Regional und nachhaltigSchweizer wollen Schweizer Christbäume
Weihnachtsbäume aus heimischer Produktion erfreuen sich in der Schweiz steigender Beliebtheit. Auch das Angebot ist gross: Der regnerische Sommer liess die Tannen richtig spriessen.

Einheimische Christbäume werden bei Schweizern immer beliebter: Weihnachtsbäume auf einem Bauernhof bei Effretikon.
Die Detailhändler stellen ein wachsendes Interesse für einheimische Christbäume fest. Bei Coop stammen inzwischen drei Viertel der Tannen aus den Schweizer Wäldern und Kulturen, gegenüber 35 Prozent vor zwei Jahren. Beim Konkurrenten Migros sind weniger als 30 Prozent der Bäume aus dem Ausland importiert.
Die Kunden achteten mehr und mehr auf die Umwelt, erklärt Coop-Sprecher Ramón Gander gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Sie wollten nicht nur die Herkunft der gekauften Tanne kennen, sondern auch die Herstellungsbedingungen. Fragen zur Verwendung von Insektiziden oder einer nachhaltigen Bewirtschaftung des betroffenen Waldes seien keine Seltenheit.
Bessere Wetterbedingungen als im Vorjahr
Für die Konsumenten, die auf eine Schweizer Herkunft achten, gibt es gute Nachrichten: Die einheimische Produktion wurde durch den nassen Sommer nicht beeinträchtigt – im Gegenteil, wie Urs Wehrli von der Waldwirtschaft Schweiz, der Organisation der Schweizer Waldbesitzer, sagt: Die sommerliche Niederschläge hätten die Nadeln dichter und dunkler wachsen lassen.
Im vergangenen Jahr dagegen habe der Hagel zahlreiche Bäume beschädigt, sagt Stéphane Gutknecht, Gründer der Internetseite chapin.ch, die lokale Tannenbäume nach Hause liefert. In der Folge habe vermehrt auf ausländische Nadelbäume ausgewichen werden müssen.
Inzwischen hat sich die Situation stabilisiert. «Dieses Jahr vermag das Angebot die Nachfrage nach lokal produzierten Bäumen gut abzudecken», sagt Philipp Gut von der IG Suisse Christbaum, der Organisation der Weihnachtsbaumproduzenten.
Christbäume als Nischenmarkt
Der Schweizer Markt für Christbäume jeglicher Herkunft beläuft sich auf ungefähr 50 Mio. Franken. Die einheimische Produktion bleibt ein Nischenmarkt. «Nur wenige Bauern beziehen ihr Einkommen einzig aus dieser Tätigkeit», präzisiert Wehrli von Waldwirtschaft Schweiz.
Der Grund: Die dafür nutzbaren Flächen sind im Vergleich zu den immensen Territorien von Dänemark begrenzt. Zudem sind in der Schweiz die Verwendung von Insektiziden und Dünger gesetzlich strenger geregelt.
Bis Ende 2013 profitierten die Schweizer Christbaumproduzenten allerdings noch von Subventionen. Seit diesem Jahr fallen diese weg, da der Bund in seiner neuen Landwirtschaftspolitik den Schwerpunkt auf die Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln legt.
Preise gegenüber Vorjahr stabil
Die Einbussen belaufen sich auf eine halbe Million Franken. Zuvor erhielten die Bauern 900 Franken pro Hektar Land, den sie mit Nadelbäumen kultivierten. Die Einstellung der Direktzahlungen zeigte dieses Jahr jedoch keine Auswirkungen auf die erhöhte Tannenproduktion in der Schweiz. Ob es langfristig negative Auswirkungen geben wird, ist laut Wehrli noch nicht abschätzbar.
Die Preise erhöhten sich in der Folge der Kürzungen ebenfalls nicht, sondern bleiben gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Tarife der bei den Detailhändlern angebotenen einheimischen Bäume unterscheiden sich kaum von denjenigen aus Deutschland oder Dänemark.
Der Vorteil der einheimischen Bäume liege in ihrer längeren Haltbarkeit, erklärt Gut von der IG Suisse Christbaum. Viele ausländische Bäume würden bereits Ende Oktober geschlagen. Daher kämen sie bereits stärker ausgetrocknet in den Verkauf und stellten eine erhöhte Brandgefahr dar. (sda)
1 Million Christbäume
Die Schweizer kaufen jedes Jahr mehr als eine Million Tannenbäume. 60 Prozent davon stammen aus dem Ausland, hauptsächlich aus Dänemark und Deutschland. Fast eine halbe Million wird im Inland produziert, zwei Drittel davon auf landwirtschaftlichen Flächen, der Rest im Wald.