Nach Massaker: «Schutz von Zivilpersonen» erbeten

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Nach Massaker«Schutz von Zivilpersonen» erbeten

Nach der Tötung Dutzender Demonstranten in Jemen haben Oppositionsgruppen den UNO-Sicherheitsrat um Hilfe angerufen. Auch am Samstag wurde geschossen.

Ahmed Al-Haj
AP
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Ein Demonstrant hält in Sanaa einen Vogel mit der Bitte nach dem Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh, 18. März 2011.

Ein Demonstrant hält in Sanaa einen Vogel mit der Bitte nach dem Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh, 18. März 2011.

In Jemen gehen die Behörden zunehmend gewaltsam gegen regierungskritische Demonstranten vor. Am Samstag stürmten Polizisten in der Hafenstadt Aden ein Lager von Protestierenden. Dabei wurden mindestens 13 Menschen verletzt, drei davon durch Schüsse. Am Vortag waren Dutzende Demonstranten von jemenitischen Sicherheitskräften getötet worden. Oppositionsgruppen riefen deswegen die internationale Gemeinschaft um Hilfe an.

Der Sicherheitsrat solle politische und moralische Verantwortung übernehmen und «Massnahmen zum Schutz von Zivilpersonen» einleiten, hiess es in einem Appell nach dem Blutvergiessen in Sanaa am Freitag, bei dem Augenzeugen und Ärzten zufolge mindestens 46 Demonstranten erschossen wurden. «Es ist ein Massaker», sagte Oppositionssprecher Mohammed al Sabri. «Das ist Teil eines verbrecherischen Plans, Demonstranten zu töten, und der Präsident und seine Verwandten sind verantwortlich für dieses Blutvergiessen.»

Am Samstag gab die Polizei nach Augenzeugenberichten Tränengas und Schüsse in die Menge ab, bevor sie das Lager in Aden stürmte. Anschliessend umringten Tausende Menschen eine Polizeiwache und versuchten, in sie einzudringen. Daran wurden sie von Sicherheitskräften gehindert, die Schüsse in die Luft abgaben. In der Hauptstadt Sanaa bezogen Soldaten mit Panzern Stellung an Kreuzungen und wichtigen Gebäuden wie dem Präsidentenpalast und dem staatlichen Fernsehen. Die Streitkräfte errichteten Kontrollposten in der Nähe der Universität.

Berichte über mehrere hundert Verletzte

Oppositionssprecher al Sabri sagte über das Vorgehen der Sicherheitskräfte vom Freitag, Scharfschützen hätten von Dächern gezielt in die Menge gefeuert, die nach dem Freitagsgebet an einer Kundgebung gegen Präsident Ali Abdullah Saleh teilgenommen hätten. Fluchtwege seien von der Polizei mit brennenden Reifen und Feuerwänden aus brennendem Benzin verstellt worden. Ärzten und Augenzeugen zufolge wurden mehrere hundert Menschen verletzt.

Innenminister Muthar al Masri sprach von 25 Toten und 200 Verletzten. Derart brutal waren Sicherheitskräfte bisher nicht gegen die seit Wochen andauernden, fast täglichen Demonstrationen gegen den seit 32 Jahren regierenden Saleh vorgegangen. Unter den Toten war erstmals auch ein Journalist, der jemenitische Fotoreporter Dschamal al Scharaabi.

US-Präsident Barack Obama forderte, die für die Gewalt am Freitag Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon äusserte sich tief besorgt. Er rief nach Angaben seines Sprechers zur äussersten Zurückhaltung auf und erinnerte die jemenitische Regierung an ihre Verpflichtung, Zivilpersonen zu schützen.

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