Vorfall in Langenthal BESecurity-Leute verprügeln betrunkenen Asylbewerber
An einem Fest in Langenthal flogen in der Nacht auf Samstag die Fäuste. Security-Angestellte schlugen auf einen Asylbewerber ein, wie ein Video zeigt. Die Sicherheitskräfte verteidigen ihr Vorgehen.
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In Langenthal ereigneten sich in der Nacht auf Samstag gewaltsame Szenen. (Video: Leser-Reporter/20 Minuten)
Wüste Szenen spielten sich in der Nacht auf Samstag in Langenthal ab: Ein Leser-Video zeigt, wie Sicherheitsleute am Wuhrplatzfest auf einen Mann einprügeln. Bei diesem soll es sich laut dem Leser um einen Asylbewerber handeln. «Er hatte zuvor Becher eingesammelt, um das Depot zu erhalten», sagt der Festbesucher. Den beiden Security-Angestellten habe das nicht gepasst und sie hätten den Mann darauf hingewiesen, das Festgelände zu verlassen.
«Als er nicht gehen wollte, schlug einer der Security-Leute ihn mehrere Male direkt ins Gesicht», so der Leser weiter. Der andere habe ihn anschliessend am Hals gepackt und zu Boden geschleudert. «Sie behandelten ihn, als hätte er etwas Schlimmes angestellt. Dabei wollte er nur ein paar Franken einsacken.» Das Verhalten der Security-Mitarbeiter sei auch bei anderen Festbesuchern auf Unverständnis gestossen. «Alle fanden es total asozial.»
Abklärungen zum Vorfall laufen
Beim Kulturverein Chrämerhuus, der das Wuhrplatzfest organisiert, hat man Kenntnis von dem Vorfall. «Wir sind sehr bedrückt und verurteilen jegliche Form von Gewalt – insbesondere dann, wenn sie die Sicherheit unserer Gäste gefährdet», sagt der Festverantwortliche Stefan Schischkanov auf Anfrage. Auseinandersetzungen habe es zwar auch schon in vergangenen Jahren gegeben. «Dass Security-Mitarbeiter handgreiflich geworden sind, ist aber noch nie vorgekommen.»
Weitere Aussagen zum Vorfall könne er derzeit nicht machen, da die Abklärungen mit Stadt und Polizei noch am Laufen seien. Mit der privaten Sicherheitsfirma arbeite man seit Jahren zusammen. Schischkanov: «Wir haben bisher immer gute Erfahrungen mit ihr gemacht.»
«Vielleicht hätte er ein Messer gezückt»
20 Minuten konfrontierte den zuständigen Sicherheitsdienst, die Firma Free Team in Olten, mit dem Vorfall. Die Version von Einsatzleiter F.P.*, der im Video den Mann zu Boden wirft, geht so: Der Mann – auch P. spricht von einem Asylbewerber – habe zuvor Frauen belästigt und sei «recht besoffen» gewesen. «Mein Kollege und ich haben ihn zunächst darauf hingewiesen, dass er sich angemessen verhalten soll», erklärt P. Eine halbe Stunde später sei es aber erneut zu Beschwerden gekommen, wonach sich der Mann gegenüber anderen Gästen aggressiv gezeigt habe.
Also habe man den Störefried auf die Seite genommen und ihm gesagt, er dürfe das Festgelände fortan nicht mehr betreten. «Als wir uns umgekehrt hatten, griff er meinen Kollegen an», erzählt der 30-Jährige. Der Pöbler habe versucht, dem Kollegen einen Faustschlag zu verpassen, was ihm jedoch – wohl auch wegen des Alkoholpegels – nicht gelungen sei. Anschliessend kam es zu den gewaltsamen Szenen auf dem Video.
War es aber gerechtfertigt, auf den stark angetrunkenen Mann derart einzuprügeln, wie es der Sicherheitsmann tat? «Klar, wenn man nur das Video sieht und die Vorgeschichte nicht kennt, sieht das brutal aus», sagt P. Dass die Security-Angestellten ihre Fäuste spielen lassen, sei keineswegs an der Tagesordnung; körperliche Gewalt dürfe nur zur Selbstverteidigung angewendet werden und müsse stets verhältnismässig sein. Nach Ansicht des Einsatzleiters waren Freitagnacht beide Voraussetzungen gegeben: «Wir hatten zuvor von Gästen vernommen, dass der Mann meist mit einer Klinge herumläuft. Deshalb sind wir hart gegen ihn vorgegangen.» Mit einem Messer bedroht habe er sie aber nicht, räumt P. ein.
Keine weiteren polizeilichen Massnahmen
Nach seiner Keilerei mit den Sicherheitsleuten wurde der Asylbewerber von der Polizei weggeführt und schliesslich wieder aus den Abklärungen entlassen. Weitere polizeiliche Massnahmen würden sich nicht aufdrängen, heisst es von Seiten der Berner Kantonspolizei.
*Name der Redaktion bekannt