«Schweinchen» nicht erwünscht – aus Rücksicht auf Muslime

Aktualisiert

«Schweinchen» nicht erwünscht – aus Rücksicht auf Muslime

Der Bannstrahl der Political Correctness trifft die drei kleinen Schweinchen. Eine Lernsoftware, die auf der beliebten Geschichte basiert, hat in Grossbritannien keinen Preis erhalten, weil sie Muslime beleidigen könnte.

In der angelsächsischen Welt kennt jedes Kind die Geschichte: die drei Schweinchen bauen je ein Haus. Die beiden aus Stroh und Holz werden vom bösen Wolf umgepustet. Das dritte Schweinchen ist schlau und baut sein Haus aus Stein, der Wolf ist machtlos. Die Firma Shoo-fly aus Newcastle hat daraus ein Lernprogramm auf CD-Rom entwickelt unter dem Titel «The Three Little Cowboy Builders» («Die drei kleinen Cowboy-Baumeister»).

Das Programm ist für Primarschüler gedacht und im Stil eines interaktiven Aufklapp-Buchs gestaltet. Dabei können die Kinder unter anderem die Figuren ausdrucken und daraus ein eigenes, echtes Aufklapp-Buch basteln. In der Fachwelt wurde das Spiel mit viel Lob bedacht, es hat auch bereits einen Preis gewonnen.

«Fragen kultureller Art»

Nun wurden die digitalen Schweinchen auch für den Bett Award gemeldet, der jährlich von Becta, der Regierungsbehörde für Lerntechnologie, vergeben wird. Doch die Juroren wiesen es schnöde zurück. Ihre Begründung: durch die Verwendung von Schweinen stellten sich Fragen kultureller Art. Sie würden dieses Produkt «insbesondere der muslimischen Gemeinschaft nicht empfehlen», so die Juroren weiter.

Endgültig wie Realsatire wirkt die Begründung von Becta, die «stereotype» Geschichte könnte die Bauindustrie in ein schlechtes Licht rücken und Teile der Arbeiterschaft vor den Kopf stossen: «Stimmt es, dass alle Baumeister Cowboys sind, dass sie ihre Bauwerke umblasen lassen, dass Baumeister wie Schweine sind?»

Angesichts derart fundierter Argumente erstaunt es nicht, dass Shoo-fly-Gründerin Anne Curtis von einem «Schlag ins Gesicht» spricht. Statt den Rassismus zu bekämpfen, bewirke die Becta-Haltung eher das Gegenteil. Man könne sich fragen, ob an den Schulen nun George Orwells Buch «Animal Farm» nicht mehr gelesen werden dürfe, weil darin Schweine vorkommen, sagte Anne Curtis weiter.

Muslime nicht beleidigt

Selbst Muslime schütteln den Kopf. Tahir Alam, Verantwortlicher für Bildung beim britischen Muslim-Rat, sagte gegenüber der Zeitung «Daily Telegraph»: «Wir fühlen uns überhaupt nicht beleidigt.» Das Computerprogramm sei in den staatlichen Schulen willkommen. Das ficht die Becta-Juroren nicht an: Sie hielten an ihrer Beurteilung fest, teilten sie mit.

(pbl)

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