Serbien: Nikolic führt nach erster Runde

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Serbien: Nikolic führt nach erster Runde

Die erste Runde der serbischen Präsidentenwahl geht offenbar an den Nationalisten Tomislav Nikolic. Der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS) hat nach Hochrechnungen 39,4 Prozent der Stimmen geholt.

Der amtierende Staatspräsident und Vorsitzende der Demokratischen Partei (DS), Boris Tadic, kam mit 35,4 Prozent auf den zweiten Platz, wie die Wahlforschungsgruppe CESID in Belgrad nach der Schliessung der Wahllokale mitteilte.

Alle anderen sieben Mitbewerber spielten weit abgeschlagen keine Rolle. Weil weder Nikolic noch Tadic die vorgeschriebene absolute Mehrheit von 50 Prozent erreichten, wird der Sieger in der Stichwahl am 3. Februar ermittelt.

Die nichtstaatliche Organisation CESID stützt ihre Hochrechnungen auf Stichproben-Auszählungen in 700 repräsentativen Wahllokalen ab. Erste offizielle Ergebnisse wurden gegen Mitternacht erwartet.

«Die zweite Runde wird sehr eng» für diese beiden Kandidaten, kommentierte CESID-Direktor Zoran Lucic das Ergebnis. Entscheidend dürfte sein, für welche Seite die Wählerinnen und Wähler der abgeschlagenen Kandidaten stimmen würden, analysierten Experten im Staatsfernsehen.

Hohe Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung betrug laut CESID 60,6 Prozent. Die meisten Analytiker und Beobachter hatten eine Wahlbeteiligung von etwa 45 Prozent prognostiziert. Die 6,7 Millionen Wahlberechtigten seien sich der «politischen Richtungsentscheidung» bewusst gewesen, begründeten Kommentatoren den Ansturm auf die Wahllokale.

Der Urnengang galt als Richtungswahl für eine stärkere Anlehnung an den Westen oder an Russland. Tadic steht für eine prowestliche Politik und wird offen von den USA und der EU unterstützt.

Nikolic will sich dagegen von der EU abwenden und ein enges Bündnis mit Russland schmieden. Sowohl Tadic als auch Nikolic lehnen eine Abspaltung der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Kosovo ab.

Weg nach Europa

«Diese Wahl ist die erste Halbzeit», sagte Tadic bei der Stimmabgabe am Sonntag. In der zweiten Halbzeit Anfang Februar hätten die Bürger die Chance, Serbien den Weg nach Europa zu bahnen.

Nikolic dagegen sagte: «Russland ist ein viel engerer Partner Serbiens.» Wenn die EU ihre Pforten öffne und Serbien nicht länger Steine in den Weg lege, werde das Land der Union gerne beitreten.

Zwischen den beiden Wahlgängen will die EU ihren Kurs für die geplante Unabhängigkeit des Kosovo festlegen. Die Mehrheit der EU-Staaten befürwortet eine Souveränität der Provinz.

Auf der einen Seite will die EU alles tun, um dem Wunschkandidaten Tadic nicht durch eine schnelle Unabhängigkeit der Provinz zu schaden. Auf der anderen Seite soll Serbien als «Entschädigung» für den sich abzeichnenden Gebietsverlust schneller an die EU herangeführt werden.

(sda)

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