Internationale StudieSchweizer Chemikalie als Bienenkiller entlarvt
Syngenta und Bayer haben den Einfluss von zwei Pestiziden auf Bienen untersuchen lassen. Das Ergebnis der Feldstudie: Die Mittel sind schädlich.
Seit 2013 dürfen die Insektizide Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid in der EU und der Schweiz nur noch sehr begrenzt eingesetzt werden. Dieses Moratorium wurde aufgrund mehrerer Studien verhängt, die belegten, dass diese Neonikotinoid-Insektizide (NNI) negative Auswirkungen auf Bienen haben. NNI werden häufig als Saatgutbeizmittel eingesetzt. Beim Wachsen verteilt sich das Gift auf auf Pollen und Nektar.
Kritiker des Moratoriums bemängeln, die Laborstudien seien nicht unter realistischen Bedingungen erfolgt, die Belastungen der Insekten seien viel höher gewesen als im Freiland zu erwarten. Sie führen Studien an, die keine oder nur geringfügige negative Effekte zeigten.
Ein Team um Ben Woodcock vom britischen Natural Environment Research Council hat nun Freilandversuche in Deutschland, Ungarn und Grossbritannien gestartet. Finanziert wurden sie von Bayer CropScience und Syngenta, den Herstellern der getesteten Neonikotinoide Clothianidin und Thiamethoxam.
Bienen auf behandelten Rapsfeldern
Die Forscher setzten in den drei Ländern Honigbienen, Erdhummeln und Rote Mauerbienen neben Rapsfeldern aus. An allen Standorten wuchsen auf einem Teil der Felder Pflanzen, deren Samen unter anderem mit NNIs behandelt worden waren. Ein Ergebnis: In Grossbritannien und in Ungarn sank die Überwinterungsfähigkeit der Honigbienen neben den NNI-Feldern.
In Deutschland fanden die Forscher diesen Effekt hingegen nicht. Warum, können sie nicht genau erklären. In allen drei Ländern schmälerten Neonikotinoid-Rückstände in den Nestern zudem den Fortpflanzungserfolg der Hummel und der Wildbienen-Art.
Philippe Schenkel, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Wieder einmal kommt eine Studie zum Schluss, dass Neonikotinoide Honigbienen sowie Wildbienen schädigen. Es ist höchste Zeit, diese Pestizide aus dem Verkehr zu ziehen. Bienen sowie Wildbestäuber sind für unsere Lebensmittelproduktion unverzichtbar, ihr Schutz muss unsere oberste Priorität sein.»
Unabhängige Forscher bewerten die Studie in Teilen problematisch. Es gebe methodische Schwächen, die gemessenen Parameter seien sehr grob. So variiere die Menge an Neonikotinoiden, die ausgebracht wurde, kritisiert etwa der Ökotoxikologe Carsten Brühl von der Universität Koblenz-Landau. Dennoch zeige die Studie klare Effekte auf Honig- und Wildbienen.
Belastung im Bienennest
In einer zweiten Studie massen kanadische Forscher um Nadia Tsvetkov von der York University in Toronto die NNI-Belastung in Kolonien von Honigbienen, die neben Feldern oder fernab davon lebten. In den Kolonien neben den Feldern fanden sie deutlich häufiger NNIs und andere Chemikalien – in den Tieren sowie in Pollen und im Honig.
Dies deute darauf hin, dass sich die wasserlöslichen NNI von den Feldern in die Umgebung ausbreiten, schreiben die Forscher. Sie zeigten etwa auch, dass das Hygieneverhalten der Bienen beeinträchtigt wurde und dass Fungizide die Giftwirkung der Neonikotinoide verstärken. (sda)