Deutschland: Archäologen entdecken Kirche von Rungholt

Aktualisiert

DeutschlandMysteriöses Rungholt – die Kirche des «Atlantis der Nordsee» wurde entdeckt 

Eine Sturmflut versenkte die Siedlung Rungholt vor etwa 700 Jahren im Meer. Jetzt fanden Forscher Überreste der Kirche, die zur legendären Ortschaft gehört hatte.

Reto Bollmann
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Reto Bollmann
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In der Nähe der Hallig Südfall (im Bild) fanden Forscher künstliche Siedlungshügel, die der sagenumwobenen Siedlung Rungholt zugeschrieben werden.

In der Nähe der Hallig Südfall (im Bild) fanden Forscher künstliche Siedlungshügel, die der sagenumwobenen Siedlung Rungholt zugeschrieben werden.

imago images/allOver-MEV
1362 wurde Rungholt bei einer Sturmflut zerstört und im Meer begraben.

1362 wurde Rungholt bei einer Sturmflut zerstört und im Meer begraben.

IMAGO/Zoonar
Die Entdeckung bestätigt nicht nur die Existenz von Rungholt, sondern liefert auch Anhaltspunkte für dessen Lage.

Die Entdeckung bestätigt nicht nur die Existenz von Rungholt, sondern liefert auch Anhaltspunkte für dessen Lage.

imago/McPHOTO/Wernicke

Darum gehts

  • Vor etwa 700 Jahren begrub eine Sturmflut die Insel, auf der die sagenumwobene Siedlung Rungholt gelegen hatte.

  • Erst im Jahr 1921 wurde die Existenz von Rungholt endgültig bewiesen.

  • Jetzt entdeckten Archäologen die Überreste der Kirche Rungholts.

Die Siedlung Rungholt ist legendär: 1362 wurde sie bei einer Sturmflut zerstört und im Meer begraben. Rungholt, das auch als Handelsplatz diente, lag in der Nähe von Hallig Südfall im Wattenmeer der deutschen Nordsee. Die nordfriesischen Inseln ragen hier nur wenig über den Meeresspiegel hinaus und sind je nach Gezeiten auch von Wasser überdeckt. Um Rungholt ranken sich viele Mythen – es wird auch als «Atlantis der Nordsee» bezeichnet.

Jetzt haben Archäologen Teile der fast 700 Jahre verschollenen Kirche der Siedlung entdeckt – ein Sensationsfund. Denn die Entdeckung bestätigt nicht nur die Echtheit von Rungholt, sondern liefert auch «Anhaltspunkte für dessen Lage», wie Travelbook.de schreibt.

Die Entdeckung wurde vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein und Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Johannes Gutenberg-Universität in einer gemeinsamen Mitteilung bestätigt.

In der Nähe der Hallig Südfall entdeckte das Forscherteam der beteiligten Organisationen eine etwa zwei Kilometer lange Kette bestehend aus mittelalterlichen Warften, also künstlicher Siedlungshügel. Und die Forscher sind sich sicher, dass eine dieser Warften die Fundamente einer Kirche mit einem Grundriss von 40x14 Metern darstellt.

Mit gezielten Ausgrabungen und Bohrungen konnten die Archäologen bereits erste Erkenntnisse zum Fundament der Rungholt-Kirche gewinnen. So reiht sich die Kirche in die grossen Kirchen Nordfrieslands, sind sie sich sicher. Aus der Grösse der Kirche leiten sie Wohlstand sowie eine wichtige Funktion für mehrere Siedlungen ab.

Laut Legende versenkte Gott Rungholt im Meer

In der Atlantis-Legende von Plato wird berichtet, dass der Reichtum die Bewohner von Rungholt verdorben und egoistisch gemacht habe. In einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1666 heisst es, dass zwei betrunkene Bauern ein Schwein betrunken gemacht hätten. Anschliessend hätten sie den Priester der Insel gerufen, um dem gequälten Tier die letzte Ölung zu spenden. Als der Priester sich geweigert habe, dieser beleidigenden Bitte nachzukommen, hätten die Bauern Bier über die Hostien gegossen, die Oblaten, die das Brot des letzten Abendmahls symbolisieren. Daraufhin habe der Priester Gott darum gebeten, die Bewohner von Rungholt für ihre Gotteslästerung zu bestrafen – und die Insel ging im Meer unter.

Erst 1921 wurde die Existenz von Rungholt endgültig bewiesen, als der Heimatforscher Andreas Busch im Watt verzierte Keramik-Krüge, Überreste von Häusern und Zisternen der alten Hafenstadt fand. Auch ausländische Produkte wie skandinavische Keramik und eine maurische Kanne aus Spanien gehörten zu den Fundstücken – und sprachen dafür, dass Rungholt trotz seiner geringen Grösse wohl von beachtlicher Bedeutung gewesen sein muss.

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