Selbstversuch: Sind Sie internetsüchtig?
In der Schweiz sind bereits 50 000 Menschen abhängig vom Internet. Nicht nur Jugendliche sind betroffen. Immer mehr Erwachsene verlieren durch ihre Sucht nach Porno- und Game-Sites den Bezug zur Realität. Finden Sie im Selbsttest heraus, ob Sie gefährdet sind.
Die künstliche Welt des Internet zieht viele Nutzerinnen und Nutzer derart in ihren Bann, dass sie sich nicht mehr daraus lösen können. Mit einer Kampagne nimmt der Kanton Zürich nun den Kampf gegen die Internet-Sucht auf. Besonders gefährdet sind Jugendliche, aber auch immer mehr Erwachsene bleiben im «Netz» hängen. Selber merken sie nicht, dass sie immer stärker in eine Abhängigkeit von der virtuellen Welt der Chatrooms, Games, Sex- und Pornoseiten heineinrutschen, wie Regula Keller von der Suchtpräventionsstelle Bezirk Horgen am Dienstag auf Anfrage sagte.
So sind es denn meist beunruhigte Eltern, die sich bei Keller und ihrem Team melden. Sie wollen wissen, ob es «noch normal» sei, dass ihr Sohn, ihre Tochter halbe Nächte am Computer verbringe. Die Jugendlichen selbst finden ihr Verhalten durchaus unproblematisch.
«Massvoll - lustvoll»
Exzessiver Internet-Gebrauch kann aber genauso in eine Abhängigkeit münden wie etwa Alkohol oder Drogen. Rund 50 000 Personen in der Schweiz gelten als internet-süchtig, schreibt das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich in seiner Mitteilung. Es lanciert die Kampagne «massvoll - lustvoll».
Im Rahmen der Kampagne hat das Institut seine Selbsttests zu verschiedenen Süchten ergänzt mit einem Test zum Internet-Konsum. Und in den öffentlichen Verkehrsmitteln appellieren Kleinplakate an die Menschen, ihren Suchtmittelkonsum und den Umgang mit dem Internet kritisch zu hinterfragen.
Die Kampagne stellt die Internet-Sucht in eine Reihe mit anderen Süchten. Tatsächlich ist auch das Verhalten der Abhängigen durchaus vergleichbar. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über das Mass des Konsums. Sie riskieren Probleme mit Familie und Freunden, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Und wenn sie das «Netz» nicht zur Verfügung haben, leiden sie an Entzugserscheinungen.
Häufig Einzelgänger
Gefährdet sind häufig Einzelgänger, weiss Regula Keller. Im «richtigen» Leben haben sie kaum Freunde, fühlen sich unsicher und einsam. In Chatrooms schliessen sie ungezwungen Bekanntschaften, können sich cool geben. Games, Sex- und Pornoseiten lassen den realen Alltag vollends in den Hintergrund rücken.
Die Grenzen zwischen normaler Nutzung und problematischem Verhalten sind fliessend. Keller rät besorgten Eltern deshalb als erstes, ihre Kinder genauer zu beobachten. Es reiche nicht, das «Gefühl» zu haben, sie sässen zu lang am Computer.
In einem zweiten Schritt sollten sie die Jugendlichen auf ihr Verhalten ansprechen. Versuchen, Regeln zu vereinbaren. Wenn das nichts fruchte, sollte man die Betroffenen in eine Beratung schicken. Spezialisierte Angebote sind zu finden über die Suchtpräventions- oder die Jugendberatungsstellen.
Und die Internetseite «tschau» enthält eine Fülle von Adressen zu den verschiedensten Bereichen. Die Seite ist ein Angebot der Pro Juventute, initiiert und teilfinanziert von der Gesundheitsförderung Schweiz und unterstützt vom Bundesamt für Gesundheit. (sda)