Schweizer Curler ohne EM-Medaille
Zum vierten Mal in den letzten zehn Jahren kehren die Schweizer Curlingteams ohne Medaillen von Europameisterschaften heim. Nach je einer Niederlage gegen Schottland in den Page-System- Spielen belegen sowohl die Frauen um Skip Mirjam Ott als auch die Männer um Skip Toni Müller den 4. Schlussrang.
um vierten Mal in den letzten zehn Jahren kehren die Schweizer Curlingteams ohne Medaillen von Europameisterschaften heim. Nach je einer Niederlage gegen Schottland in den Page-System- Spielen belegen sowohl die Frauen um Skip Mirjam Ott als auch die Männer um Skip Toni Müller den 4. Schlussrang.
Curlingspiele führen über zehn Ends, die Schweizer Teams erlitten jedoch in beiden Partien gegen Schottland gleichsam den «plötzlichen Tod» - mit je einem Viererhaus, das nicht wettzumachen war. Die Curler des CC Adelboden gerieten auf diese Weise gegen das Team des früheren Welt- und Europameisters David Murdoch schon im 2. End 0:6 ins Hintertreffen. Die Davoserinnen gingen gegen die Crew von Kelly Wood 3:2 in Führung, sahen ihre Hoffnungen dann aber ebenfalls in einem einzigen Spielabschnitt, im 5. End, schwinden.
Dass letztlich keine Medaillen herausschauten, sollte nicht den hervorragenden Eindruck verwischen, den beide Schweizer Teams im Dauerwettbewerb der Round Robin hinterlassen haben. 13:5 Siege (7:2 für die Frauen, 6:3 für die Männer) bedeuten den zweitbesten Wert einer Schweizer Delegation seit der Einführung des aktuellen EM- Modus im Jahr 2000. Das Abschneiden in der Vorrunde ist immer ein verlässlicher Hinweis auf die Konkurrenzfähigkeit auf internationalem Niveau.
Der an grossen Meisterschaften unerfahrene junge Skip Toni Müller beging im 2. End eine «Hogline-Violation», einen lapidaren, bitteren Fehler: Er führte seinen letzten Stein zu lange (bis über die massgebende Linie) in der Hand, sodass der Versuch ungültig war und vier zählende schottische Steine im Haus liegenblieben. «Ich war bei diesem Stein so auf die Länge konzentriert, dass ich wohl nicht aufpasste», sagte der 23-Jährige aus der Lenk. Auch in seinem Fall sollte der verhängnisvolle Lapsus nicht den ausgezeichneten Eindruck schmälern, den er im gesamten EM-Turnier hinterliess. Die Schweizer kämpften sich mit einem schön herausgespielten Dreierhaus noch auf 3:6 heran, eine echte Chance bekamen sie gegen die auch in der Defensive starken Schotten aber nicht mehr. Bei 4:9 nach acht Ends gaben sie auf.
Die Adelboden-Lenk-Connection hatte mit dem Sieg in der internen Schweizer Qualifikation gegen die reputierten Teams Baden Regio (Andreas Schwaller, den letztjährigen Europameister) und Basel Regio (Ralph Stöckli) überrascht. In Füssen bestätigte sie ihre Leistungsfähigkeit auf Topniveau beispielsweise mit den Erfolgen über die mehrfachen Welt- respektive Europameister Schweden (Peter Lindholm) und Deutschland (Andy Kapp).
Martin Stucki, Nicolas Hauswirth, Stefan Maurer und Toni Müller erhielten mit dem von Swiss Curling abgestellten Ersatzmann Ralph Stöckli eine wichtige Verstärkung. Der renommierte Skip spielte vom fünften Match an als Nummer 3 und fügte sich bestens ins Team ein, wie Toni Müller bestätigte. Auch die Zusammenarbeit mit Nationalcoach Heinz Schmid sei erstklassig gewesen. «Das alles ist für uns sehr positiv für die Zukunft», sagte Müller.
