Schweizer Autobahnbrücken sind «panzersicher»

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Schweizer Autobahnbrücken sind «panzersicher»

Ein Brückeneinsturz wie in Minneapolis muss auf dem Schweizer Autobahnnetz nach Darstellung der Bundesbehörden nicht befürchtet werden. Um das zu gewährleisten, wird schon mal schweres Geschütz aufgefahren.

Die gegen 3000 Brücken des Nationalstrassennetzes werden einmal pro Monat kontrolliert. Ein vergleichbares Ereignis wie in den USA hat es in der Schweiz noch nie gegeben.

Ende Mai dieses Jahres ist der 33 Jahre alte Felsenauviadukt der Autobahn A1 auf der Umfahrung Berns während zwei Nächten gesperrt worden. 57 Tonnen schwere Leopard-Panzer der Armee rollten über das Bauwerk, um Experten der ETH Zürich Deformationsmessungen zu ermöglichen. Ein besonders spektakuläres Beispiel für das lückenlose Überwachungssystem der Schweizer Autobahnbrücken, wie Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen (ASTRA), am Freitag auf Anfrage der AP sagte.

Auf dem Schweizer Autobahnnetz hat es gegen 3000 Brücken. Die beiden längsten sind der Lehnenviadukt bei Beckenried am Nordportal des Seelisbergtunnels auf der A2 und die Brücke auf der A5-Umfahrung von Yverdon. Beide Bauwerke sind gut 3,1 Kilometer lang. Die höchste Brücke ist der Biaschinaviadukt auf der Gotthardautobahn, der sich in einer Höhe von 110 Metern über dem Talboden der Leventina erhebt.

Einen Brückeneinsturz hat es in der 47-jährigen Geschichte des Schweizer Nationalstrassennetzes noch nie gegeben. «Auf dem Autobahnnetz schliessen wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein vergleichbares Ereignis wie in Minneapolis aus», sagte Rohrbach. Der Grund ist ein Überwachungskonzept, das im Falle der Autobahnbrücken eine monatliche Sichtkontrolle vorsieht sowie eine Hauptinspektion alle fünf Jahre. «Dabei werden die Brücken auf Herz und Nieren geprüft», sagte der ASTRA-Sprecher. Hinzu kommen weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel ein Forschungsauftrag an die ETH, der den Umstand miteinbezog, dass die Schweiz im Landverkehrsabkommen mit der EU ihr Autobahnnetz für 40-Tonnen-Lastwagen öffnete.

Für Unterhalt und Sanierung von Brücken setzt der Bund jährlich rund 230 Millionen Franken ein. Das ist annähernd ein Drittel der gesamten Aufwendungen für den Unterhalt des Nationalstrassennetzes.

«Absolute Sicherheit gibt es natürlich nie», schränkte Rohrbach seine Aussagen ein. So sind auch die Brücken nicht vor Naturereignissen wie Steinschlag, Erdrutschen oder Überschwemmungen gefeit. Die Überwachung der Brücken ausserhalb des Nationalstrassennetzes liegt zudem in der Zuständigkeit der Kantone und Gemeinden. Sie wenden gemäss Rohrbach in der Regel aber die gleichen Richtlinien wie der Bund an.

Ein spektakulärer Brückeneinsturz hatte sich im vergangenen Dezember in der Ausserrhoder Gemeinde Bühler ereignet. Es handelte sich aber um einen Rohbau einer neuen Brücke, der während der Betonierung plötzlich einbrach. Wie durch ein Wunder blieben die Bauarbeiter unverletzt. (dapd)

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