Schwarzer Freitag für Esmertec
An der Börse stürzte die Aktie am Morgen um fast 60 Prozent ab. Dann wurde der Handel gestoppt. An der GV wenig später machten die Aktionäre nach einer Gewinnwarnung und dem Abgang des Chefs ihrem Ärger Luft.
Jede Haus- oder Marktfrau treibe das Geld besser ein als der Handysoftware-Hersteller, sagte ein Kleinaktionär an der Generalversammlung (GV) in Glattbrugg ZH. Und jetzt plane die Esmertec-Spitze eine Kapitalerhöhung, um Optionen für Verwaltungsrat, Mitarbeiter und ein Beratungsgremium ausgeben zu können.
«Die Kapitalerhöhung ist vor allem für Sie. Warum liefern Sie nicht erst mal gute Resultate, bevor Sie bereits ein halbes Jahr nach dem Börsengang eine Kapitalerhöhung durchführen?», fragte der Kleinaktionär unter dem Applaus aus der Versammlung.
Viele Kleinaktionäre gegen Kapitalerhöhung
Die Kapitalerhöhung für Optionen sei mit einem Volumen von 40 000 Fr. klein, verteidigte Vize-Verwaltungsratspräsident Hans- Ulrich Müller den Antrag. Die Aktionäre stimmten dem Antrag mit beinahe 11 Mio. Stimmen zu.
Allerdings stammten von den 11,8 Mio. an der GV vertretenen Stimmen 8,1 Mio. Stimmen von Esmertec-Grossaktionären und dem Management. Die Kleinaktionäre brachten es auf 2,4 Mio. Stimmen. 1,5 Mio. Stimmen verweigerten dem Verwaltungsrat die Entlastung.
Vom achtköpfigen Verwaltungsrat nahmen an der GV nur Vizepräsident Hans-Ulrich Müller, Roland Manger und Tony Reis teil. Der Verwaltungsratspräsident und Konzernchef Alain Blancquart war am Donnerstag mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. 33 Aktionäre waren anwesend, sie vertraten rund 73 Prozent der Stimmen.
Freier Fall an der Börse
Die Aktien von Esmertec sackten 60 Prozent ab auf 4,85 Franken. Bei 4,60 Fr. erreichte der vergangenen Herbst zu 18 Fr. an die Börse gekommene Titel ein Rekordtief.
Die Zuger Private Equity-Gesellschaft Partners Group teilte am Freitagnachmittag mit, sie halte an ihrer Beteiligung an Esmertec fest. Dafür spreche auch das Engagement des Partners Group- Vertreters Müller im Esmertec-Verwaltungsrat.
Ende 2005 belief sich die Beteiligung der Zuger Firma auf 14,33 Prozent. Sofinnova (Paris) hielt damals 15,41 Prozent und Earlybird (München) 14,43 Prozent.
Forderungsausfälle
Esmertec musste im vergangenen Jahr Forderungsausfälle von 7,7 Mio. Dollar hinnehmen, nachdem kleinere Kunden nicht mehr gezahlt hatten. Dies sorgte für tiefrote Zahlen im 2005. Der Verlust verdoppelte sich gegenüber 2004 auf 16,9 Mio. Dollar, obwohl der Umsatz um 46 Prozent auf 39,2 Mio. Dollar stieg.
Am Donnerstagabend musste Esmertec eine Gewinnwarnung absetzen: Das geplante Umsatzwachstum für das erste Halbjahr 2006 werde bei weitem verfehlt. Nach einem Umsatz von 20,1 Mio. Dollar im ersten Semester 2005 werde nun ein Umsatz von «signifikant weniger» als 10 Mio. Dollar erwartet.
Grund sei der Preisverfall bei Handysoftware, die auf der Java- Technologie basiere. Zudem schliesse Esmertec nur noch Kundenverträge mit kürzeren Laufzeiten ab, um das Risiko von Forderungsausfällen zu mindern. Weiter hätten Entscheide des Managements zum dramatischen Umsatzrückgang geführt.
Bereits vor einer Woche wurden die Abgänge der Mitbegründer Beat Heeb und Daniel Diez sowie der Technologiechefin Anne-Marie Larkin bekannt.
(sda)