Geburtsklinik schliesstSchweden bereitet Eltern für «Geburt im Auto» vor
Eine Maternité wird geschlossen und werdende Eltern müssen nun damit rechnen, dass sie bis zu 200 Kilometer bis zur nächsten Klinik fahren müssen.
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Wie eine Geburt im Auto funktionieren soll, lernen Schwedinnen in einem Kurs.
Wegen Sparmassnahmen im Gesundheitswesen hat die schwedische Stadt Solleftea beschlossen, die einzige Maternité im Umkreis von über 100 Kilometern ab Februar zu schliessen. Werdende Eltern müssen dann entweder auf das Spital in Örnsköldsvik oder das in Sundsvall ausweichen.
Was aber passiert, wenn das Baby schneller kommt, als die Fahrt dauert? Oder wenn das Paar auf dem Weg in die Klinik eine Panne hat? Dann müssen halt Mama und Papa in spe für eine Geburt im Auto vorbereitet sein.
20'000 Menschen ohne Maternité
Darum bieten nun zwei Hebammen des bald geschlossenen Spitals in Solleftea einen Kurs an, um werdenden Vätern und Müttern das Nötigste für eine Entbindung im Auto beizubringen. «Einige Paare werden bald bis zu 200 Kilometer weit fahren müssen bis ins nächste Spital. Es ist Winter, vielleicht sind die Strassen vereist oder es ist dunkel. Oder man hat keinen Empfang. Solche Situationen sind zwar etwas unwahrscheinlich, aber man muss bereit sein, um allenfalls richtig zu handeln», sagt Hebamme Stina Näslund zum schwedischen Portal «The Local».
«Manchmal muss man vor allem bei erstmaligen Müttern rasch agieren. Das kann eine Herausforderung sein. Und unsere Gemeinde ist riesig», so Näslund weiter. Wie BBC schreibt, leben 20'000 Menschen in der Region. Dennoch hat die Gesundheitsbehörde vergangenen Oktober entschieden, den Betrieb der Geburtenklinik einzustellen.
Für Hebamme Näslund ist das unbegreiflich. «Sie glauben, dass sie damit ein paar Millionen einsparen können. Für mich persönlich fühlt es sich so an, als würden sie den Lebensnerv zur Gesellschaft trennen», sagt sie.
Auf sozialen Plattformen sorgte die Nachricht für Überraschung: «Wie bitte? Schweden? Sparmassnahmen? Neeeiiiinnn!», twitterte ein Nutzer. Ein anderer meinte höhnisch: «Training für Geburten im Auto? Das tönt verlockend.»