Angst vor Terror: Schweizer kaufen deutlich mehr Waffen

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Angst vor TerrorSchweizer kaufen deutlich mehr Waffen

In der Schweiz herrscht laut Experten ein «Klima der Beunruhigung». Die Gesuche für Feuerwaffen nehmen zu. Vermehrt gehören Frauen zu den Kunden.

von
dia
In der Schweiz gibt es ungefähr 2,5 Millionen legale Waffen: Munition auf einem Schiessstand. (Archiv)

In der Schweiz gibt es ungefähr 2,5 Millionen legale Waffen: Munition auf einem Schiessstand. (Archiv)

Keystone/Martin Ruetschi

Die Schweiz rüstet auf. Die Gesuche für Waffenerwerbsscheine haben im ablaufenden Jahr im Vergleich zu 2014 massiv zugenommen. Wie die Sendung «10vor10» des SRF berichtet, sind die Waffenkäufe durchschnittlich um ein Viertel angestiegen. Der Sender hat dafür bei zwölf Kantonen nachgefragt. Die grösste Zunahme ist dabei im Kanton Waadt festgestellt worden. Dort gingen mehr als 4200 Gesuche ein. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es noch 2427.

Doch warum rüsten die Schweizer mit Waffen auf? Laut Pierre-Olivier Gaudard von der Waadtländer Kantonspolizei habe dies mit dem generellen «Klima der Beunruhigung» zu tun. Auch steige in der Bevölkerung die Angst vor Einbrechern. Dem stimmt Urs Glauser zu. Der Waffenhändler und Vorstandsmitglied des Schweizer Büchsenmacherverbandes sagt: «Die Leute möchten die Unsicherheit beheben und sich verteidigen können». Gerade alleinstehende Frauen gehörten immer öfter zu den Kunden.

Waffenrecht verschärft

Für Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention ist das eine beunruhigende Tendenz. «Wo es mehr Waffen hat, passieren auch mehr Unfälle», sagt er zu «10vor10». Er verweist auf die Erfahrungen aus den USA und warnt vor einer steigenden Gefahr für die Bevölkerung.

In der Schweiz wurde das Waffenrecht in den vergangenen Jahren verschärft. In vielen Punkten ist das Schweizer Recht dem europäischen Recht angepasst worden. Mit den strengeren Beschlüssen setzte der Bundesrat auch das im Nachgang zur Abstimmung über die Waffen-Initiative gemachte Versprechen um, den Schutz vor Waffenmissbrauch trotz des Neins zur Initiative weiter zu verbessern. Die Initiative war im Februar 2011 vom Schweizer Stimmvolk mit 56,3 Prozent bachab geschickt worden.

Schweiz beim Waffenbesitz weltweit vorne dabei

Auch der Waffenerwerb ist nicht mehr so liberal wie früher. Je nach Kategorie (verbotene Waffen, bewilligungspflichtige Waffen oder meldepflichtige Waffen) wird laut dem Bundesamt für Polizei (fedpol) eine Ausnahmebewilligung, ein Waffenerwerbsschein oder eine Meldepflicht verlangt.

Somit könne nicht jeder in der Schweiz eine Waffe erwerben, schreibt das fedpol. Insbesondere bei Dritt- oder Selbstgefährdung sei dies beispielsweise nicht möglich. Dennoch gibt es in der Schweiz bei rund 8 Millionen Einwohnern etwa 2,5 Millionen legale Waffen - das ist einer der höchsten Pro-Kopf-Werte weltweit. Rund die Hälfte der Waffen kommt vom Militär.

Keine Pflicht zur Nachregistrierung von Waffen

Das Parlament hatte sich in der Herbstsession gegen eine Gesetzesänderung ausgesprochen, die eine Nachregistrierung von Feuerwaffen verlangte. Die Befürworter argumentierten vergeblich, mit der Pflicht zur Nachregistrierung könnte die Sicherheit verbessert werden, insbesondere jene von Polizistinnen und Polizisten.

Die Gegner bezweifelten dies. Aus ihrer Sicht würden unbescholtene Bürger mit administrativem Aufwand belastet. Gegen die Nachregistrierung hatten vor allem Schützenvereine und Jäger gekämpft.

Justizministerin Simonetta Sommaruga gab vergeblich zu bedenken, die Registrierung von Waffen sei eine wesentliche Voraussetzung, um gegen illegalen Waffenhandel vorgehen zu können. Wer rechtmässig eine Waffe besitze, habe nichts zu befürchten. Heute müssen in der Schweiz nur jene Waffen in den kantonalen Registern eingetragen sein, die nach dem 12. Dezember 2008 gekauft wurden. Wie viele ältere Waffen es gibt, ist unbekannt. Der Bundesrat schätzt, dass es etwa zwei Millionen sind. (dia/sda)

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