Justiz ermittelt : Sek-Schüler führten Nazi- und Porno-Chat

Aktualisiert

Justiz ermittelt Sek-Schüler führten Nazi- und Porno-Chat

Sek-Schüler aus Elgg ZH haben in einem WhatsApp-Chat namens «FC NSDAP» Gewaltvideos, Pornos und radikale Äusserungen verbreitet. Es laufen Strafverfahren.

som/tam/maz/dp
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3.-Sekschüler aus Elgg ZH haben in einem Chat mit dem Namen «FC NSDAP» strafrelevanten Inhalt verschickt.

3.-Sekschüler aus Elgg ZH haben in einem Chat mit dem Namen «FC NSDAP» strafrelevanten Inhalt verschickt.

Leser-Reporter/maz
Das geht aus einem Schreiben der Sekundarschule Elgg an die Eltern hervor, das 20 Minuten vorliegt sowie aus einem Infoblatt der Schule.

Das geht aus einem Schreiben der Sekundarschule Elgg an die Eltern hervor, das 20 Minuten vorliegt sowie aus einem Infoblatt der Schule.

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Fast alle Jungs des 3. Jahrganges sowie ein Junge des 2. Jahrganges seien in den Chat involviert gewesen.

Fast alle Jungs des 3. Jahrganges sowie ein Junge des 2. Jahrganges seien in den Chat involviert gewesen.

Leser-Reporter/maz

Diskriminierende und radikale Äusserungen, Pornographie, Bild- und Videomaterial im extremen Gewaltbereich: 3.-Sekschüler aus Elgg ZH haben den Whats-App-Chat «FC NSDAP» mit strafrelevanten Inhalt unterhalten. Das geht aus einem Schreiben der Sekundarschule Elgg an die Eltern hervor, das 20 Minuten vorliegt sowie aus einem Infoblatt der Schule. Fast alle Jungs des 3. Jahrganges sowie ein Junge des 2. Jahrganges seien in den Chat involviert gewesen. Gemäss Schulleitung sind das in etwa 15 Jugendliche. NSDAP steht für Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.

Die Schule habe die Jugendintervention der Kantonspolizei Zürich eingeschaltet, heisst es im Brief, der Anfang Monat verschickt wurde. Die Schulleitung habe mehrere Handys der Schüler im Beisein der Polizei konfisziert. Die Untersuchung der Polizei habe den Verdacht auf «nicht zulässigen Inhalt» bestätigt. Die Polizei habe die betroffenen Eltern über den Vorfall und Konsequenzen informiert.

Auch deutsche Neo-Nazis im Chat?

Am 1. März sei mit allen beteiligten Schüler ein abschliessendes Gespräch durchgeführt worden. Für die Schule sei nach der Nachbearbeitung des Chatvorfalles die Situation abgeschlossen.

Ein Informant, der anonym bleiben will, ärgert sich darüber, dass die Schule «nur minimal» informiere. Er berichtet, dass der Chat anfangs harmlos gewesen, dann aber immer radikaler geworden sei. Die Gruppe habe zeitweise über 200 Mitglieder gezählt, darunter auch deutsche Neo-Nazis, die nationalsozialistische Botschaften verbreitet hätten. Die Schüler sowie die neuen Mitglieder hätten ausserdem Kinder- und Tierpornografie, Tötungsvideos, IS-Propaganda und Videos, in denen Menschen verstümmelt werden, herumgeschickt.

«Wir haben kein Problem mit Neo-Nazis»

Laut Schulleiter Reto Scheuermeier laufen nun mehrere Strafverfahren via Jugendanwaltschaft. Die Jugendanwaltschaft Winterthur bestätigt den Fall am Montag. Sie habe gegen vier Jugendliche eine Strafuntersuchung eröffnet, sagt Mediensprecherin Sarah Reimann. Aufgrund des laufenden Verfahrens könnten aber keine weitere Auskunft gegeben werden. Scheuermeier stellt klar: «Der Chat fand auf privaten Geräten ausserhalb der Schulzeit statt. Also Privatsache.» Handybetrieb für die Schülerinnen und Schüler an der Schule sei grundsätzlich nicht erlaubt. Auch in den Pausen nicht.

Sekundarschulpflege-Präsident Res von Ballmoos, der laut eigenen Angaben «nicht mehr weiss, als im Elternschreiben steht», sagt: «Die Schule hat hervorragend reagiert und informiert.» Dass deutsche Neo-Nazis am Chat beteiligt gewesen sein sollen, bezweifelt er. Ausserdem stellt er klar: In Elgg gebe es keine Probleme, die auf Neonazis zurückgingen.

Dem widerspricht der Informant. Er behauptet, dass gewisse Schüler schon im vergangenen Jahr nationalsozialistische Verhaltensmuster auf dem Pausenplatz zeigten: «Sie schrien «Heil Hitler» und zeigten den Gruss.» Wie Scheuermeier sagt, weiss er nichts von solchen Vorfällen.

«Das sind ganz nette Schüler»

Bei den Schülern der 1. Sek, die 20 Minuten am Sonntag auf dem Pausenplatz trifft, sind die Chat-Mitglieder jedenfalls nicht als Nazis bekannt. «Da waren ganz nette Schüler und sogar Ausländer dabei. Er war wohl eher als Gag gedacht.» Sie selbst seien nicht involviert gewesen, ihr Lehrer habe sie aber informiert. Die Jugendlichen halten den «FC-NSDAP»-Chat für eine Dummheit: «Solche Sachen verschickt man nicht.»

Auch bei den Eltern ist die Betroffenheit gross. «Als ich Ende 2018 von diesem Chat erfuhr, war ich besorgt», sagt R.R.*. Ihr Sohn habe ihr aber versichert, dass er beim Chat nicht dabei gewesen war. Eine andere Mutter sagt: «Ich hätte nicht gedacht, dass solche Chats bereits in diesem Alter ein Thema sein könnten.»

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