Handel verbotenSchweiz importiert erstmals seit Kriegsbeginn wieder russisches Gold
Im Vorjahr des Krieges importierte die Schweiz von Russland noch Gold im Wert von fast einer Milliarde Franken. Nun kamen im Mai erstmals wieder drei Tonnen des Edelmetalls ins Land.
- von
- Benedikt Hollenstein
Darum gehts
Ein Import von russischem Edelmetall in die Schweiz macht derzeit in den internationalen Medien die Runde. Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit zeigen, dass im Mai drei Tonnen Gold aus Russland in die Schweiz kamen. Die Ware hatte einen Wert von 194,2 Millionen. In der Vergangenheit wäre dieser Handel nichts Ungewöhnliches gewesen, 2021 importierte die Schweiz vom Kreml noch Gold im Gesamtwert von fast einer Milliarde Franken.
Doch mit dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine, der am 24. Februar begann, brachen die Importe von russischem Gold auf null ein. Denn die Bullion Market Association mit Sitz in London, die als wichtigste Handelsorganisation für Gold und Silber gilt, akzeptiert Edelmetalle aus Russland nicht mehr, womit faktisch auch der Handel sowohl national als auch international verunmöglicht wird.
Kauf erlaubt, Handel verboten
Zwar sind Goldimporte aus Russland in der Schweiz weiterhin komplett legal, das wertvolle Metall darf aber nicht weiterverarbeitet werden. «Jegliche Form des Handels eines betroffenen russischen Schmelzproduktes in der Schweiz, ob durch eine juristische oder natürliche Person, gilt als Inverkehrbringen eines Schmelzprodukts, das nicht der Edelmetallkontrollgesetzgebung entspricht», so das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit im Mai.
Grossraffinerien beteuern Unschuld
Welche der diversen Raffinierien in der Schweiz das Gold importiert hat, bleibt unklar, die Ware wurde als «Gold in Rohform, zu anderen als zu monetären Zwecken» deklariert. Die Schweiz gehört zu den wichtigsten Akteuren im Goldhandel, vier der wichtigsten Raffinerien sind hier angesiedelt. Diese beteuerten gegenüber «Bloomberg» jedoch alle, kein russisches Gold importiert zu haben.
Wer auch immer hinter dem Gold-Grosskauf steckt, macht sich beim Einschmelzen auf jeden Fall strafbar, sofern das Gold nach dem 7. März hergestellt wurde. Der oder die Importeure dürften darum höchstwahrscheinlich auf eine baldige Aufhebung der Handelsbeschränkungen für russisches Gold hoffen, um die Ware dann gewinnbringend verkaufen zu können.
Dubai als Umschlagplatz
Nebst dem offiziell deklarierten Import vom Mai dürfte seit Kriegsbeginn aber auch bereits auf anderem Wege russisches Gold in die Schweiz gelangt sein. So haben Rohstoffexperten derzeit vor allem ein genaues Auge auf Dubai, das als Drehscheibe für Gold aus fragwürdigen Quellen gilt. Ein Blick auf die Zahlen erhärtet den Verdacht, dass Kreml-Gold seit Kriegsbeginn über die Vereinigten Arabischen Emirate in die Schweiz gelangt ist. Denn im März 2022 gelangten 36 Tonnen Gold von den Emiraten in die Schweiz. Mit einem Wert von mehr als zwei Milliarden Franken importierte die Schweiz zuletzt vor sechs Jahren so grosse Mengen des Edelmetalls aus Dubai.
Der Bundesrat tut den Verdacht, dass es sich dabei auch um russisches Gold handeln könnte, als Spekulation ab. «Der Bund kontrolliert Handelswaren und somit auch Rohgold risikobasiert», hiess es im März. Ausserdem kontrolliere das Zentralamt für Edelmetallkontrolle die Raffinerien regelmässig.
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Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 058 105 05 55