Italien lässt locker Sea-Watch-Kapitänin Rackete ist wieder frei
Die italienische Justiz hat die Sea-Watch 3-Kapitänin Carola Rackete wieder auf freien Fuss gesetzt. Innenminister Matteo Salvini ist wenig erfreut.
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Die deutsche Kapitänin Carola Rackete kommt wieder frei. Die Ermittlungsrichterin von Agrigento auf Sizilien, Alessandra Vella, hob den Hausarrest gegen die 31-Jährige wieder auf, wie «Corriere della Sera» am Dienstagabend berichtete. Richterin Vella sagte, Racketes Verbrechen, Widerstand gegen einen Beamten geleistet zu haben, sei gerechtfertigt, da sie «zur Erfüllung ihrer Pflicht» gehandelt habe, nämlich Leben auf See zu retten.
Italiens Innenminister Matteo Salvini reagierte unerfreut auf Vellas Entscheid: Rackete solle wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit des Landes verwiesen werden. Sie gehöre ins Gefängnis, meinte Salvini.
Sea-Watch begrüsst die Entscheidung
Wie «La Repubblica» berichtet, darf sich Rackete nun auf italienischem Boden frei bewegen. Die Kapitänin stand seit Samstag unter Hausarrest. Sie wird allerdings am 9. Juli in Agrigento zu einer weiteren Vernehmung erwartet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und will den genauen Fortgang des Rettungseinsatzes untersuchen. Im schlimmsten Fall droht Rackete eine Haftstrafe.
«Wir sind erleichtert, dass unsere Kapitänin frei ist», erklärte Sea-Watch am Dienstagabend im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Italien fordert Verteilung der Flüchtlinge
Rackete war in der Nacht auf Samstag festgenommen worden, nachdem sie trotz Verbots ihr Schiff mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord in den Hafen der Mittelmeerinsel Lampedusa gesteuert hatte. Die Sea-Watch 3 wurde beschlagnahmt.
Die Kapitänin rechtfertigte ihre Entscheidung, das Anlegen zu erzwingen, mit der verzweifelten Lage an Bord und der Sorge, dass Menschen über Bord in den Tod hätten springen können. Die Staatsanwaltschaft sieht eine solche Notlage nicht, auch weil 13 Flüchtlinge das Schiff unter anderem aus gesundheitlichen Gründen schon früher verlassen konnten.
Italien will keine NGO-Schiffe anlegen lassen, wenn nicht gewährleistet ist, dass die Flüchtlinge auf andere EU-Staaten verteilt werden. Über die 53 Menschen wird noch immer verhandelt. Sie befinden sich weiterhin auf Lampedusa. Fünf Staaten wollen sich an einer Lösung beteiligen.