RassismusSchweizer schätzen keine Afrikaner am Arbeitsplatz
Schweizer haben Mühe mit Ausländern im Büro. Vor allem Albaner sind unbeliebt. Im europäischen Vergleich ist die Schweiz im Mittelfeld.
- von
- Stefan Ehrbar
Mit wem möchten Sie nicht zusammenarbeiten? Diese Frage hat der Bund 1700 Einwohnern gestellt. Nun zeigt sich: Insbesondere gegenüber Menschen aus muslimischen Ländern sind die Vorbehalte hoch.
Zwei von drei Befragten können es sich nicht vorstellen, mit Arabern einen Arbeitsplatz zu teilen. Auch andere Gruppen werden stark abgelehnt – am meisten Albaner, mit denen über 70 Prozent nicht im Büro sitzen möchten.
Ausländer werden unbeliebter
Auch Afrikaner und Türken werden von über der Hälfte nicht als Arbeitskollegen geschätzt. Wenn es darum geht, ob die Hautfarbe der Nachbarn eine Rolle spielt, stimmen aber nur 14 Prozent zu. Die Nationalität und die Religion werden als wichtiger empfunden.
Wenig Mühe haben Schweizer mit italienischen, österreichischen oder deutschen Mitarbeitern, heisst es im neusten Rassismusbericht. Gegenüber früheren Jahren hat die Ablehnung ausländischer Mitarbeiter aber zugenommen.
«Die Schweiz ist ein aufgeklärtes Land»
Nur Russen, Albaner und Araber wurden etwas positiver wahrgenommen. Insbesondere Westeuropäer sanken in der Beliebtheit. «Das dürfte mit dem allgemeinen Trend einer vermehrten Ablehnung von Ausländern aus Europa zusammenhängen», schreiben die Forscher.
Er vermute nicht, dass die Diskriminierung aufgrund der Abstammung zugenommen habe, sagt der Basler Soziologe Ueli Mäder. Die Schweiz sei eine recht aufgeklärte Gesellschaft. Unterschiede würden als selbstverständlich gelten – aber es gebe stets Ängste vor einem sozialen Abstieg. «Sie können dazu führen, Menschen als bedrohlich wahrzunehmen, die einen anderen Hintergrund haben.»
Schwarz und schlecht, weiss und gut
Die Werte des Bundes basieren auf einer Telefonumfrage. Einen anderen Ansatz haben Forscher der Harvard University gewählt. Sie untersuchten die Akzeptanz von dunkelhäutigen Menschen. Sie analysierten, wie sehr Menschen Dunkelhäutige mit negativen Gedanken assoziieren.
Dazu werden Teilnehmern positiv und negativ besetzte Adjektive zusammen mit Fotos von dunkelhäutigen oder weissen Menschen vorgespielt. Je nachdem, was zu sehen ist, musste eine Taste gedrückt werden. Wer länger braucht, um dunkelhäutige Menschen in Kombination mit positiven Adjektiven richtig einzuordnen, erhält einen höheren Wert auf der Skala.
Test entlarvt vordergründig Tolerante
Der Vorteil dieses Tests ist, dass er Vorurteile von Menschen erkennt, die sich selbst als tolerant und weltoffen bezeichnen und in einer Telefonumfrage dementsprechend antworten würden.
Aus der Schweiz haben 1600 Menschen teilgenommen. Sie erzielten Werte im europäischen Mittelfeld – etwa gleich hohe wie Deutsche oder Franzosen, aber höher als jene der Österreicher, Niederländer oder Skandinavier. In Westeuropa haben Italiener und Portugiesen die meisten Vorurteile.
Tschechen haben am meisten Vorurteile
Am wenigsten Unterschiede machen die Serben. Auch Slowenen schneiden besonders gut ab. Die schlechtesten Werte insgesamt erzielten tschechische Teilnehmer.
Es gebe zwar Leute, die finden, dass dunkelhäutige Menschen einfach aufgrund ihrer Hautfarbe in der Schweiz fehl am Platz seien, sagt Soziologe Mäder. In der Regel minderten sich jedoch Vorurteile, je mehr man so genannt Fremdes sinnlich wahrnehme. Ängste könnten Leute haben, die relativ isoliert leben. Hinzu kämen jene, die sozial abgestiegen seien. «Das können auch Leute aus mittleren Einkommensbereichen sein», sagt Mäder.