Imageproblem: Schweizer Hochschulen leiden unter CS-Krise

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NamensrechteSchweizer Hochschulen befürchten wegen Credit Suisse Imageschaden

Die einstmalige Schweizer Grossbank unterstützt verschiedene Schweizer Hochschulen mit Spenden, wofür sie Gegenleistungen verlangt. Dies könnte sich negativ auf die Reputation der hiesigen Bildungsstätten auswirken. 

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Die Credit Suisse leistet jährlich Spenden in der Höhe von 3,6 Millionen Franken an Schweizer Hochschulen. Dafür verlangt sie meist marketingtechnische Gegenleistungen.

Die Credit Suisse leistet jährlich Spenden in der Höhe von 3,6 Millionen Franken an Schweizer Hochschulen. Dafür verlangt sie meist marketingtechnische Gegenleistungen.

HSG
So hat sich die Credit Suisse zum Beispiel als «Campus Bank» der Universität St. Gallen umfangreiche Mitspracherechte gesichert. 

So hat sich die Credit Suisse zum Beispiel als «Campus Bank» der Universität St. Gallen umfangreiche Mitspracherechte gesichert. 

20min/News-Scout
Auch bei der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hat die Credit Suisse ihre Fühler ausgestreckt.

Auch bei der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hat die Credit Suisse ihre Fühler ausgestreckt.

ETH Zürich/Gian Marco Castelb

Darum gehts

  • Die Credit Suisse unterstützt ausgewählte Schweizer Hochschulen mit Spenden und erwartet dafür marketingtechnische Gegenleistungen.

  • Der Crash der Bank könnte sich daher auch auf den Ruf der Bildungsinstitute auswirken.

  • Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS könnte zu harten Nachverhandlungen bezüglich der Vertragsrechte führen.

Der Untergang der Credit Suisse war für viele Schweizer Hochschulen eine Hiobsbotschaft. Viele Bildungsinstitute sind auf die Drittmittel der Bank angewiesen, da sie ihre Kosten nicht aus dem regulären Budget decken können. Ihnen fiel deshalb ein Stein von der Schulter, als es hiess, dass die Marke Credit Suisse noch einige Jahre weitergeführt werden soll.

Der Ruf der Bank ist dennoch zerstört und kann wohl kaum mehr gerettet werden. Bei den Schweizer Hochschulen dürfte daher die Furcht aufkommen, dass der geschädigte Ruf der Credit Suisse auch auf ihr Bildungsinstitut überschwappen könnte. Schliesslich haben sich viele dazu verpflichtet, den Namen der Bank mit breiter Brust zu tragen.

Spenden oder Sponsoring?

Die Credit Suisse – und auch andere Schweizer Banken – unterstützt ausgewählte Schweizer Hochschulen mit Spenden. Damit teilfinanzieren sie Lehrstühle oder anderweitige Leistungen der Bildungsinstitute, die aus dem regulären Budget nicht zu decken wären. Auf diesem Wege leistet die Credit Suisse jährlich Spenden in der Höhe von 3,6 Millionen Franken. 

Die abgeschlossenen Verträge zwischen der Bank und den Schweizer Hochschulen erinnern jedoch weniger an Spenden als an Sponsoring. Wer spendet, erwartet im Normalfall keine Gegenleistung, doch ganz genau das macht die Credit Suisse: Sie hält vertraglich fest, wie sie sich im Umfeld der Schweizer Hochschulen vermarkten darf, wie eine Recherche der CH-Media-Zeitungen zeigt.

Die Namensnennung einer gescheiterten Bank ist nicht besonders fördernd

Dies war schon vor dem Crash der einstmaligen Schweizer Grossbank nicht ganz unproblematisch. Der Schriftzug der Credit Suisse auf Hörsälen oder gar wissenschaftlichen Papieren erweckte seit jeher den Anschein der Befangenheit. Immerhin konnten Schweizer Hochschulen die Namensnennung der Bank in der Vergangenheit mit Praxisbezug erklären – schliesslich galt die Credit Suisse trotz ihres bereits damals umstrittenen Rufs als erfolgreiches Geschäftsmodell. 

Nicht alle Schweizer Hochschulen sind jedoch gleichermassen befangen: Die Bildungsinstitute haben bei den Vertragsverhandlungen unterschiedliche Bedingungen ausgehandelt. So wird die Credit Suisse in der ETH zum Beispiel nur beiläufig erwähnt: Auf einer Tafel im Dozentenfoyer wird der Bank für eine Spende in der Höhe von sieben Millionen Franken in zehn Jahren gedankt. 

Die Credit Suisse lässt den finanziellen Aufwand jedoch anderweitig entlöhnen: durch Wissenstransfer. Die Bank wird von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) zu Anlässen und Gesprächen eingeladen. Zudem sind ETH-Wissenschaftler im Advisory Board der Credit Suisse vertreten. So soll sichergestellt werden, dass die Bank auf dem neuesten Stand der Forschung bleibt und über technologische Trends informiert wird.

Kommt es zu harten Nachverhandlungen?

Deutlich prominenter ist die Credit Suisse bei der Universität St. Gallen vertreten, einer Hochburg für die Wirtschaftswissenschaften. Sie trägt den exklusiven Status der «Campus Bank» und geniesst daher viele Rechte. So darf sie zum Beispiel bei der Wahl anderer strategischer Partner mitreden oder eine virtuelle Filiale für die Studierenden im Intranet der Hochschule betreiben. Auch der Werbeauftritt kommt nicht zu kurz: So gebe es zum Beispiel den Seminarraum «Credit Suisse Co-Creation Space» und im Logo des gesponserten Finanzzentrums müsse der Schriftzug der Bank vertreten sein, schreiben die Zeitungen der CH Media.

Die Credit Suisse hat sich also meist gleich mehrere Rechte zugesichert, um ihren Namen über die Schweizer Hochschulen zu vermarkten. Dies dürfte sich durch die Übernahme der UBS wohl kaum ändern. Auch die UBS ist dafür bekannt, ihren Namen über Schweizer Hochschulen prominent zu vermarkten. Die Professoren des «UBS Center» an der Universität Zürich müssen den Namen der Bank im Titel führen. Nach der Übernahme könnten also harte Nachverhandlungen anstehen. 

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