Grenchen SOSchweineblut-Attacke auf Rohbau von Moschee
Die im Bau befindliche Grenchner Moschee wurde von Unbekannten mit Schweineblut und bösen Sprüchen besudelt. Die Bauherren sind konsterniert.
- von
- Simon Ulrich
Die Moschee der Albanisch-Islamischen Glaubensgemeinschaft (AIG), die derzeit an der Grenchner Maienstrasse gebaut wird, scheint Gegner auf den Plan zu rufen: Vor wenigen Wochen beschmierten Unbekannte Wände und Boden im Innern des Rohbaus mit Schweineblut. In der Nacht auf Freitag wurde die Fassade zudem mit dem Schriftzug «Shit Islam» besprayt, wie das «Grenchner Tagblatt» berichtet.
Es waren nicht die ersten Vorfälle rund um das künftige Gebetshaus: Bereits vor sechs Jahren hatten Gegner eine tote Sau und vier Schweinsköpfe auf dem Areal begraben und über 100 Liter Schweineblut auf dem Areal vergossen.
Keine Sicherheitsmassnahmen trotz Vandalenakten
«Solche Attacken sind sehr bedenklich», sagt AIG-Sprecher Isa Ismaili. Innerhalb der Glaubensgemeinschaft würde dies ein Klima der Verunsicherung schaffen. «Man fragt sich, was als Nächstes kommt – und vor allem: Wird es noch schlimmer?»
Wer sich hinter den Schmierereien verbirgt, weiss Ismaili nicht. Für ihn ist aber klar: «Es sind Menschen, die keinen persönlichen Kontakt zu Muslimen haben und sich ihre Meinung allein über die Medien bilden.»
Auf zusätzliche Sicherheitsmassnahmen wie einen Security-Dienst oder Überwachungskameras verzichtet die AIG dennoch. «Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es ja doch nie», sagt Ismaili. Zudem sei die Eröffnung des Gotteshauses bereits im kommenden Frühling geplant. Kämpferisch fügt Ismaili an: «Die Moschee wird fertig gebaut, komme was wolle.»
Kommen radikale Islamisten nach Grenchen?
Ob hinter den jüngsten Vandalenakten die selben Täter wie vor sechs Jahren stehen, kann die Stadtpolizei Grenchen nicht sagen. Identisch sei hingegen das Tatmotiv, sagt Kommandant Christian Ambühl. «Mit dem Schweineblut versuchte man ganz offensichtlich, die künftige Moschee zu entweihen und so zu verhindern.»
Die Akzeptanz muslimischer Gebetshäuser in der Schweiz werde durch die aktuelle Weltlage nicht eben gefördert, so Ambühl weiter. «Manch ein Bürger sieht darin ein Gefahrenpotenzial.»
Über Pläne der AIG ist wenig bekannt
Um die Verunsicherung in der Bevölkerung zu dämmen, sei es wichtig, dass die Initianten proaktiv auf die Behörden zugehen und diese rechtzeitig über ihr Vorhaben informierten. In diesem Punkt weise die AIG aber Defizite auf. «Über ihre konkreten Pläne weiss man wenig und ihre Dialogbereitschaft war bisher ebenfalls dürftig», kritisiert Ambühl.
Das habe sich etwa im Nachgang zu einem Vorfall vor einigen Tagen gezeigt, als zwei Beamte der Stadtpolizei auf der Baustelle eine Kontrolle durchführten. Während der Prüfung der Ausweise ergriff ein Arbeiter die Flucht. Wie sich später herausstellte, hält er sich illegal in der Schweiz auf. Nach dem Vorfall habe man den Dialog mit den Bauherren der Moschee gesucht, so Ambühl. «Für den illegalen Arbeiter fühlte sich aber niemand verantwortlich. Wir Beamten wurden zwischen einzelnen Personen und Firmen herumgeschoben.»
AIG-Sprecher Ismaili sagt dazu: «Wir vergeben Arbeiten an verschiedene Firmen. Wenn deren Handwerker Probleme machen, liegt das nicht in unserem Verantwortungsbereich.»