Konsumenten-BefragungSchweizer ärgern sich über Wegwerfkultur
Die Mehrheit der Schweizer stört sich an Einweg- und kurzlebigen Produkten. In einer Umfrage sind diese neu zu einer der grössten Sorgen aufgestiegen.
- von
- Isabel Strassheim
Wenn die Kaffeemaschine kaputtgeht, landet sie auf dem Abfall, auch wenn sie erst zwei Jahre alt ist. Denn eine neue ist billiger als die Reparatur. Produkte werden für den schnellen Verschleiss gebaut oder wir werfen sie weg, weil eine neue Technologie auf den Markt gekommen ist. Diese Wegwerfkultur ist zur zweitgrössten Sorge der Schweizer avanciert. Noch mehr unter den Nägeln brennen der Nation nur die steigenden Gesundheitskosten.
In einer repräsentativen Umfrage des Schweizerischen Konsumentenforums (KF) zu den grössten Sorgen der Bevölkerung gaben 47 Prozent an, sie störe die immer kürzere Lebensdauer von Produkten sehr. Weitere 37 Prozent stören sich tendenziell daran. «Wir waren darüber wirklich überrascht», sagt KF-Sprecher Patrick Hischier zu 20 Minuten. Im vergangenen Jahr lag das Konsumverhalten lediglich auf Platz Nummer fünf.
Schweizer sind drittgrösste Abfallproduzenten weltweit
«Das beweist, dass Schweizer Konsumenten ihr Konsumverhalten durchaus kritisch reflektieren und mündig genug sind, um die Folgen abschätzen zu können», sagt KF-Präsidentin Babette Sigg. Der Ärger über die Ex- und Hoppkultur ist also da, auch wenn sie selbst praktiziert wird und billige T-Shirts oder Einweg-Verpackungen achtlos weggeworfen werden. Die Schweizer sind pro Kopf die drittgrössten Abfallproduzenten der Welt. Nur die US-Amerikaner und Dänen sind noch grössere Umweltsünder.
Im vergangenen Jahr wurde in der sogenannten Pulsmesser-Umfrage nicht nach Wegwerfware, sondern allgemein nach Sorgen über «Schädigung der Umwelt durch Konsum» gefragt. Dabei war das Thema für die Schweizer deutlich weniger brisant und schnitt hinter Verschuldung, Alkoholkonsum und Gewalt bei Jugendlichen oder hohen Preisen bei Importprodukten ab.
Lebensmittelsicherheit ist Sorge Nummer drei
Beim aktuellen Pulsmesser stärker ins Bewusstsein gerückt ist zudem die Lebensmittelsicherheit. Sie ist Sorge Nummer drei der Nation. Die Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen, gentechnisch veränderten Lebensmitteln oder Chemikalien in Nahrungsmitteln beschäftigten rund drei Viertel der Befragten mehr oder weniger stark.
Nach dem Frankenschock beschäftigte die Konsumenten auch die Preisdifferenz zum Ausland. In der Umfrage forderten 8,5 Prozent der Befragten gleich hohe Preise. Mit dem Blick auf die höheren Schweizer Löhne schätzte fast ein Drittel einen 10-Prozent-Preisunterschied und ein weiteres knappes Drittel einen 20-Prozent-Unterschied als angemessen ein. Immerhin noch jeder zehnte Befragte kann auch mit 30 Prozent Preisunterschied leben. «Die Frage nach dem gerechtfertigten Preisunterschied sollten sich Händler ganz genau anschauen», so KF-Präsidentin Sigg.