Teuerstes Foto der WeltSeelenheil für 4,3 Mio. Dollar?
Letzte Woche wurde das Monumentalwerk «Rhein II» des deutschen Fotografen Andreas Gursky für einen Rekordpreis versteigert. Wer mag den Fantasiepreis wohl bezahlt haben?
- von
- kmo

Menschen, Kräne, Kraftwerk weggeputzt. Die Bilder des Fotografen Andreas Gursky wirken wie Gemälde: «Rhein II» von 1999.
Als das Auktionshaus Christie's die Fotografie von Andreas Gursky letzte Woche zum Verkauf anbot, lag der Schätzwert bei 3,5 Millionen Dollar. Ersteigert wurde das Bild dann für 4,3 Millionen – ein neuer Rekordwert.
4,3 Millionen Dollar, das sind rund 3,9 Millionen Franken. Viel Geld für eine Foto. Klar, das Bild ist riesig: 1,9 x 3,6 m – das geht nicht für einen Appel und ein Ei weg. Gursky ist ein renommierter Fotograf. Und überhaupt: Bei der derzeitigen Börsenlage liegt es nahe, sein Vermögen in Kunst statt in unberechenbare Wertpapiere anzulegen.
Wer ist dieser Anonymous?
Der Käufer will anonym bleiben, wir wissen nichts über ihn. Ausser dass er gerade ein paar Millionen in der Portokasse hatte, um sich was Schönes zu kaufen. Über den Rest können wir nur spekulieren.
Wieso hat er ausgerechnet für dieses Bild so viel Geld ausgeben? Es gäbe ja noch andere Kunstobjekte, in die man investieren könnte. Manche schütteln den Kopf, sagen, «Rhein II» sei mit Abstand das langweiligste Bild der Welt. Stimmt, da passiert nicht gerade viel. Und alles, was in der echten Landschaft für Action gesorgt hätte – Menschen, Kräne, ein Kraftwerk – hat Gursky digital einfach weggeputzt. Nur ein bisschen Gras, ganz viel Himmel und der Rhein sind übrig geblieben – ein bewegtes Nichts.
Ein Chef mit vielen Sorgen
Vielleicht ist es gerade dieses Nichts, das den wohlhabenden Käufer in seinen Bann gezogen hat. Hier wollte sich jemand ganz viel Entspannung kaufen: Die Möglichkeit, einfach da zu sitzen, an die Wand zu starren und nicht mehr denken zu müssen. Es ist auf jeden Fall ein Bild, mit dem ein erfolgreicher Konzernchef (der hätte auch das nötige Kleingeld) mal für ein paar Stunden die Verantwortung loslassen kann. Vergessen kann, dass er vielleicht gerade eben ein paar Tausend Leute auf die Strasse hat setzen müssen, weil er seinen gewinnbringenden Konzern ja auf die Zukunft trimmen muss.
Schwere Entscheidungen erfordern nun mal eine ganze Menge Zen. Und in der Welt der Manager ist ja bekanntlich alles käuflich – auch Seelenheil.