Küsnacht ZH: Seniorin in Villa getötet – Mann nach 23 Jahren angeklagt

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Küsnacht ZHSeniorin in Villa getötet – Mann nach 23 Jahren angeklagt

Ein Mann soll im Sommer 1997 eine 86-jährige Frau in einer Villa in Küsnacht ZH getötet haben. Er sitzt bereits wegen eines Raubüberfalls im Gefängnis.

Thomas Mathis
Stefan Hohler
von
Thomas Mathis
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Stefan Hohler
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Der Mann wurde 2017 in Spanien verhaftet.

Der Mann wurde 2017 in Spanien verhaftet.

Guardia Civil
In Küsnacht soll er eine 86-jährige Frau getötet haben, um an Geld und Wertsachen zu kommen.

In Küsnacht soll er eine 86-jährige Frau getötet haben, um an Geld und Wertsachen zu kommen.

Wikimedia / Roland zh
Mit diesem Phantombild hatte die Polizei 2016 nach dem Räuber von Thun gesucht.

Mit diesem Phantombild hatte die Polizei 2016 nach dem Räuber von Thun gesucht.

Kantonspolizei Bern

In einer Villa in Küsnacht hatte die Polizei im Juli 1997 die Leiche einer 86-jährigen Frau gefunden. Die Ermittler gingen aufgrund der Situation vor Ort von einem Tötungsdelikt aus. Die tote Witwe lag gefesselt in der Waschküche ihrer Villa. Sie war an ihren schweren Schlagverletzungen an Kopf, Hals und Armen gestorben, die ihr der Täter während des Raubes zugefügt hatte.

Bei der Spurensicherung stiessen sie auf eine DNA-Spur von einem unbekannten Mann. Trotz umfangreicher Suche gelang es nicht, den Täter zu finden. Nach 23 Jahren hat die Staatsanwaltschaft nun einen 77-jährigen Italiener angeklagt, wie es am Montag in einer Mitteilung heisst. Ihm wird vorgeworfen, die Frau ermordet zu haben. Er soll die Absicht gehabt haben, Geld und Wertgegenstände zu entwenden.

In Spanien verhaftet

Die Identifizierung gelang, weil der Mann in Thun mit grösster Brutalität einen Raubüberfall verübt hat. Der Italiener hatte mit einer Pistolenattrappe ein Ehepaar und die Tochter in ihrer Privatwohnung überfallen. Er fesselte die drei und drohte, sie zu töten. Er zwang die Tochter zu Oralsex und stahl Wertsachen im Betrag von rund 70'000 Franken. Danach musste die Familie mit ihm zu Fuss zur Bijouterie gehen, wo die Frau als Filialleiterin arbeitete. Dort stahl er Schmuck im Wert von rund 45'000 Franken. Die Beute verhökerte er in Italien und Spanien.

Im November 2016 stiess die Kantonspolizei Bern auf eine DNA-Spur, die mit der DNA-Spur vom Tatort übereinstimmte. 2017 wurde der Mann von der spanischen Polizei verhaftet und ausgeliefert. Ein Jahr später kam die Verurteilung wegen Raubs und Nötigung zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von sieben Jahren. Der 77-Jährige befindet sich im ordentlichen Strafvollzug.

«DNA-Analyse ist wichtig»

Nun muss er sich auch vor dem Bezirksgericht Meilen verantworten. Im Februar 2020 wurde die nachträgliche Auslieferung durch die spanischen Behörden auch für den Mordfall definitiv gutgeheissen. Der Häftling hatte sich mit Rechtsmitteln durch alle Instanzen dagegen gewehrt.

«Dass eine so lange zurückliegende Tat doch noch aufgearbeitet und vor der Verjährung zur Anklage gebracht werden kann, zeigt einmal mehr die Wichtigkeit der DNA-Analyse als unabdingbaren Instruments für die Strafverfolgungsbehörden bei der Verbrechensbekämpfung», schreibt die Staatsanwaltschaft. Dass der Fall trotz so langer Zeit doch noch vor Gericht kommt, hängt damit zusammen, dass die Staatsanwaltschaft auf Mord plädiert. Hier beträgt die Verjährungsfrist 30 Jahre. Alle anderen Delikte – auch vorsätzliche Tötung – sind nach maximal 15 Jahren verjährt.

Bist du oder jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Fachstelle Frauenberatung

Onlineberatung für Frauen (BIF)

Onlineberatung für Männer

Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Pro Juventute, Tel. 147

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