Folgen des EU-EmbargosSchweizer Käse in Russland gefragt wie nie
Dank dem Import-Embargo für Lebensmittel aus der EU boomen die Schweizer Käse-Exporte nach Russland.
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Der Schweizer Käse-Export nach Russland boomt. Die definitiven Exportzahlen für das Jahr 2015 werden zwar erst in den kommenden Wochen bekannt, das Rekordergebnis aus dem Jahr 2014 dürfte aber erneut übertroffen werden. Damals waren rund 1200 Tonnen Schweizer Käse nach Russland exportiert worden – mehr als doppelt so viel wie noch 2013.
Der Hauptgrund für den Boom: Die Schweiz ist vom russischen Importverbot für Lebensmittel aus dem Westen ausgenommen. Russland verhängte im Sommer 2014 Sanktionen gegen die EU-Staaten, die USA, Australien, Kanada und Norwegen. Dies als Gegenmassnahme, da die Staaten nach dem Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs MH17 über der Ostukraine ihrerseits die Sanktionen gegenüber Russland ausgeweitet hatten.
«Es steckt viel Arbeit dahinter»
Manuela Sonderegger, Mediensprecherin der Switzerland Cheese Marketing, relativiert allerdings die Bedeutung der Schweizer Käseexporte nach Russland: «Der russische Absatzmarkt ist nach wie vor eine Nische.» So gingen im Jahr 2014 von den gesamthaft rund 68'000 Tonnen Schweizer Käse nur rund 1200 Tonnen nach Russland. Über 80 Prozent der Käseexporte gingen in die Nachbarländer, wobei allein in Deutschland über 30'000 Tonnen abgesetzt wurden.
Zudem wirkt sich das russische Embargo für Lebensmittel aus der EU indirekt negativ auf die Schweizer Käse-Exporte aus. «Weil die EU-Staaten nicht nach Russland exportieren können, kam mehr Käse auf den europäischen Markt, was die Preise sinken liess», so Sonderegger. Schweizer Käse wurde so in der EU vergleichsweise teurer. Auch die Aufhebung des Euro-Mindeskurses und die Aufhebung der Milchquoten in der EU hätten die Situation für die Schweizer Käseexporteure weiter verschärft, sagt Sonderegger.
«Die Zunahme bei den Exporten nach Russland reicht nirgends hin, um die Ausfälle zu kompensieren», erklärt Sonderegger. Trotzdem resultierte zwischen Januar und November 2015 im Vergleich zum Vorjahr laut dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst LID ein leichtes Plus bei den Käse-Exporten. Sonderegger führt dies vor allem auf das verstärkte Marketing am Verkaufspunkt, insbesondere in Deutschland, zurück: «Der Handel und die Ländervertretungen haben im vergangenen Jahr sehr viel investiert.»
Tilsiter, aka Swizzrocker, soll Deutschland erobern
Angespannt bleibt die Situation bei den wichtigsten Schweizer Käsesorten. Von Januar bis Ende November 2015 wurde beispielsweise fast 10 Prozent weniger Emmentaler exportiert. Gesamthaft beliefen sich die Emmentaler-Ausfuhren in dieser Zeitspanne auf rund 11'000 Tonnen. Und auch die Exporte von Gruyère waren zwischen Januar und November 2015 rückläufig (-1,7 Prozent). Von der Sorte Gruyère wurden ebenfalls rund 11'000 Tonnen exportiert.
Dass 2015 unter dem Strich trotzdem ein solides Ergebnis bei den Käse-Exporten resultieren dürfte, liegt unter anderem an Sorten wie dem Swizzrocker. Unter diesem Namen wird Tilsiter neue in Deutschland vertrieben. «Für 2015 erwarten wir für diese Sorte gute Verkaufszahlen», so Sonderegger.