10-stündige Rede: Senatorin quatscht Männer an die Wand

Aktualisiert

10-stündige RedeSenatorin quatscht Männer an die Wand

Republikanische Senatoren in Texas wollten Abtreibungen faktisch verunmöglichen. Doch ihre demokratische Ratskollegin Wendy Davis rang die alten Männer mit einer Marathonrede nieder.

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Hunderte Demonstranten haben mit lautstarkem Protest ein umstrittenes Gesetz zur Einschränkung von Abtreibungen im US-Staat Texas verhindert. Durch den Tumult im Senatsgebäude in Austin verpassten die Republikaner die bis Dienstag um Mitternacht festgesetzte Frist für die Billigung der Vorlage, durch die nahezu alle Abtreibungskliniken in Texas hätten schliessen müssen.

Zuvor hatten die Republikaner darauf beharrt, dass die Abstimmung noch vor Mitternacht begonnen hatte und das Gesetz damit gebilligt sei. Doch offizielle Protokolle zeigten, dass das Votum erst am Mittwoch begonnen hatte. Der stellvertretende Gouverneur David Dewhurst bezeichnete die 400 Demonstranten, die kurz vor Mitternacht mit ihrem lauten Protest begonnen hatten, als «unbändigen Mob».

Telefon- und Kochbuch sind nicht zulässig

Die Abstimmung konnte erst so spät am Abend stattfinden, weil die demokratische Senatorin Wendy Davis sie mit einem sogenannten Filibuster blockierte: Mit einer mehr als zehnstündigen Marathonrede verzögerte sie die Abstimmung. Zu diesem Zweck trug sie Laufschuhe, denn sie musste über den gesamten Zeitraum hinweg stehen bleiben. Da sie sich auch nicht an das Rednerpult anlehnen durfte, trug sie eine Stützstrebe auf ihrem Rücken. Auch Toilettenpausen waren ihr nicht gestattet.

Ihre Rede durfte im Unterschied zum US-Senat auch nicht vom Thema abweichen. In Washington wird bei Filibustern bisweilen aus Telefon- und Kochbüchern vorgelesen. Den Rekord hält Senator Strom Thurmond, der 1957 geschlagene 24 Stunden und 18 Minuten sprach. In Texas sind die Regeln wesentlich strenger. Nach drei Verstössen konnten die Republikaner Davis den Regeln zufolge erst kurz vor Mitternacht unterbrechen.

Sogar Obama verfolgte die Debatte

Die denkwürdige Nicht-Abstimmung hat die 50-jährige Davis auf die nationale Politbühne katapultiert. Sogar US-Präsident Barack Obama nahm Anteil: «In Austin passiert diese Nacht etwas Besonderes», twitterte er. Die Senatorin stammt aus armen Verhältnissen und hatte mit 19 ihr erstes Kind, das sie alleine aufzog. Später studierte sie an der Elite-Universität Harvard Jura.

Die umstrittene Gesetzvorlage sieht ein Verbot von Abtreibungen nach der 20. Schwangerschaftswoche vor. Überdies sollen Abtreibungskliniken verpflichtet werden, ihre Geräte auf den neusten Stand zu bringen und sich als Operations-Zentren registrieren zu lassen. Dadurch hätten vermutlich 37 der 42 Abtreibungskliniken in Texas schliessen müssen.

Wütende Zuschauer verhindern Abstimmung:

(Video: Youtube/thetexastribune) (kri/sda)

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