: «Macht ihnen ein Gegenstand Angst, legen sie ein Kreuz mit zwei Holzstäbchen.» So sehe sie, wie die Kinder ihren Schulweg wahrnehmen. Diese Eindrücke sammle sie nun. Ende März sässen die Zuständigen dann zusammen und würden das weitere Vorgehen besprechen.

Die Kindergärtnerin selbst hat aber schon einige Ideen für die Umgestaltung des Schulwegs: «Man könnte ein Spiel auf den Boden zeichnen – Himmel und Hölle zum Beispiel.» Gut vorstellen könne sie sich auch Fernrohre, die auf Augenhöhe der Kinder angebracht würden. «So könnten sie die Umgebung noch genauer wahrnehmen.» Spontan komme ihr auch in den Sinn, einen Klangweg aufzustellen.

Infoveranstaltung für Eltern und Kinder

Laut Schulpräsident Thomas Rüegg soll den Kindern die natürliche Welt näher gebracht werden. «Zudem wollen wir den Eltern auch die Angst nehmen und sie ermutigen, ihren Nachwuchs selbstständig zur Schule gehen lassen.» Um die Eltern und Kinder zu sensibilisieren seien auch Infoveranstaltungen geplant. Doch auch wenn es viel zu entdecken gebe, sei natürlich völlig klar: «Die Kinder müssen lernen, dass sie nicht über eine Stunde lang einen Marienkäfer bewundern können.»

Für Psychologe Allan Guggenbühl hört sich das Vorhaben der Stadt vielversprechend an – sofern das Projekt nicht pädagogisiert werde. Der Schulweg sei ein wichtiger Teil zur Entwicklung und späteren Eigenständigkeit des Kindes. «Es ist ein fataler Fehler, sein Kind mit dem Auto zur Schule zu fahren.» Die Erfahrungen, die Kinder auf dem Weg machten und die Freundschaften, die dabei entstünden, seien unbezahlbar: «Eine Rundum-Kontrolle muss wirklich nicht sein.»

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