Ott ist enttäuscht
Für das Frauenteam des CC Davos ist der 4. Rang nach Mirjam Otts Worten «eine Riesen-Enttäuschung»; er entspricht nicht den Erwartungen, die sich die einzige zweifache Olympia- Medaillengewinnerin im Weltcurling selbst auferlegt. Janine Greiner, Valeria Spälty, Carmen Schäfer und Mirjam Ott hatten in der Vorrunde über weite Strecken eine erdrückende Überlegenheit ausgespielt. Bei keinem der sieben Siege mussten sie über die volle Distanz gehen, nicht selten war schon in der Pause nach fünf Ends alles klar. «Vielleicht war gerade dies das Problem», sagte Mirjam Ott im Rückblick. «Wir erlebten in der ganzen Woche praktisch keine engen Entscheidungen. Wir konnten dann im wichtigen Match unser Niveau nicht halten und machten zu viele Fehler.»
Die «Kumulation von Fehlern», wie Ott es ausdrückte, führte zum besagten Viererhaus und zur 6:9-Niederlage gegen die von Kelly Wood angeführten Schottinnen. Als Skip ist die 35-jährige Bernerin nun erstmals an Europameisterschaften leer ausgegangen. Ihre Medaillensammlung aus nunmehr fünf EM-Teilnahmen umfasst einmal Gold (1996), zweimal Silber (2004, 2005) und einmal Bronze (2006); hinzu kommt EM-Bronze aus dem Jahr 2001, als Ott auf der dritten Position im Team von Luzia Ebnöther spielte.
Über die Schlussklassierung ärgert sich Mirjam Ott, über die Leistungen in der Vorrunde freut sie sich. Sie wird sich nicht vom Weg abbringen lassen, der sie 2010 an die Winterspiele in Vancouver führen soll.
Schottland in beiden Finals
Nach dem Sieg gegen die Schweizerinnen setzten sich die Schottinnen auch im Halbfinal gegen Dänemark (7:5) durch. Im Final vom Samstagvormittag treffen sie auf die hochfavorisierten Schwedinnen um Anette Norberg, die ihren sechsten EM-Titel in sieben Jahren anstreben. Auch bei den Männern brachten es die Schotten mit einem Halbfinal-Sieg über Dänemark (8:3) ins Endspiel. Dort darf Murdochs Crew favorisiert werden, auch wenn Norwegen (Thomas Ulsrud) seine zehn EM-Partien allesamt gewonnen hat.
Curling-Europameisterschaften in Füssen.
Männer. Page-System-Spiele: Schottland (Euan Byers, Peter Smith, Graeme Connal, Skip David Murdoch) - Schweiz (Adelboden/Nicolas Hauswirth, Stefan Maurer, Ralph Stöckli, Skip Toni Müller) 9:4. Norwegen (Havard Vad Petersson, Christoffer Svae, Torger Nergard, Skip Thomas Ulsrud) - Dänemark (Kenneth Hertsdahl, Bo Jensen, Lars Vilandt, Skip Johnny Frederiksen) 7:4.
Halbfinal: Schottland - Dänemark 8:3. - Final (Samstag, 13 Uhr): Norwegen - Schottland.
Frauen. Page-System-Spiele: Schottland (Karen Addison, Lorna Vevers, Jackie Lockhart, Skip Kelly Wood) - Schweiz (Davos/Janine Greiner, Valeria Spälty, Carmen Schäfer, Skip Mirjam Ott) 9:6. Schweden (Anna Svärd, Cathrine Lindahl, Eva Lund, Skip Anette Norberg) - Dänemark (Maria Poulsen, Camilla Jörgensen, Helle Simonsen, Skip Lene Nielsen) 8:4.
Halbfinal: Schottland - Dänemark 7:5. - Final (Samstag, 9 Uhr): Schweden - Schottland. (si)