Schweizer Rekordfilm «Max & Co» eröffnet Solothurner Filmtage

Aktualisiert

Schweizer Rekordfilm «Max & Co» eröffnet Solothurner Filmtage

Mit «Max & Co» eröffnete am Montag der teuerste Schweizer Film aller Zeiten die 43. Solothurner Filmtage.

Die charmante Anti-Kapitalismus-Fabel ist ihre 30 Millionen Franken wert: Zumindest technisch hält sie mit der Animations-Weltelite mit. Kultfilme wie «Wallace & Gromit» oder «Chicken Run» waren doppelt so teuer, der derzeitige Animationsrenner «Ratatouille» hatte sogar das fünfmal grössere Budget. Dass «Max & Co» da vergleichsweise ein Schnäppchen ist, sieht man ihm nicht an.

Weil Länder wie Grossbritannien, Belgien und Frankreich als Ko-Produzenten beteiligt waren, waren die Schweizer verpflichtet, Mitarbeiter von dort zu beschäftigen. Das erwies sich als grosses Glück: Den beiden Regisseuren, den Freiburger Zwillingen Frédéric und Samuel Guillaume, stand eine renommierte Crew zur Seite, darunter fünf der weltbesten Animatoren unter der Leitung von Guionne Leroy, die schon bei «Chicken Run» leitende Animatorin war.

Sparen dank eigener Software

Die bis ins kleinste Detail liebevoll modellierten Figuren wurden von 80 Angestellten der britischen Firma Mackinnon & Saunders gebaut, der Firma, mit der auch Tim Burton («Corpse Bride») zusammenarbeitet. 27 Animatoren verbrachten in einer Halle in Romont je drei Monate damit, eine Filmsequenz lang eine Figur zu führen. Dass da das Budget nicht aus den Nähten platzte, lag unter anderem am straffen Zeitmanagement. Die Guillaumes entwickelten dafür zusammen mit Ingenieuren spezielle Computerprogramme, die Kamerabewegungen und Beleuchtung berechneten und simulierten.

Ein Dorf wird arbeitslos

Erzählt wird vom Teenager-Fuchs Max, der auf der Suche nach seinem Vater ins Städtchen Saint-Hilaire gerät und schliesslich die Gemeinde von einem skrupellosen Ausbeuter befreit. Praktisch alle Einwohner des pittoresken Örtchens sind nämlich abhängig von der örtlichen Fliegenklatschen-Fabrik. Nach einem Umsatzeinbruch kommt es dort zu Massenentlassungen. Auch Max, der als Live-Liftmusiker arbeitet, steht auf der Strasse.

Es kommt noch schlimmer: Wie jeder Kapitalist weiss, kann man nur richtig schön absahnen, wenn man zuerst (künstlich) ein Bedürfnis schafft, das man dann befriedigen kann. Also lässt der völlig unfähige Juniorchef Rodolfo eine Fliegenplage ausbrechen. Das erste Todesopfer ist ausgerechnet die Seele des Kaffs, die mütterlich-resolute Madame Doudou. Also mobilisieren Max und die Arbeitertochter Felicie die Bevölkerung, um Rodolfo und seinen Schergen das Handwerk zu legen.

Schön, aber nicht vollkommen

Vom Erscheinungsbild her braucht «Max & Co» den Vergleich mit Disney- und Pixar-Produktionen nicht zu fürchten. Die Hintergründe und Figuren sind brillant, die Charakterisierung der Personen durch ihre Tiergestalt sprechend: so ist die herzensgute Doudou ein Murmeltier, der gemeine Rodolfo eine Kröte und die Verwaltungsräte hauptsächlich - Schweine.

Einfälle wie der Wellblech-Cadillac von Max' Vater, der sich je nach beabsichtigter Gaunerei in ein Wahrsager-Zelt oder ein Zollhäuschen verwandelt, sind hübsch. Aber ganz so witzig und rasant wie die amerikanischen und britischen Hochleistungs-Animationsfilme ist der Film dann doch nicht.

Kinostart des Filmes ist der 13. Februar.

(sda)

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