Brauerei SchützengartenÜber 100 Bewerbungen – Sekretärin findet nach Porno-Belästigung keinen Job
Sexuell belästigt und dann entlassen: Nach dem Porno-Skandal bei der Brauerei Schützengarten sucht die ehemalige Mitarbeiterin einen neuen Job.
- von
- Michelle Ineichen
Darum gehts
Nach dem Vorwurf der sexuellen Belästigung in der Brauerei Schützengarten musste die Geschädigte die Firma verlassen.
Seither hat die ehemalige Brauerei-Mitarbeiterin Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche.
Eine Sekretärin der Brauerei Schützengarten soll jahrelang von ihrem Chef sexuell belästigt worden sein. Die Geschädigte musste daraufhin die Firma verlassen, ihr Chef durfte bleiben (20 Minuten berichtete). Nun sagt Esther Vitalini: «Seit ich meine Stelle beim Schützengarten verloren habe, bin ich auf Jobsuche.»
Mittlerweile habe sie über 100 Bewerbungen verschickt. Jedoch ohne Erfolg: «Ich wurde viermal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, daraus geworden ist aber nichts.» Einen Grund für die Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche sieht sie in ihrem Alter: «Mit fast 60 Jahren einen neuen Job zu finden, ist nicht einfach», sagt Vitalini.
«Ich will eine Aufgabe haben»
Am liebsten hätte sie wieder einen Job im Verkaufsinnendienst mit Kundenkontakt. Als ausgebildete kaufmännische Angestellte sei sie bei der Arbeitssuche aber flexibel: «Ich kann mir einen Job in verschiedenen Sektoren vorstellen», so Vitalini. Das Wichtigste für sie sei, einer Arbeit nachgehen zu können: «Ich will wieder eine Aufgabe und ein geregeltes Leben haben.»
Mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber stehe sie nicht mehr in Kontakt. Eine persönliche Entschuldigung von Angesicht zu Angesicht habe sie bis heute nicht erhalten. «Ich bin immer noch sehr enttäuscht, wie die Firma mit der Situation umgegangen ist», sagt Vitalini. Mittlerweile gehe es ihr aber wieder gut: «Ich lasse mich nicht unterkriegen und konzentriere mich nun auf meine Zukunft», so die 59-Jährige.
Porno-Konsum im Büro
Vor acht Jahren wurde Vitalini in der Firma angestellt. Kurz darauf erwischte sie den Chef zum ersten Mal beim Konsum von Pornos in seinem Büro. Aus Angst, ihre Stelle zu verlieren, schwieg sie zunächst. Irgendwann meldete sie das Fehlverhalten bei der Geschäftsleitung. Doch nicht der Chef, sondern sie selbst musste den Betrieb daraufhin verlassen, obwohl der Mann alles zugab.
Nachdem der Fall letzten Herbst bekannt wurde, teilte die Brauerei in einer offiziellen Stellungnahme mit: «Wir verurteilen das inakzeptable Fehlverhalten des Vorgesetzten, durch den sich eine ehemalige Mitarbeiterin der Firma verständlicherweise und zu Recht belästigt fühlte. Wir dulden solch verwerfliches Verhalten nicht. Im Übrigen weisen wir darauf hin, dass die Nachfolgeregelung für die Neubesetzung der Vorgesetztenstelle im Gang ist und demnächst umgesetzt wird.»
Wirst du oder wird jemand, den du kennst, sexuell belästigt?
Hier findest du Hilfe:
Belästigt.ch, Onlineberatung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz
Verzeichnis von Anlaufstellen
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
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