iPhone-Hersteller in ChinaSelbstmordserie reisst nicht ab
Ein Angestellter von Foxconn hat sich das Leben genommen. Es ist der zehnte Freitod eines Mitarbeiters seit Jahresbeginn.

Erneut hat sich ein Angestellter des iPhone-Produzenten Foxconn umgebracht.
Am Dienstag stürzte sich ein 19-Jähriger von einem Foxconn-Gebäude in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen in den Tod, wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Es ist der zehnte Selbstmord seit Beginn des Jahres bei Foxconn, dem weltgrössten Produzenten von Elektronik- und Computerbauteilen. Eine Arbeitsrechtsorganisation in Hongkong kündigte den Aufruf zum weltweiten Boykott des iPhone an.
«Foxconn muss die Gründe für die Selbstmorde untersuchen», forderte die Organisation Studenten und Lehrer gegen schlechte Unternehmensführung in Hongkong. Die Todesrate sei «nicht normal». Foxconn-Gründer Terry Gou hatte am Montag Anschuldigungen zurückgewiesen, sein Unternehmen beute die Arbeiter aus und treibe sie in den Selbstmord. Er betreibe keine «Blut-Schweiss-und-Tränen- Fabriken», sagte er. Am Dienstag wollte Foxconn zunächst keine Stellungnahme zu dem neuen Selbstmord abgeben. Foxconn beschäftigt 300 000 Menschen in der chinesischen Sonderwirtschaftszone Shenzhen und 800 000 weltweit. Die Gruppe fertigt Bauteile für internationale Firmen - Apple, Dell oder Hewlett-Packard. Auch der Handelskonzern Metro arbeitet bei der Eröffnung seiner ersten Media-Markt-Filialen in China mit Foxconn zusammen.
Reporter im Undercover-Einsatz
Wie 20 Minuten Online berichtete, schickte die chinesische Zeitung «Southern Weekly» kürzlich den 20 Jahre alten Reporter Liu Zhi Yi in eine Foxconn-Fabrik. Er arbeitete undercover während 28 Tagen am Fliessband. Der US-Blog gizmodo.com hat die Geschichte aufgenommen und ins Englische übersetzt. Der Reporter berichtet von einem enormen Druck, der auf die Arbeiter aufgesetzt wird und von extrem langen Arbeitszeiten. So seien die Mitarbeiter mehr oder weniger durchgehend im Einsatz und würden nur zum Essen und Schlafen kurze Pausen einlegen. Jeweils am zehnten des Monats wird der Lohn ausbezahlt. Er beginnt bei 130 US-Dollar monatlich. Um den Imageschaden einzudämmen sollen 100 Berater eingestellt worde sein, die das Gespräch mit gefährdeten Mitarbeitern suchen.
Ende Februar berichtete das britische Newsportal telegraph.co.uk, dass in drei Firmen, die bei Apple unter Vertrag stehen, Kinderarbeit festgestellt wurde. Sie hatten mindestens elf Personen beschäftigt, die noch keine 16 Jahre alt waren. Im Annual Report schreibt Apple: «In jeder der drei Einrichtungen haben wir eine Überprüfung aller Beschäftigungsverhältnisse für das betreffende Jahr eingefordert, sowie eine vollständige Analyse des Rekrutierungsprozesses, um zu klären, wie Minderjährige beschäftigt werden konnten.» Apple verschwieg den Standort und die Namen der fehlbaren Unternehmen. Der Grossteil ihrer Zulieferfirmen befindet sich in China, aber auch in Taiwan, Singapur, auf den Philippinen, Malaysia, Thailand, in der Tschechischen Republik und den USA stehen Firmen unter Vertrag (20 Minuten Online berichtete).
Laut dem Bericht wurde gar in 24 Firmen der in China vorgegebene Mindestlohn von 800 Yuan (126 Franken) nicht bezahlt. Nur 65 Prozent der kontrollierten Unternehmen sollen sich an die vereinbarten Lohnvorgaben gehalten haben. Apple hat eigenen Angaben zufolge die Verantwortlichen aufgefordert, die ausstehende Differenz, Überstundenzulagen und das Krankengeld nachzuzahlen. In mindestens 55 von 102 Firmen, die Komponenten liefern, soll auch Apples vorgeschriebene Maximal-Arbeitszeit von 60 Stunden pro Woche ignoriert worden sein. (sda)
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