Schwimmen soll Schulfach werden

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Schwimmen soll Schulfach werden

Der Schwimmunterricht soll schweizweit obligatorisch werden. Heute wurde eine entsprechende Petition eingereicht. Die Lehrer begrüssen das Obligatorium.

von
Tina Fassbind

44 180 Personen haben die Petition der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) unterschrieben, in der ein obligatorischer Schwimmunterricht in allen Kantonen der Schweiz gefordert wird. Heute konnte die Petition der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) überreicht werden.

Konkret fordert der SLRG die Erziehungsdirektorenkonferenz dazu auf, den Schwimmunterricht in jenen Kantonen durchzusetzen, in denen er bereits im Lehrplan figuriert. Zudem sollen Ausbildungsangebote für Lehrkräfte und andere Betreuungspersonen geschaffen werden. Diesen müsse wenn nötig Schwimmunterricht erteilt werden. In Kantonen ohne Schwimmobligatorium werden in den Parlamenten entsprechende Vorstösse eingereicht. Die Erziehungsdirektorenkonferenz nehme die Petition der SLRG entgegen, sagte deren Sprecherin Rahel Frey auf Anfrage. Man werde das Anliegen in den zuständigen Gremien diskutieren.

Schwimmgruppen dürfen nicht zu gross sein

«Die Idee der Petition ist sicher gut, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und man den Schulen die richtigen Mittel zur Verfügung stellt», sagt Franziska Peterhans, Zentralsekretärin des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH, auf Anfrage von 20 Minuten Online. Die Schwimmgruppen dürfen nicht zu gross sein und den Lehrpersonen müsste beim Schwimmunterricht zusätzlich eine Aufsichtsperson zur Seite stehen, fordert sie weiter, denn «ein Lehrer alleine mit einer Schwimmgruppe – das wäre unverantwortlich.»

Peterhans hat selbst Kindern in der Unterstufe Schwimmunterricht erteilt: «Wenn man selbst im Schwimmbecken steht, kann man nicht gleichzeitig den Überblick behalten. Deshalb muss eine Person am Beckenrand auf die Gruppe aufpassen und alles überwachen, während die andere unterrichtet.»

Keine Hallenbäder, kein Schwimmunterricht

Ein weiteres Problem bei der Umsetzung des obligatorischen Schwimmunterrichts: Immer mehr Hallenbäder werden aus Kostengründen geschlossen. «Es braucht Hallenbäder, in denen man regelmässig und innerhalb nützlicher Frist mit den Kindern schwimmen gehen kann», so Peterhans, «solche Hallenbäder gibt nicht überall, daher können auch nicht alle Gemeinden einen Schwimmunterricht anbieten.»

Lehrplan für Deutschschweiz mit Schwimmobligatorium?

Im Moment ist in den kantonalen Lehrplänen geregelt, ob und in welcher Form in den Gemeinden Schwimmunterricht erteilt wird. Zur Harmonisierung des Schulwesens wird gegenwärtig der erste Lehrplan erstellt, der für die ganze Deutschschweiz Gültigkeit haben wird. «Erste Resultate werden voraussichtlich Ende Jahr bekannt gegeben», schätzt Peterhans, «der Schwimmunterricht müsste in diesem Lehrplan geregelt werden.»

15 % der Kinder überhaupt nicht schwimmen lernten.

Ob ein Kind früh Schwimmen lernt oder nicht, ist gemäss Einschätzungen von Franziska Peterhans eine Frage der Gelegenheit: Gehen die Kinder mit ihren Eltern ins Schwimmbad, gibt es in ihrem Alltag Kontakt zu Wasser oder ist das nur in der Schule möglich? «Wenn Kinder in einer sozial schwächer gestellten Familie mit zwei arbeitstätigen Eltern aufwachsen, dann kann der Vater oder die Mutter kaum mit dem Kind ins Schwimmbad. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob sich die Eltern ein Abonnement im Schwimmbad überhaupt leisten können», sagt Peterhans. Auch der kulturelle Hintergrund spiele dabei eine Rolle: «Gehört Schwimmen auch im der Herkunftsland zur Alltäglichkeit, dann ist es wahrscheinlicher, dass das Kind auch hier in der Schweiz Schwimmen lernt.»

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