Nach SVP-AbstimmungSchweizer Charme-Offensive für Ausländer
Erst seit Dienstagabend ist die Website Ohnedich.ch online – und verbreitet sich bereits wie ein Lauffeuer im Netz. Schweizer zeigen, was ihnen ohne Ausländer fehlen würde.
- von
- num
«Ohne dich fühle ich mich nicht vollständig.» Oder: «Ohne dich wäre die Schweiz ganz schön leer.» Solche und ähnliche Sätze posten derzeit eine Menge Schweizer auf die Website Ohnedich.ch. Es ist eine Charme-Offensive für die hier lebenden Ausländer.
Dahinter steckt ein dreiköpfiges Team um den selbständigen Grafiker Berni Stoller (32). Die Idee zu der Seite kam ihm nach der Abstimmung zur Masseneinwanderung. «Ich war ziemlich desillusioniert.» Er habe an die Ausländer gedacht, die hier mit dem Bewusstsein leben müssen, dass mehr als die Hälfte der Schweizer für die SVP-Initiative gestimmt hat.
Stoller: «All diesen negativen Schlagzeilen, die danach immer zu lesen waren, wollte ich etwas Positives entgegensetzen.» Er mobilisierte seine Freunde: Webarchitekt Silvan Groher und Programmierer Ralph Moser. Gemeinsam entwickelten sie die Seite in Rekordzeit. Seit Dienstagabend ist die Seite online – und verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Netz.
«Dank euch sieht die Welt wieder besser aus»
Das dreiköpfige Team wurde vom Erfolg überrascht: «Wir dachten zunächst, dass die Leute vielleicht mehr Hemmungen haben, persönlich mit Namen für diese Sache einzustehen. Aber heute hat jeder ein Bild von sich und einem Freund oder Partner, und so ist auch der Aufwand sehr klein, um mitzumachen», sagt Stoller.
Technisch wäre es zwar möglich, dass eingehende Posts sofort online gehen würden. Aber das Team prüfe die Bilder, so dass keine beleidigenden oder rassistischen Beiträge veröffentlicht werden können.
Wie die Zukunft der Seite aussieht, sei offen. Berni Stoller sagt: «Wir würden uns auch noch wünschen, dass mehr Beiträge eingehen würden, die solche Beziehungen aus dem Alltag zeigen: den Coiffeur, den Pöstler oder den Zahnarzt.» Und er würde es begrüssen, wenn Leute aus dem öffentlichen Leben mitmachen würden – «zum Beispiel ein Schweizer FCZ-Spieler, der mit einem Kameruner im Team spielt».
Die Charme-Offensive findet grossen Anklang. Eine Ausländerin schreibt auf der Facebook-Seite von «ohnedich.ch»: «Danke, dass ihr uns Ausländern zeigt, dass nicht alle Schweizer uns als Kriminelle wahrnehmen. Das Ergebnis der Abstimmung war für viele von uns ein Schlag in die Magengrube, dank euch sieht die Welt nun wieder etwas besser aus.»