Hoffnungsbarometer Schweizer wünschen sich Glück im Job
Die Arbeitnehmer setzen wieder vermehrt auf die nationale Wirtschaft. Das zeigt eine Studie von Schweizer Zukunftsforschern. Allerdings steht nicht das Geld im Vordergrund.
- von
- Vroni Fehlmann

Für Schweizer ist eine sinnvolle Beschäftigung wichtiger als die Karriere.
Schweizer werden gegenüber der Wirtschaft immer zuversichtlicher. Nachdem der Optimismus für die Ökonomie im Jahr 2011 auf ein Rekordtief gesunken war, ist er nun wieder gestiegen. Ganze 7 Prozent hat der Glaube an die Wirtschaft im Vergleich zum letzten Jahr zugelegt. Das zeigt das Hoffnungsbarometer, das von Swissfuture.ch, der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung, fürs kommende Jahr erstellt wurde. Doch bei den 3000 befragten Schweizern ist nicht etwa das Vertrauen in Wirtschaftsakteure, Erfolg oder sichere Arbeitsplätze gewachsen, sondern in die Sinnhaftigkeit der persönlichen Arbeit.
«Die Menschen haben gemerkt, dass sie zufriedener sind, wenn sie eine sinnvolle Betätigung anstreben, statt Karriere machen zu wollen», erklärt Psychotherapeut Stefan Schwarz, der sich an der Studie beteiligte. «Die sinnvolle Tätigkeit kann einem niemand mehr nehmen, das Geld schon.» Auch für Projektleiter Andreas Walker passt das Ergebnis zur allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung. «Für die Leute ist die Beziehungsebene sehr wichtig.» So ist es auch bei der Arbeit. Viele Schweizer seien nicht mehr bereit, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen für Geld zu opfern. «Das Firmenklima muss stimmen», sagt Walker.
Wirtschaftsakteure gelten als egoistisch
Wünschten sich die Leute im letzten Jahr noch einen sicheren Arbeitsplatz, ist dieser Aspekt heuer zweitrangig geworden. «Die Leute sind optimistisch und gehen davon aus, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist. Deshalb legen sie mehr Wert darauf, dort auch etwas Sinnvolles zu machen», erklärt Walker weiter. Lange Zeit habe man von Banken- und Wirtschaftskrisen gesprochen, die Studie zeige aber, dass die Leute das alles offenbar nicht glauben.
Falls sich der Trend weiter in die soziale Richtung entwickelt, wird laut Walker eine neue Art von Unternehmensführung benötigt. «Die Schweizer wollen keine Boni mehr als Motivation, sondern setzen an ihrem Arbeitsplatz vermehrt auf das Soziale.» Das sieht auch Schwarz so: «Die Sinnhaftigkeit im Beruf ergibt sich aus einer Unternehmenskultur, die das Wohl aller im Blick hat. In solchen Betrieben werden Unternehmensführer noch als Hoffnungsträger wahrgenommen.»
Das ist offensichtlich nicht überall so. Denn Banker belegen auf der Rangliste der Hoffnungsträger 2014 einen der hintersten Plätze. «Wirtschaftsakteure und besonders Banker werden als hoch egoistisch wahrgenommen. Boni-Exzesse, goldene Fallschirme und Kursmanipulationen haben die Wahrnehmung der Öffentlichkeit geprägt. Die Menschen fühlen sich als Mittel zum Zweck, ausgenutzt, um den Managern die Taschen zu füllen. Daher werden diese nicht als Hoffnungsträger gesehen», erklärt Schwarz.
Beziehungsebene am wichtigsten
Das Hoffnungsbarometer wird seit 2009 alljährlich publiziert. «Die Hauptidee dahinter war, herauszufinden, ob es das Phänomen Hoffnung überhaupt noch gibt», sagt Walker. «Die Zukunft wurde lange Zeit als negativ betrachtet, die Leute hatten Angst vor ihr und vor Veränderungen. Dem wollten wir nun gegensteuern.» Rund 22'000 Personen aus verschiedenen Ländern wurden zu ihren Zukunftsvorstellungen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen fürs Jahr 2014 befragt. Im internationalen Vergleich gehört die Schweiz zu den hoffnungsvollsten Ländern. Am wenigsten Hoffnung setzen die Menschen in die Religion, am wichtigsten ist für sie in allen Bereichen die Beziehungsebene. Denn «alleine ist man nicht hoffnungsvoll», sagt Walker.