Reaktionen zur Liga-Reform: Schweizer NHL-Star Josi kritisiert Erhöhung des Ausländer-Kontingents

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Reaktionen zur Liga-ReformSchweizer NHL-Star Josi kritisiert Erhöhung des Ausländer-Kontingents

Im Schweizer Eishockey sorgt eine geplante Liga-Reform für Aufhebens. Sogar NHL-Star Roman Josi schaltet sich in die Debatte ein.

von
Erik Hasselberg
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Roman Josi: Er findet die Erhöhung des Ausländer-Kontingents in der National League gar keine gute Idee.

Roman Josi: Er findet die Erhöhung des Ausländer-Kontingents in der National League gar keine gute Idee.

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Er ist mit seinem Verein als einziger gegen die Erhöhung: Peter Zahner, CEO der ZSC Lions.

Er ist mit seinem Verein als einziger gegen die Erhöhung: Peter Zahner, CEO der ZSC Lions.

Andy Mueller/freshfocus
Er hat die Reform angestossen und ist treibende Kraft: Marc Lüthi, CEO des SC Bern. 

Er hat die Reform angestossen und ist treibende Kraft: Marc Lüthi, CEO des SC Bern.

Urs Lindt/freshfocus

Darum gehts

  • Die Schweizer National League will sich reformieren.

  • Grosser Diskussionspunkt ist die Erhöhung des Ausländer-Kontingents von aktuell 4 auf neu 10 Spieler.

  • NHL-Star Roman Josi findet das «gar keine gute Idee».

Das ist der Plan

Eine Erhöhung von derzeit vier auf zehn Ausländer, Financial Fairplay und kein Abstiegsgespenst mehr – die National League will sich ab 2022 reformieren. In einer Zeit, in der wegen des Coronavirus keine Fans in die Stadien können und die Zukunft des Schweizer Eishockey ungewiss ist, plant die Liga den grossen Umbruch. Der wichtigste Punkt ist dabei die Erhöhung des Ausländer-Kontingents. Denis Vaucher, Chef der Liga, argumentiert damit, dass mit der Erhöhung von ausländischen Spielern der Konkurrenzkampf für Schweizer Spieler grösser und damit der Druck auf die hiesigen Löhne ebenfalls höher wird – und das zu einer Kostensenkung und damit nachhaltigeren Zukunft führen würde. Auf Anfrage von 20 Minuten heisst es bei der National League: «Die Diskussionen laufen nach wie vor und es ist noch nichts entschieden.»

So positionieren sich die Clubs

Scheiterte vor drei Jahren noch eine Erhöhung der Ausländer mit 3:9 Stimmen, stehen nun 11 von 12 Clubs der National League hinter der Reform. Angetrieben wird diese vor allem vom CEO des SC Bern, Marc Lüthi. Als einziger Club klar dagegen stellen sich die ZSC Lions, die aber auch im Gegensatz zum SCB mit den GCK Lions über ein etabliertes Farmteam verfügen und seit jeher stark in ihre Nachwuchsarbeit investiert haben. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagte ZSC-CEO Peter Zahner: «Das Schweizer Eishockey plant Reformen in einer grossen Krise, die uns alle berührt. Alle. Privat, sozial, geschäftlich. Und in dieser Krise wollen wir das Schweizer Eishockey neu erfinden. Wir finden, das ist der völlig falsche Zeitpunkt.»

Zudem spricht er davon, die Schweizer Tugenden zu bewahren. Das Schweizer Eishockey sei ein hervorragendes Produkt. Die Nationalteams seien erfolgreich, auch auf Stufe U-18 und U-20, abgesehen von der letzten WM. «Wir haben in unserer Liga die meisten Fans in Europa, seit Jahren. Tendenz steigend.» Und gerade für die Fans geht es in Krisenzeiten wie der aktuellen auch um Identifikation.

Das sagen die Fans

So formierten sich die Fans, erhöhten in der Debatte den Druck auf die Vereine. Vereins- und Liga-übergreifend schlossen sich 18 Organisationen zusammen und veröffentlichten ein gemeinsames Statement.

In diesem fordern sie keine Anpassung der Ausländer-Kontingente: «Eine Erhöhung des Ausländer-Kontingentes kann möglicherweise zwar kurzfristig tatsächlich eine Senkung der Löhne zur Folge haben, die langfristigen Folgen sind aber alles andere als klar.» Es sei gut möglich, dass es vielmehr zu einer Zweiklassen-Gesellschaft komme, bei der einige Clubs ihr Kontingent mit Top-Ausländern auffüllten und andere, um Geld zu sparen, nur «Billig-Imports» verpflichteten. Stattdessen würde ein Salary Cap, eine Lohnobergrenze, direkt zu einer ausgeglicheneren Liga führen.

Das sagen Schweizer Spieler

Noch hat sich kein in der National League unter Vertrag stehender Spieler direkt öffentlich geäussert. Stattdessen verschickte die Swiss Ice Hockey Players’ Union (SIHPU), die Spieler-Gewerkschaft, am Donnerstag eine Medienmitteilung und veröffentlichte die Ergebnisse einer Online-Umfrage zur Thematik, die an rund 300 Spieler der National League verschickt worden war. Und die Ergebnisse sind eindeutig: Über 90 Prozent der Spieler sind gegen eine Erhöhung des Ausländer-Kontingents und glauben, dass die Massnahmen die nachhaltige Entwicklung des Schweizer Eishockey verschlechtern würde. Die Gründe dafür sind gemäss Jonas Hiller, dem Präsidenten der SIHPU, offensichtlich: «Der Nachwuchs bildet die Basis einer erfolgreichen Eishockeynation. Doch ohne Spielpraxis für heimische Spieler in der obersten Liga wird diese Basis geschwächt, was mittel- bis langfristig einen negativen Einfluss auf die Qualität haben wird.»

Hiller, der davon spricht, dass der Unmut auf Spielerseite immer grösser wird, fordert zudem eine aktive Einbindung in den Entscheidungsprozess. Sonst werde der Unmut umso grösser. Allerdings gebe es keinen genauen Plan, wie man vorgehe, sollte die Liga über die Köpfe der Spieler hinweg entscheiden. «Wir haben keinen Plan B oder C. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, wie es weiter geht», so der ehemalige Goalie gegenüber 20 Minuten.

Das sagt NHL-Star Roman Josi

In einem Video aus Übersee spricht auch Roman Josi, der beste Schweizer Eishockeyspieler und einer der besten Verteidiger der NHL, zu den Reformplänen. «Von mir aus ist das gar keine gute Idee. Für das Schweizer Eishockey ist es extrem wichtig, dass wir unsere jungen Spieler fördern. Man sieht es an der Breite des Nationalmannschaftskaders, die sicherlich mit der Jugendförderung zu tun hat. Und wenn man 10 Ausländer in einem Team hat, ist es für einen jungen Spieler sehr schwierig, sich durchzusetzen und eine wichtige Rolle einzunehmen.» Seine Karriere und eine solch rasante Entwicklung, wie er sie erlebt habe, wäre so wohl nicht möglich gewesen, wenn zu Beginn seiner Aktivzeit schon so viele Ausländer in einem Team gestanden hätten.

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