Schweizer Start-upVegane Glace ohne Kompromisse
447 Investorinnen und Investoren und 733’000 Franken: Mit einem erfolgreichen Crowding im Rücken und einer wachsenden Nachfrage nach pflanzlichen Produkten will ein Zürcher Start-up die Glace der Zukunft machen.
- von
- Gabriella Alvarez-Hummel
Darum gehts:
Das Zürcher Glace-Start-up Nanimale setzt auf vegane Glace, die Rahmglace in nichts nachstehen soll – und hat damit Erfolg.
In einer aufsehenerregenden Kampagne im Sommer 2023 investierten 447 Menschen insgesamt 733’000 Franken in das Start-up.
Nun sollen neue Produkte entwickelt werden.
Braucht gute Glace überhaupt Milch, Molke, Rahm und Ei? Dass dem nicht so ist, beweisen bereits viele Gelaterias: mit Sorbet. Erst bei cremiger Glace dürften sich viele nicht mehr so sicher sein, ob pflanzenbasiertes Eis in puncto Genuss nicht den einen oder anderen Kompromiss bedeutet.
Die im Sommer neu eröffnete Glaceria Nanimale hat sich zwar auf vegane Glace spezialisiert, hängt diese Tatsache jedoch nicht an die grosse Glocke. Das Ziel: pflanzenbasiertes Glace, das mindestens genauso gut sein soll wie herkömmliches. Für die Macher heisst das vor allem: viele Experimente und Einfallsreichtum, so Andrej Krajnc, Co-Geschäftsführer von Nanimale.
«Wir haben kaum gemerkt, dass es vegan ist.»
Je nach Sorte müssen Rahm und Konsorten durch ganz andere Produkte ersetzt werden. Etwa mit Cashews. Was sich wiederum auf den Geschmack auswirkt. Auf einem Glace-Besuch an einem dieser betonheissen Zürcher Sommertage gibt sich der anwesende Verkäufer – wie sich später herausstellt: der Gelatiere selbst – sehr grosszügig beim Verteilen von Probierlöffelchen: «Nur bei wenigen Sorten schmeckt man den Unterschied zu herkömmlichen Rahmglaces. Vor allem die Sorten Pistazie, Haselnuss und auch Cheesecake Amarena stehen in nichts nach.» Das zeigen auch einige Online-Rezensionen. In einer heisst es etwa: «Super leckeres Eis! Wir haben kaum gemerkt, dass es vegan ist.»
Da fragt man sich: Wie schmeckt «vegan» denn? «Pflanzenbasiert» muss oft höhere Erwartungen erfüllen als herkömmliche Produkte. Etwa in Sachen Nachhaltigkeit oder was den Gesundheitswert angeht. Für Nanimale, so Andrej Krajnc, stehen Produkt und Genuss im Vordergrund. «Glace ist per se kein nachhaltiges Produkt, allein schon, weil es stets gekühlt sein muss.» Vegane Produkte werden zudem für gewöhnlich für gesund gehalten, weshalb Krajnc oft die Frage gestellt bekommt, warum in der Nanimale-Glace überhaupt Zucker zu finden sei. Aber für das Zürcher Start-up liegt die Priorität in der Mission, pflanzliche Glace-Alternativen zu schaffen, «ohne Abstriche beim Genuss». Oder wie es auf der Website steht: «Es braucht keine tierischen Produkte für eine saugute Glace.»
733’000 Franken von 447 Investoren und Investorinnen
Vegane Glace für die Schweiz, daran glauben nicht nur die Macher. In einer aufsehenerregenden Crowdinvesting-Kampagne hat Nanimale im vergangenen Sommer 447 Investorinnen und Investoren für sich gewinnen können. Das angepeilte Investitionsziel von 200’000 Franken wurde um ein Vielfaches übertroffen – insgesamt 733’000 Franken wurden in das Glace-Start-up investiert.
Die Investoren und Investorinnen scheinen laut Kampagnen-Seite sehr von der Idee überzeugt zu sein: «Vegan ist die Zukunft!», schreibt nicht nur eine Investorin. Einer kommentiert, er unterstütze gerne ein Produkt, das seine Freundin als Allergikerin problemlos essen könne – die Glaces sind nämlich glutenfrei und bekömmlich für laktoseintolerante Personen. Ein weiterer fand Design und Marke sehr ansprechend. Wie erklärt sich Nanimale selbst diesen Erfolg? Andrej Krajnc: «Plantbased trifft den Nerv der Zeit und die Tatsache, dass wir keine künstlichen Zusatzstoffe in unseren Produkten haben. Immer mehr Menschen machen sich viel Gedanken darüber, was es ist, das sie essen.» Hinzu komme: Einige Schweizer Start-ups haben in den vergangenen Jahren grosse Erfolge mit veganen Produkten gefeiert. Allen voran «planted». «Die Leute sehen das Potenzial, weil sehr sichtbar ist, dass immer mehr Menschen versuchen, weniger Tierprodukte zu konsumieren.»
Ein Geheimtipp zum Schluss
Was passiert nun mit den 733’000 Franken und den nahezu 450 Investoren und Investorinnen? «Sicherlich eine Ausweitung des Sortiments», so Krajnc. Ob dies Cornets oder Stängeli bedeute, sei noch offen. Auch eine saisonale Erweiterung ist angedacht. Bereits heute ist Nanimale in Hunderten Migros-Filialen zu finden, aber auch diese Zahl dürfte in Zukunft steigen. «Wir können nun in verschiedene Richtungen gehen. Das Potenzial ist gross. Nun machen wir diese Glace-Saison fertig, und dann schauen wir konkreter in die Zukunft.»
Ob die vegane Glace allen Erwartungen entspricht, soll jede und jeder selber entscheiden. Aber ein Geheimtipp sei verraten: schwarzer Sesam.
Hast du schon mal vegane Glace probiert?
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