Schweizer Bauern wollen mehr Geld für die Milch
Die Gelegenheit scheint günstig: Nach den Erhöhungen des Milchpreises in Deutschland fordern nun auch Schweizer Bauern höhere Preise. Der Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) unterstützt die Forderung und spricht vom Beginn einer Trendwende.
Die Schweizer Bauern hoffen, von der Milchpreisentwicklung in der EU profitieren zu können. Er fordere eine Milchpreiserhöhung von 5 bis 15 Rappen, bestätigt Josef Kunz, Luzerner SVP- Nationalrat, Milchbauer und Vorstand des Luzerner Bauernverbandes einen Bericht der «Mittelland-Zeitung» vom Freitag.
Hintergrund dieser Forderung ist der Preisanstieg bei Milchprodukten in Deutschland und die gestiegene Nachfrage aus China, Indien, aber auch aus Russland und den neuen EU-Ländern.
Auch die anhaltende Dürre in Australien hat aus Expertensicht zur Knappheit des Angebots geführt. Die zentrale Markt- und Preisberichtsstelle (ZMP)in Deutschland rechnet mit einem Anstieg der Preise von bis zu 50 Prozent.
Keine Auswirkung auf Konsumenten
«Wir haben jahrelang einen Preisabbau gehabt, jetzt wollen wir auch von der steigenden Nachfrage profitieren. Milchpulver für den Weltmarkt beispielsweise wird zurzeit fieberhaft gesucht», sagt Kunz. Eine Preiserhöhung von 5 Rappen habe praktisch keine Auswirkungen auf die Konsumenten.
«Kostensenkungen bei der Milch sind von den Grossverteilern jeweils auch nicht an die Verbraucher weitergegeben worden», sagt Kunz. Er fordert die Produzenten auf, sich für einen Anhebung der Milchpreise stark zu machen. Zurzeit erhalten die Schweizer Milchproduzenten durchschnittlich 68 Rappen pro Liter Milch.
SMP-Direktor Albert Rösti unterstützt grundsätzlich die Forderung nach höheren Milchpreisen. «Konkrete Zahlen können wir noch keine nennen. Wir beobachten wie sich die Preise in der EU weiterentwickeln», sagt Rösti.
Verknappung dauert an
In der Union werden bis Ende Jahr Preisanstiege von 3 bis 5 Cent pro Kilogramm Milch erwartet. «Wenn nach den Preisen für Butter und Quark auch noch die Käsepreise steigen, wird sich das direkt auf die Schweiz übertragen», sagt Rösti weiter. Seit Mitte 2007 ist der Käsemarkt aufgrund eines bilateralen Abkommens der Schweiz mit der EU liberalisiert.
Rösti ist überzeugt, dass die Verknappung auf dem Milchmarkt noch drei bis fünf Jahre andauern wird. «Es zeichnet sich eine positive Trendwende für die Milchwirtschaft ab. Wir rechnen damit, dass bis 2015 in der Schweiz rund 10 Prozent mehr Milch produziert werden kann.»
Lorenz Hirt, stellvertretender Geschäftsführer der Vereinigung der Schweizer Milchindustrie (VMI), sieht keine Veranlassung die Milchpreise in der Schweiz anzuheben. «Die Preisdifferenz zu Deutschland ist immer noch zu gross», sagt Hirt.
China sauge zwar zurzeit viel Milch vom Weltmarkt ab, fährt Hirt fort, aber erst wenn sich diese Entwicklung nachhaltig auswirke, bestehe auch in der Schweiz Handlungsbedarf. Im VMI seien zwar acht Milchverarbeitungsunternehmen organisiert, über die Preise verhandle jeder Milchverarbeiter direkt mit den Produzenten, erklärt Hirt. (sda)