Bieler Nachtleben: Schwuler fühlt sich von Türstehern diskriminiert

Publiziert

Bieler NachtlebenSchwuler fühlt sich von Türstehern diskriminiert

Devin* wurde unsanft aus einem Nachtklub geworfen – wegen seiner sexuellen Orientierung, wie er selber sagt. Nun hat er Klage gegen die Türsteher eingereicht.

von
cho
Devin G. ist sauer: «Ich habe schon einiges erlebt, aber das geht zu weit.»

Devin G. ist sauer: «Ich habe schon einiges erlebt, aber das geht zu weit.»

Devin* wollte in der Nacht auf Samstag, dem 18. Februar, mit Bekannten im Club feiern – doch die Nacht endete mit Wut und Tränen: «Wir betraten den Club. Doch noch bevor wir unser Bier in der Hand hatten, packte mich plötzlich ein Türsteher von hinten und das Drama nahm seinen Lauf», so der Bieler.

Der Hüne habe ihn auf Französisch angeschrien und ihn Richtung Ausgang geschubst: «Ich habe kein Wort verstanden und bekam wirklich Angst.»

«Wie ein Küdersack»

Eine gute Freundin, die auch dabei war, bestätigt: «Er war unglaublich aggressiv und sagte uns nicht, was das Problem war.» Dann kam laut Devin ein weiterer Türsteher dazu und die Situation eskalierte völlig: «Ich wurde hart angepackt und wie ein Ghüdersack auf die Strasse geworfen», so der Mitdreissiger. Auch seine Begleitungen wurden rausgeworfen.

Die offizielle Erklärung kennt Devin nicht – er vermutet jedoch, dass seine sexuelle Orientierung damit zu tun hat: «Ich bin schwul und mache keinen Hehl daraus. Ich stosse damit in Biel – vor allem bei Türstehern – immer wieder auf Diskriminierung.» Wenn er Schmuck trage, ernte er vom Türstehern oft einen abwertenden Spruch. Wenn er eine Tasche dabeihabe sei es das selbe. Auch hätten ihn die Türsteher schon als «Schwuchtel» bezeichnet, so Devin: «Ich habe schon viel Unschönes erlebt in Biel – aber diesmal ging es zu weit.»

Vertrauen in externen Sicherheitsdienst

Der Club lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen: «Bei uns wird niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert», so der Inhaber zu 20 Minuten. Einige der Club-Veranstalter seien selber schwul.

Obwohl die Türsteher von einem externen Sicherheitsdienst kämen, stelle er sich hinter diese Männer: «Wenn jemand nicht freiwillig geht, muss man die Person nun mal hinausbegleiten. Sie hatten ihre Gründe.» Der Besitzer meint weiter: «Sie schilderten mir, dass der Mann zweimal auf dem Frauen WC war. Auch eine Verwarnung nützte nichts.»

Anzeige eingereicht

Devin dementiert heftig: «Das stimmt nicht. Der Türsteher erfindet irgendetwas – natürlich etwas, was in sein Bild von einem Schwulen passt.» Devin hat genug, er hat am Montag Anzeige gegen die Türsteher wegen Ehrverletzung und Tätlichkeit eingereicht.

Pink Cross, die Dachorganisation der Schweizer Schwulengruppen, unterstützt Devin bei seinem Unterfangen: «Wir raten Betroffenen immer, Anzeige zu erstatten», heisst es bei der Organisation mit Sitz in Bern. Besonders in urbanen Gegenden verzeichnet Pink Cross immer wieder Diskriminierungen gegen Homosexuelle.

Kampf um symbolischen Sieg

Devins Anwalt Dominic Nellen räumt seinem Mandaten vor Gericht gute Chancen ein: «Wir haben Zeugen, das ist eher selten in solchen Fällen.» Sollte er gewinnen, sei das Strafmass aber tief: Eine Busse oder geringe Geldstrafe, möglicherweise ein Eintrag im Strafregister. Doch das spielt keine Rolle, sagt Nellen: «Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. Hier wurde klar eine rote Linie überschritten.»

* Name geändert

Deine Meinung